Mission zum Asteroiden Phaethon geplant
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
12. November 2020
Die japanische Raumfahrtagentur JAXA und das deutsche
Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR setzen ihre Zusammenarbeit mit einer neuen
Asteroidenmission fort: 2024 wird DESTINY+ zum Asteroiden Phaethon starten, der
als Ursprungskörper der Geminiden gilt. Mit einem in Deutschland entwickelten
Instrument soll der Staub des Brockens untersucht werden.
Im Jahr 2024 soll die japanische Raumsonde
DESTINY+ auf eine Reise zum Asteroiden 3200
Phaethon starten. Ziel der Mission ist es,
grundlegende Fragen zur Entstehung von
Himmelskörpern in unserem Sonnensystem zu
untersuchen.
Bild: JAXA / Kashikagaku [Großansicht] |
Wie ist das Leben auf die Erde gekommen? Um diese und weitere grundlegende
Fragen zur Entstehung von Himmelskörpern in unserem Sonnensystem zu untersuchen,
startet die japanisch-deutsche Raumfahrtmission DESTINY+ (Demonstration and
Experiment of Space Technology for Interplanetary voyage with Phaethon flyby and
dust science) im Jahr 2024 auf eine Reise zum Asteroiden (3200) Phaethon.
Dabei wird das deutsche Instrument DDA (DESTINY Dust Analyzer) an Bord der
japanischen Raumsonde kosmischen Staub aus der Nähe des Asteroiden sowie aus dem
interstellaren Raum untersuchen.
Der Kooperationsvertrag für die bilaterale Mission wurde am 11. November 2020
von Dr. Walther Pelzer, Vorstand für das Raumfahrtmanagement im Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Dr. Hitoshi Kuninaka, Vice President
of JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) im Rahmen eines gemeinsamen
Strategiedialogs unterzeichnet.
"Diese Mission unterstreicht einmal mehr den Nutzen von bilateralen
Kooperationen zwischen Partnern auf Augenhöhe, wie es für Deutschland und Japan
der Fall ist", erklärt Dr. Pelzer. "Mit DESTINY+ setzen wir die erfolgreiche
Zusammenarbeit bei Missionen wie Hayabusa 2, MMX und BepiColombo
fort, und wir freuen uns, mit dem Staubteleskop DDA einen wichtigen Beitrag zur
Weltraumforschung leisten zu können."
Mitte 2024 soll die Raumsonde DESTINY+ mit einer EPSILON-S-Trägerrakete vom
Uchinoura Space Center in Japan ins All starten und sich auf eine rund
vierjährige Reise zum Asteroiden 3200 Phaethon begeben. Der Himmelskörper gilt
als der Ursprung der Geminiden, einer Staubwolke, die um die Sonne kreist, und
die jedes Jahr im Dezember einen Sternschnuppen-Schauer auf die Erde regnen
lässt.
"Phaethon kommt der Sonne mit einem Minimalabstand von rund 21 Millionen
Kilometern sehr nahe, sogar näher als der Planet Merkur", erläutert Carsten
Henselowsky, Projektleiter von DESTINY+ im DLR Raumfahrtmanagement. "Dabei heizt
sich seine Oberfläche auf eine Temperatur von über 700 Grad Celsius auf, wodurch
der Himmelskörper vermehrt Staubpartikel freisetzt. Ziel der Mission ist es,
diese Staubteilchen zu untersuchen und festzustellen, ob bei der Entstehung von
Leben auf der Erde der Eintrag von extraterrestrischem Material eine Rolle
gespielt haben kann." Bei ihrem Vorbeiflug wird sich die Raumsonde dem
Asteroiden auf eine Distanz von rund 500 Kilometern annähern. Zu diesem
Zeitpunkt befindet sich 3200 Phaethon in einer Entfernung von rund 150 Millionen
Kilometern zur Sonne.
Schlüsselinstrument der Mission ist das deutsche Staubteleskop DDA. Das
hochauflösende Massenspektrometer sammelt und analysiert während seiner gesamten
Reise zum Himmelskörper sowie in Asteroidennähe kosmische Staubproben. Diese
Proben sollen auf ihre chemische und physikalische Zusammensetzung untersucht
und deren genaue Herkunft ermittelt werden. Besonders interessant ist dabei der
Anteil an organischer Substanz. Wissenschaftler vermuten, dass Kohlenstoff, der
Grundbaustein für alle irdischen Lebensformen, mit solche Staubteilchen auf
unseren Planeten gelangt ist.
Während die Raumsonde am Asteroiden vorbeifliegt, werden zudem eine Teleskop-
und eine Multibandkamera die Oberfläche des Himmelkörpers beobachten. Für
Entwicklung, Bau und Start der Raumsonde und den anschließenden Betrieb der
Mission ist die JAXA verantwortlich. Das deutsche Instrument DDA wird
federführend vom Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart
in Zusammenarbeit mit der Firma von Hoerner & Sulger entwickelt. Gefördert wir
DDA vom DLR Raumfahrtmanagement mit Mitteln des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Energie (BMWi).
Unterzeichnet wurde der deutsch-japanische Kooperationsvertrag zur Mission
DESTINY+ während des jährlich tagenden DLR-JAXA-Strategiedialogs unter Teilnahme
von Prof. Anke Kaysser-Pyzalla, DLR-Vorstandsvorsitzende, Dr. Walther Pelzer,
sowie Prof. Hansjörg Dittus, DLR-Vorstandsmitglied für Raumfahrtforschung und
-technologie. Thematisiert wurde in der Online-Konferenz die ganze Breite der
mittlerweile über 60 gemeinsamen Kooperationen mit Blick auf eine weitere
Intensivierung der erfolgreichen Zusammenarbeit.
Im Februar 2016 hatten DLR und JAXA zuletzt ein umfangreiches gemeinsames
Strategieabkommen in Tokio unterzeichnet. Ziel beider Partner ist es, ihre Luft-
und Raumfahrtprogramme stärker aufeinander abzustimmen und ihre Kompetenzen zu
bündeln. Ein wichtiges Thema ist dabei die Erforschung unseres Sonnensystems.
Beispielsweise stellte das DLR gemeinsam mit französischen Partnern den
Asteroidenlander MASCOT, der im Rahmen der JAXA-Mission Hayabusa 2 auf dem
Asteroiden Ryugu im Herbst 2018 landete. Für den 6. Dezember 2020 ist die
Landung einer Kapsel der JAXA mit Proben von Ryugu in Australien geplant.
Zukünftig arbeiten DLR und JAXA unter anderem im Rahmen der Mission Mars Moon
Explorer (MMX) zur Erforschung der Marsmonde Phobos und Deimos zusammen.
Deutschland und Japan nutzen darüber hinaus die Internationale Raumstation ISS
intensiv, um Fragen der Medizin, Materialentwicklung und Grundlagenforschung zu
beantworten.
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