Möglicher Grund für Computerprobleme identifiziert
von
Stefan Deiters astronews.com
15. Juli 2021
Seit etwa einem Monat hat das Weltraumteleskop Hubble
seinen Beobachtungsbetrieb wegen eines Problems mit dem Computer, der die
wissenschaftlichen Instrumente steuert, eingestellt. Nun glaubt man bei der
NASA, die Ursache gefunden zu haben und plant in den kommenden Tagen die
Wiederinbetriebnahme des Weltraumteleskops.
Das Weltraumteleskop Hubble wurde 1990 in einen Erdorbit
gebracht.
Bild: NASA / Smithsonian Institution /
Lockheed Corporation
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Seit dem 13. Juni 2021 macht das Weltraumteleskop Hubble keine
Beobachtungen mehr: Vor einem Monat hatte sich der Computer zur Steuerung der
wissenschaftlichen Instrumente an Bord überraschend ausgeschaltet und konnte
auch nicht wieder aktiviert werden. Anfangs hatten die Experten ein Problem mit
einem Speicherbaustein vermutet und versucht, auf einen Ersatzspeicher
umzuschalten, was allerdings nicht klappte, so dass die Suche nach einer Lösung
für das Problem weiterging.
Bei dem fraglichen Computer handelt es sich um den "NASA Standard Spacecraft
Computer-1", der in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Er ist Teil des
Steuerungs- und Datenverarbeitungsmoduls für die wissenschaftlichen Instrumente.
Das derzeit verwendete Modul ist nicht bereits seit dem Start von Hubble
im Jahr 1990 aktiv, sondern wurde während der letzten Wartungsmission im Mai
2009 installiert. In der Austauscheinheit wurde Originalhardware aus den 1980er
Jahren verwendet.
In den vergangenen Wochen wurden nun diverse Tests mit dem Modul, dem
Computer und den jeweiligen Ersatzmodulen gemacht. Dadurch gelangten die
Techniker zu der Vermutung, dass der Ursache für die Probleme ein Bauteil sein
könnte, das die Energieversorgung der Instrumente regelt und auch Teil des
Steuerungs- und Datenverarbeitungsmoduls ist. Hier könnte ein
Sicherheitsschaltkreis ausgelöst worden sein - entweder wegen einer
tatsächlichen Über- oder Unterspannung oder eines Problems mit dem
Schaltkreis selbst.
Da sich das Bauteil zur Regelung der Energieversorgung nicht zurücksetzen
ließ, plant man bei der NASA nun, die Backup-Einheit des Steuerungs- und
Datenverarbeitungsmoduls zu aktivieren, inklusive des darin enthaltenen
Energieregelungsmoduls. Mit den entsprechenden Arbeiten soll heute begonnen
werden, es wird aber einige Tage dauern, bis klar ist, ob alles funktioniert hat
und die wissenschaftlichen Instrumente wieder in Betrieb gehen können.
Die meisten Sonden verfügen über zwei komplett redundante Module der
missionskritischen Systeme, so dass eine Mission nicht beendet werden muss, wenn
es mit einer Einheit zu Problemen kommt. Das Hubble-Team hatte bereits
2008 das Steuerungs- und Datenverarbeitungsmodul gewechselt, nachdem ein Modul
ausgefallen war. Bei der Wartungsmission 2009 konnte dies dann ausgetauscht
werden.
Update (19. Juli 2021): Das Umschalten hat geklappt, die
wissenschaftlichen Instrumente von Hubble arbeiten wieder.
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