Bauteil defekt, Service-Mission verschoben
von Stefan Deiters astronews.com
30. September 2008
Das Weltraumteleskop Hubble hat seit dem Wochenende
Probleme mit der Elektronik. Ein Bauteil, das für die Speicherung und
Übertragung wissenschaftlicher Daten zuständig ist, funktioniert nicht mehr
richtig. Die für Mitte Oktober geplante letzte Service-Mission zu Hubble
dürfte nun um mehrere Monate verschoben werden, um auch das defekte Bauteil
austauschen zu können.

Das
Weltraumteleskop Hubble.
Foto: NASA / ESA |
Experten rechnen damit, dass sich die Mission STS-125 der
Raumfähre Atlantis, deren Start eigentlich für den 14. Oktober geplant
war, auf frühestens Mitte Februar 2009 verschieben wird. Die Atlantis
soll bei einem letzten Besuch bei Hubble das Weltraumteleskop fit für
die kommenden Jahre machen und mit neuen wissenschaftlichen Instrumenten
ausrüsten. Ein Ersatz des Bauteils, bei dem jetzt Probleme aufgetaucht sind, war
allerdings nicht vorgesehen.
"Stellen Sie sich nur vor, dieses Problem wäre zwei Wochen nach der
Service-Mission aufgetreten", sagte Ed Weiler vom NASA-Hauptquartier in der
Nacht vor der Presse. "Es wäre immer wieder zu Fehlfunktionen gekommen und die
Mission wäre vielleicht nach sechs, zwölf oder 18 Monaten beendet gewesen. Also
könnte man fast sagen, dass es, wenn es denn passieren musste, es zum genau
richtigen Zeitpunkt passiert ist. Ich sehe das Glas für uns also als halbvoll
und nicht als halbleer an."
Eine endgültige Entscheidung über das weitere Vorgehen wird vermutlich bis
Ende der kommenden Woche fallen. Dabei sind sowohl die Termine für die anderen
schon geplanten Shuttle-Flüge zur ISS zu berücksichtigen als auch die
der russischen Sojus-Raumschiffe. Zudem muss während der Hubble-Service-Mission
eine Raumfähre als "Rettungsboot" startbereit gehalten werden, falls die
Atlantis wegen eines Problems nicht sicher zur Erde zurückkehren kann.
Das Problem mit dem sogenannten Control Unit/Science Data Formatter,
kurz CU/SDF, begann in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag. Das Bauteil ist für
die Speicherung und Übertragung von Beobachtungsdaten zur Erde notwendig. Als
der Bordcomputer die Fehlfunktion bemerkte, schaltete er das Teleskop in einen
Safe-Modus, der die Instrumente und die Elektronik schützen soll. Alle Versuche
die fehlerhaft arbeitende Komponente wieder zum Laufen zu bringen, waren nicht
erfolgreich.
Das Hubble-Team plant nun das Backup-Bauteil zu aktivieren. Die dazu
notwendigen Schritte verlangen allerdings einiges an Vorbereitung, da das
gesamte Datenmanagement des Teleskops modifiziert werden muss. Die Techniker
rechnen daher damit, dass es frühestens Ende der Woche soweit sein wird. Solange
sind keine wissenschaftlichen Beobachtungen möglich. Ob die Aktivierung des
Backup-Kanals zur Datenverarbeitung allerdings problemlos verläuft, ist nicht
sicher: Die entsprechenden Bauteile wurde seit dem Start des Teleskops im Jahr
1990 nicht mehr aktiviert.
Selbst wenn es funktioniert, wäre Hubble auf Gedeih und Verderb auf
diesen Kanal angewiesen. Sein Ausfall würde das sofortige Ende der Mission
bedeuten. Zwar hat das jetzt defekte Bauteil 18 Jahre lang problemlos
funktioniert, doch wollen die Verantwortlichen kein Risiko eingehen: Mit einem
Austausch der defekten Komponente wären wieder zwei Systeme vorhanden und die
Mission voraussichtlich für weitere Jahre gesichert - der Preis ist eine
Verschiebung der Service-Mission um einige Monate.
Die Zeit benötigt die NASA um ein am Goddard Space Flight Center
vorhandenes Ersatzteil zu testen und auf den Weltraumeinsatz vorzubereiten.
Dieses Bauteil, so die NASA, wurde letztmals im Jahr 2001 aktiviert und muss
daher zunächst auf seine Weltraumtauglichkeit und Einsatzbereitschaft überprüft
werden. Zudem muss die Montage, die etwa zwei Stunden in Anspruch nehmen wird,
auch noch in den ohnehin schon sehr engen Zeitplan der Service-Mission
eingepasst werden. Schon jetzt sind fünf Arbeitseinsätze im All geplant.
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