Der Materiezyklus und die Galaxienentwicklung
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
27. Mai 2022
In Heidelberg wird sich eine neue Forschungsgruppe intensiv
mit dem Materiezyklus in Galaxien befassen. Die neue Emmy-Noether-Forschungsgruppe,
die gerade ihre Arbeit aufgenommen hat, wird von der DFG mit rund 1,7 Millionen
Euro über sechs Jahre gefördert. Die Arbeit soll computergestützte
Galaxiensimulationen verbessern helfen.
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Die Sternentstehungsregion NGC 3603.
Bild: NASA, ESA und die Hubble Heritage (STScI
/ AURA)-ESA / Hubble Collaboration [Großansicht] |
Der für die Entwicklung von Galaxien entscheidende Materiezyklus steht im
Mittelpunkt einer neuen Emmy-Noether-Forschungsgruppe, die ihre Arbeit am
Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) aufgenommen hat. Das
Forscherteam unter der Leitung von Dr. Mélanie Chevance wird dabei insbesondere
in quantitativer Hinsicht untersuchen, wie Materie innerhalb von Galaxien
fließt, wie Gas in Sterne umgewandelt wird und wie Sterne das Material wieder in
das sie umgebende Medium ausstoßen. In den kommenden sechs Jahren wird die
Gruppe von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 1,7 Millionen
Euro gefördert.
Galaxien befinden sich unter dem Einfluss des sogenannten Materiezyklus in
ständiger Entwicklung: "Gaswolken sammeln sich und kollabieren. Sterne bilden
sich in ihnen und Materie sowie Energie werden durch Rückkopplungen und
Turbulenzen wieder in das interstellare Medium umverteilt", so Chevance. Die
physikalischen Prozesse, die diesen Zyklus antreiben, finden auf den kleinen
Skalen von Molekülwolken statt, bestimmen aber die Entwicklung ganzer Galaxien.
Im Gegenzug wirkt sich die großräumige Entwicklung von Galaxien direkt auf
diese Umgebung aus, in der sich Sterne bilden. "Der Materiezyklus stellt dabei
eine Art Motor dar, der die Entwicklung von Galaxien antreibt. Die genauen
Abläufe sind jedoch im Detail noch unbekannt", betont die Heidelberger
Astrophysikerin. Die Untersuchungen der neuen Emmy-Noether-Forschungsgruppe
kombinieren astronomische Beobachtungen mit numerischen Modellierungen und
zielen darauf, computergestützte Galaxiensimulationen zu verbessern. Ermittelt
werden soll etwa auch die Geschwindigkeit, mit der Materie diesen Zyklus
durchläuft.
Chevance schloss im Jahr 2013 ihr Master-Studium in Astronomie und
Astrophysik an der Université Pierre et Marie Curie und dem
Observatoire de Paris ab. Im Jahr 2016 wurde sie an der Université
Paris Diderot und dem Forschungszentrum des Commissariat à l’énergie
atomique et aux énergies alternatives (CEA) in Saclay promoviert. Seit Mai
2022 forscht sie am Institut für Theoretische Astrophysik, das zum Zentrum für
Astronomie der Universität Heidelberg gehört.
Das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft eröffnet
besonders qualifizierten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die
Möglichkeit, sich durch die eigenverantwortliche Leitung einer Nachwuchsgruppe
über einen Zeitraum von sechs Jahren für eine Hochschulprofessur zu
qualifizieren.
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