Flensburg ist etwas Besonderes
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Münster astronews.com
18. Februar 2020
Im September des vergangenen Jahres verglühte ein Meteoroid
in der Atmosphäre über Norddeutschland. Einen Tag später fand ein Flensburger
einen eigentümlichen Stein in seinem Garten, der als Bruchstück eines Meteoriten
identifiziert wurde. Erste Untersuchungen zeigen nun, dass es sich bei dem
Brocken aus dem All um einen sehr seltenen Meteoriten handelt.
Der Meteorit "Flensburg" in der Nahaufnahme.
Foto: Universität Münster / Markus Patzek [Großansicht] |
Ein Feuerball am Himmel, begleitet von einem Knall, versetzte im September
vergangenen Jahres Hunderte von Augenzeugen in Norddeutschland in Staunen. Grund
für das Spektakel: Ein Meteoroid trat in die Erdatmosphäre ein und verglühte
dort teilweise. Einen Tag nach dem Ereignis fand ein Bürger in Flensburg einen
24,5 Gramm schweren schwarzen Stein auf dem Rasen seines Gartens. Dieter
Heinlein vom Augsburger Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt erkannte den Stein als Bruchstück eines Meteoriten und
übergab die Probe an die Experten des Instituts für Planetologie der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU).
Prof. Dr. Addi Bischoff und Doktorand Markus Patzek untersuchen den Stein
seitdem mineralogisch und chemisch – mittlerweile sind etwa 15 Universitäts- und
Forschungsinstitute in Deutschland, Frankreich und der Schweiz an den
Forschungsarbeiten beteiligt. Die ersten Forschungsergebnisse zeigen, dass
"Flensburg", auf dessen Name der Meteorit getauft wurde, nur mit sehr selten
gefallenen Meteoriten, sogenannten kohligen Chondriten, verglichen werden kann.
Rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen belegen zudem, dass Flensburg
nur Minerale enthält, die sich unter der Beteiligung von Wasser in der Frühphase
unseres Sonnensystems gebildet haben. Dabei handelt es sich insbesondere um
Schichtsilikate und Karbonate. Somit kann der ursprüngliche Mutterkörper als
Teil eines möglichen Bausteins der Erde angesehen werden, der in der Frühphase
der Planetenentwicklung der Erde auch das Wasser gebracht haben könnte.
"Der Meteorit von Flensburg gehört einer extrem seltenen Meteoritenklasse an
und ist der bisher einzige Meteoritenfall in Deutschland, der beweist, dass es
vor 4,56 Milliarden Jahren im frühen Sonnensystem kleine Körper gegeben haben
muss, auf denen es flüssiges Wasser gab. Vielleicht haben solche Körper der Erde
auch das Wasser geliefert", betont Bischoff.
Flensburg passt genau in die Forschungsarbeiten des Sonderforschungsbereichs
"TRR170 – Späte Akkretion auf terrestrischen Planeten", eine von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungskooperation zwischen Münster und
Berlin. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen unter
anderem herausfinden, aus welchen Bausteinen die Erde und andere Planeten
ursprünglich gebildet wurden und ob Material erst nachträglich die Erde
erreichte. Wenn ja: Wie war dieses Material beschaffen?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, untersuchen die Forscher unter
anderem Meteorite – Bruchstücke ferner Himmelskörper, vor allem von Asteroiden.
Sie gelten als die ältesten Gesteine des Sonnensystems und sollen somit
Aufschluss über die Entstehung von Planeten geben.
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