Mission zur Asteroidenablenkung vor dem Start
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Museums für Naturkunde - Leibniz-Institut für
Evolutions- und Biodiversitätsforschung astronews.com
22. November 2021
Mit der Mission Double
Asteroid Redirection Test, kurz DART, will die amerikanische
Weltraumbehörde NASA erstmals die Ablenkung eines Asteroiden durch einen
Aufschlag testen. Ziel der Mission ist das binäre Asteroidensystem Didymos und
hier der Asteroidenmond Dimorphos. Die Folgen des Aufschlags sollen von der Erde
aus verfolgt und durch eine weitere Mission erforscht werden.
Ziel der Mission DART ist das binäre
Asteroidensystem Didymos.
Bild: NASA / Johns Hopkins APL [Großansicht] |
Ständig treffen Teile von interplanetarem Staub und Gestein auf die Erde. Die
meisten von ihnen sind harmlos und verglühen in unserer Atmosphäre. Doch 2013
trat ein unentdeckter, mit 18 Metern relativ kleiner Asteroid in die
Erdatmosphäre ein und explodierte über der russischen Stadt Tscheljabinsk. Die
Explosion verletzte mehr als 1600 Menschen und verursachte Schäden in Höhe von
etwa 30 Millionen Dollar. Astronominnen und Astronomen schätzen, dass es etwa 25.000 erdnahe Asteroiden mit einer
Größe von über 140 Metern gibt – eine potentiell große Gefahr.
Der Double
Asteroid Redirection Test (DART) der NASA ist die erste Mission zur Ablenkung
eines Asteroiden. Das DART-Raumfahrzeug, das die Größe eines Verkaufsautomaten
hat und im Wesentlichen aus Solarzellenfeldern und zwei Antriebssystemen
besteht, wurde vom Johns Hopkins Applied Physics Laboratory (APL) gebaut. DART
wird auf den Asteroidenmond Dimorphos ausgerichtet, den es mit einer
Geschwindigkeit von mehr als sechs Kilometern pro Sekunde (oder fast 22.000
Kilometer pro Stunde) treffen wird.
Das binäre Asteroidensystem Didymos besteht
aus einem größeren Asteroiden namens Didymos (mit einem Durchmesser von 780
Metern) und einem kleineren, umlaufenden Asteroidenmond namens Dimorphos (160
Meter). Asteroiden umkreisen wie die Planeten die Sonne, die meisten von ihnen
auf stabilen Bahnen zwischen den Planeten Mars und Jupiter. Sie werden nur dann
gefährlich, wenn sich ihre Bahnen und die Erdumlaufbahn zum gleichen Zeitpunkt
kreuzen. Der Schlüssel zur Vermeidung eines Einschlags ist die Fähigkeit der
Vorhersage gegenseitiger Annäherungen, um dann die Bahn des Asteroiden
geringfügig so zu verändern, dass der Asteroid früher oder später am
Schnittpunkt von Erdbahn und Asteroidenorbit eintrifft, um eine Kollision mit
der Erde zu vermeiden.
Die Durchführung einer solchen Mission erfordert
umfangreicher Modellierung und Simulation des kinetischen Aufpralls, die unter
anderem am Museum für Naturkunde Berlin durchgeführt werden. Prof. Dr. Kai Wünnemann leitet hier zusammen mit internationalen Kolleginnen
und Kollegen die
Arbeitsgruppe "Impact Modeling" und erklärt: "Zwar kann durch präzise
Beobachtungen des Asteroidensystems durch Teleskope vor und nach dem Einschlag
vermessen werden, wie stark Dimorphos durch den Aufprall abgelenkt wurde,
genauere Resultate und insbesondere eine detaillierte Beobachtung des
verursachten Kraters sowie die Bestimmung der Eigenschaften des Asteroiden und
seines Mondes werden aber erst im Rahmen der Hera-Mission der ESA, die 2024
gestartet wird, folgen."
Auch das ebenfalls in Berlin ansässige Institut für Planetenforschung im
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist an DART wissenschaftlich
beteiligt. Dr. Jean-Baptiste Vincent ist Mitglied der "Proximity"-Arbeitsgruppe, in der die Oberflächenmorphologie von Didymos und Dimorphos untersucht und ein Formmodell beider Asteroiden erstellt
wird. Dr. Vincent und das DLR ist mit mehreren internationalen Kollegen u. a.
auch für die Aufnahmeplanung und Datenanalyse der Kamera auf der
Nachfolgemission HERA der europäischen Weltraumagentur ESA verantwortlich.
HERA wird 2024 starten und wie DART zu Didimos und Dimorphos fliegen, um die
Auswirkungen der Kollision von DART und Dimoprhos zu untersuchen.
Der Start von
DART ist für den Morgen des 24. November 2021 geplant, der Einschlag in Dimorphos erfolgt
zwischen dem 26. September und dem 1. Oktober 2022. Obwohl Didymos zu diesem
Zeitpunkt noch etwa elf Millionen Kilometer von der Erde entfernt sein wird,
können Teleskope auf der ganzen Welt die Veränderung der Umlaufbahn bestimmen.
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