Gemeinsame Teleskopnutzung für Europa
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
29. Dezember 2020
Dank der beiden Konsortien RadioNET und OPTICON stehen
europäischen Astronominnen und Astronomen Radioteleskope sowie Teleskope im
Optischen und Infraroten zahlreiche Einrichtungen zur Verfügung. Mit einem
neuen, von der Europäischen Kommission geförderten Konsortium soll die
gemeinsame Nutzung der Instrumente nun weiter vereinfacht werden.
Das 100-Meter-Radioteleskop in Effelsberg in
der Eifel.
Foto: MPIfR / N. Junkes [Großansicht] |
Die Europäische Kommission wird ein Konsortium aus 37 astronomischen
Institutionen aus der Europäischen Union und Großbritannien mit 15 Millionen
Euro fördern. Ziel ist es, mit dem Opticon-RadioNet-Pilotprojekt (ORP)
Wissenschaftlern die gemeinsame Nutzung von optischen und Radioteleskopen der
Partner zu ermöglichen und zu vereinfachen.
Ähnliche Programme gab es schon früher: das RadioNet-Programm stellte
Radioteleskope der Spitzenklasse, darunter das 100-m-Radioteleskop des Bonner
Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) bei Effelsberg, sowie das
Submillimeterteleskop APEX in Chile, an dem das MPIfR beteiligt ist, zur
gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Und auch der OPTICON-Verbund verfolgte ein
ähnliches Konzept mit seinen Teleskopen, die im sichtbaren Wellenlängenbereich
arbeiten. Nun soll als nächster Schritt die gesamte Vielfalt der optischen und
radioastronomischen Infrastrukturen in Europa unter einem Dach zusammengefasst
werden.
Die EU-Fördermittel im Rahmen des Opticon-RadioNet-Pilotprojekts (ORP) sollen
in den nächsten vier Jahren dazu verwendet werden, Astronominnen und Astronomen
den gegenseitigen Zugang zu den besten bodengebundenen Teleskopen der
europäischen Institute zu ermöglichen. Dazu gehört nicht nur deren kostenlose
Nutzung, sondern auch Training und Unterstützung bei der Bedienung der komplexen
Infrastrukturen.
Prof. Anton Zensus, Direktor und Leiter der der Forschungsabteilung
Radioastronomie/VLBI am MPIfR, der die Beteiligung der radioastronomischen
Institute wissenschaftlich koordinieren wird, freut sich: "Stellen Sie sich vor,
Sie haben eine zündende Forschungsidee und brauchen dafür ein
Spitzen-Radioteleskop. Für europäische Forscher kein Hindernis. Denn der
EU-geförderte RadioNet-Verbund hat Astronomen seit 20 Jahren nicht nur die
besten europäischen Radioteleskope kostenlos zur Verfügung gestellt; er
erleichtert das Beobachten auch durch Training und Service vor Ort. Jetzt sind
wir einen Schritt weiter gegangen und haben uns mit den Betreibern von optischen
Teleskopen zusammengetan, um uns im Opticon-RadioNet Pilotprojekt noch besser zu
synchronisieren. Ein großartiger Erfolg aller, die an die europäische Idee
glauben. Und ein großer Schritt vorwärts für die Wissenschaft. Denn
astronomische Phänomene lassen sich nur begreifen, wenn man die besten
Beobachtungsinstrumente zur Verfügung hat".
Sorge bereitet den Bonner Wissenschaftlern allerdings die zunehmende
Störstrahlung von neuen Mobilfunkanlagen. "Wenn wir jetzt nicht handeln, dann
werden weite Bereiche radioastronomischer Forschung in absehbarer Zeit nicht
mehr möglich sein", sagt Prof. Michael Kramer, Direktor und Leiter der
Forschungsabteilung Radioastronomische Fundamentalphysik am MPIfR. "Um so mehr
freut es mich, dass wir mithilfe der bewilligten EU-Fördermittel ausgefeilte
Strategien entwickeln können, um die Störsignale und deren Auswirkung zu
reduzieren und so den Standort Effelsberg auch weiterhin für die Radioastronomie
erhalten zu können."
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