Weiter Unterstützung für Europas Radioastronomen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
13. Januar 2017
Die Europäische Kommission unterstützt ein RadioNet
genanntes Konsortium aus 28 führenden radioastronomischen
Forschungseinrichtungen auch in den kommenden vier Jahren - mit zehn Millionen Euro.
Ziel von RadioNet ist eine bessere Nutzung der vorhandenen
Einrichtungen und die Koordination der Entwicklung neuer Instrumente und
Techniken.

Das 100-Meter-Radioteleskop des MPIfR in
Effelsberg.
Foto: MPIfR / Norbert Junkes [Gesamtansicht] |
RadioNet, ein Konsortium von 28 führenden radioastronomischen
Wissenschaftsinstitutionen aus 13 Ländern, hat von der Europäischen Kommission
jetzt zehn Millionen Euro für den Zeitraum von 2017 bis 2020 zugesagt bekommen.
Sprecher des RadioNet-Konsortiums ist Prof. J. Anton Zensus vom
Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn.
Im Rahmen von RadioNet werden unterschiedliche Aspekte der
radioastronomischen Forschung in Europa unterstützt: es erlaubt Wissenschaftlern
aus aller Welt, die Radioteleskope und Datenarchive der Konsortiumsmitglieder
unentgeltlich für ihre Forschung zu nutzen. Gemeinsam werden Radioempfänger
entwickelt, die an vielen europäischen Radioobservatorien eingesetzt werden
können. RadioNet soll es ebenfalls ermöglichen, die notwendige Software
zu entwickeln, um die immens gestiegenen Datenmengen dieser neuen Instrumente
zu verarbeiten und von Störungen zu befreien.
"Mit RadioNet können wir nicht nur einzelne Radioteleskope wie unser
100-Meter-Radioteleskop in Effelsberg effizienter nutzen, sondern auch im Rahmen
des Europäischen VLBI-Netzwerks (EVN) die Daten von Observatorien an
verschiedenen Orten der Erde so kombinieren, dass man eine Bildschärfe erreicht,
für die man eigentlich ein Teleskop von Tausenden von Kilometern Durchmesser
benötigt", erklärt Zensus, der auch Leiter der Forschungsabteilung
"Radioastronomie/Very Long Baseline Interferometrie (VLBI)" am Bonner Institut
ist. Das MPIfR stellt eines der wichtigsten Kompetenzzentren für die
VLBI-Technik in Europa dar. Mit VLBI lassen sich etwa die Geschehnisse in
unmittelbarer Nähe der Kernregionen aktiver Radiogalaxien beobachten.
Im Rahmen des RadioNet-Programms wird von Partnerinstituten unter der
Bezeichnung BRAND (BRoad-bAND) ein neues Empfangssystem entwickelt, das einen
ausgedehnten Frequenzbereich zwischen 1,5 und 15,5 GHz komplett abdeckt. "Der
Vorteil für Astronomen und Observatorien bei der Nutzung dieses Empfängers wird
darin liegen, dass weniger Einzelsysteme gewartet werden müssen, und mehr
Beobachtungszeit dadurch verfügbar wird, dass alle Frequenzbänder zwischen 1,5
und 15 Gigahertz gleichzeitig genutzt werden können", erklärt Walter Alef vom
MPIfR, der das BRAND-Projekt leitet. "Mit dem Einsatz von BRAND wird das
europäische Teleskopnetzwerk eine führende Rolle bei VLBI- Beobachtungen
übernehmen können."
Ein erklärtes Ziel der Bonner Astronomen ist es, die Zentralbereiche unserer
Milchstraße und anderer Galaxien im Detail zu studieren. Dabei wird angenommen,
dass supermassereiche Schwarze Löcher die zentralen Energiequellen in den
Galaxien darstellen. Im Rahmen des sogenannten Event-Horizon-Teleskop-Projekts
wird sogar angestrebt, das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße mit
kurzen Radiowellen abzubilden.
"Jeder einzelne Partner unseres Konsortiums besitzt Technologie und
Spezialwissen von Weltrang. Wir wollen all diese Ressourcen bündeln und so die
europäische Führungskompetenz auf dem Gebiet der radioastronomischen Forschung
ausbauen", so Zensus. "Wir sehen es als ein Zeichen der Anerkennung unserer
Arbeit und unserer Kompetenz, dass wir dieses wichtige Projekt von Bonn aus
koordinieren dürfen".
Training und Wissensaustausch von Forschern und Ingenieuren und die gemeinsame
Nutzung von Ressourcen sind wichtige Aspekte, des RadioNet-Projekts,
damit sichergestellt werden kann, dass europäische Forschung auch weiterhin eine
wichtige Rolle in globalen Observatorien, wie dem Atacama Large Millimeter/submillimeter
Array (ALMA) oder dem Square Kilometre Array (SKA) spielt.
Zensus ist zuversichtlich, dass die RadioNet-Kooperation sich als so
erfolgreich erweist, dass sie nach Ablauf dieser EU-Förderung zum Selbstläufer
wird. Der offizielle Projektstart für die RadioNet-Aktivitäten in den kommenden
vier Jahren fand gestern im Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin
statt.
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