Didymos als Einschlagziel für AIDA
von Stefan Deiters astronews.com
26. Februar 2013
Für die derzeit diskutierte Mission Asteroid Impact and
Assessment (AIDA) der europäischen Weltraumagentur ESA gibt es jetzt ein
Ziel: Eine Projektilsonde könnte im Jahr 2022 auf dem Asteroiden Didymos
einschlagen, wenn dieser nur rund elf Millionen Kilometer von der Erde entfernt
ist. Didymos ist ein Doppelasteroid und besteht aus einem 800 und einem 150
Meter durchmessenden Brocken.
AIDA könnte 2022
Didymos, einen Doppelasteroiden, erforschen.
Bild: ESA |
Seit etwa zwei Jahren diskutiert die ESA mit Partnern aus aller Welt über eine
preiswerte Mission zu einem erdnahen Asteroiden. Mit diesem Vorhaben unter dem
Namen Asteroid Impact and Assessment (AIDA) sollen wichtige Daten über
die Asteroiden gesammelt werden, die der Erde immer wieder nahe kommen und in
der Vergangenheit schon wiederholt auf ihr eingeschlagen sind.
Die dichte Passage eines Asteroiden in der vorletzten Woche und ein
spektakulärer Meteor am gleichen Tag über Russland haben gerade wieder in
Erinnerung gerufen, dass die Gefährdung unserer Zivilisation durch Asteroiden
durchaus real ist.
Jetzt haben sich die an der in Aussicht genommenen Mission beteiligten Partner
auf einen Asteroiden verständigt, der Ziel von AIDA sein könnte: der Asteroid
Didymos. Er wird sich der Erde im Jahr 2022 bis auf elf Millionen Kilometer
annähern. Didymos ist ein Doppelasteroid und besteht aus einem rund 800 Meter
durchmessenden Brocken, der von einem Begleiter mit einem Durchmesser von rund
150 Metern umrundet wird.
Die diskutierte Mission AIDA soll eine internationale Mission werden, die mit
verhältnismäßig geringem Aufwand realisiert werden könnte. Sie würde aus zwei
Sonden bestehen, von denen eine Sonde mit einer Geschwindigkeit von 6,25
Kilometern pro Sekunde auf ihr Ziel stürzt und die andere Sonde das Geschehen
verfolgt. Bei einem Doppelasteroiden sollten sich dadurch beispielsweise
Änderungen im Umlauf der beiden Objekte beobachten lassen. AIDA soll noch keine
Verfahren zur Ablenkung von erdbedrohenden Asteroiden ausprobieren, wäre aber
ein erster Schritt in diese Richtung.
Beide Sonden der Mission würden weitestgehend unabhängig voneinander arbeiten.
Die Projektilsonde, der Double Asteroid Redirection Test (DART), würde
vom Applied Physics Laboratory der amerikanischen Johns Hopkins
University gebaut werden. Die ESA würde den Asteroid Impact Monitor
(AIM) beisteuern, der Didymos vor und nach dem Einschlag gründlich untersuchen
soll.
Didymos stellt für die Erde keine Gefahr dar. Er kommt unserem Planeten aber so
nahe, dass er sich mit Teleskopen mit einem Durchmesser ab ein bis zwei Metern
beobachten lassen sollte. Solche Beobachtungen könnten die Analysen von AIM
ergänzen. Die ESA sucht zudem noch nach weiteren Ideen für Experimente, die an
Bord der Sonde oder aber auf dem Boden durchgeführt werden könnten, um die
wissenschaftliche Ausbeute der Mission zu maximieren.
"AIDA ist nicht nur eine weitere Asteroiden-Mission, sondern auch als
Forschungsplattform gedacht, die ganz verschiedenen Gruppen offensteht", so
Andrés Gálves von der ESA. "Dieses Projekt kann für ganz unterschiedliche
Bereiche von Bedeutung sein", unterstreicht auch Andy Cheng vom Applied
Physics Laboratory. "Von angewandter Wissenschaft, über Erkundung bis zur
Erforschung einer möglichen Nutzung der Ressourcen von Asteroiden."
Vorschläge können noch bis zum 15. März 2013 bei der ESA eingereicht werden.
"Eine Mission wie diese erlaubt es uns, Technologien zu testen, bevor wir einen
tatsächlich gefährlichen Asteroiden entdeckt haben", so Patrick Michel vom
Observatoire de la Côte d' Azur. "Die Physik von Einschlägen zu verstehen
ist zudem auch für die Planetenwissenschaft und das Verständnis der Dynamik von
Doppelasteroiden sehr wichtig."
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