Seltener Meteorit im Museum gefunden
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart astronews.com
13. September 2017
Wissenschaftler haben an einem ungewöhnlichen Ort einen
bislang unbekannten Meteoriten entdeckt - nämlich im Meteorkratermuseum in
Steinheim am Albuch. Der Fund stellte sich als äußert seltener Brocken heraus
und lieferte zudem neue Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte von Steinheimer
Becken und Nördlinger Ries.
Das etwa zwei Zentimeter lange Bruchstück des
Meteoriten von Steinheim auf dem abgebrochenen
Stück des Kalksteinblocks aus der Ausstellung des
Meteorkratermuseums.
Bild: Michael Hölzel [Großansicht] |
Ende des Jahres 2016 wurde - vollkommen unerwartet - ein etwa zwei Zentimeter
langes Bruchstück des Meteoriten gefunden, der den Meteoritenkrater Steinheimer
Becken bei Heidenheim vor knapp 15 Millionen Jahren schlug. Der Fundort war für
Meteoritenforscher allerdings eher ungewöhnlich: Entdeckt wurde der Brocken
nämlich im Meteorkratermuseum in Steinheim am Albuch.
Für den Fund kamen einige Zufälle zusammen: Der Meteorit befand sich nämlich
in einem etwa einen Meter großen Kalksteinblock, der den Brocken umschloss. Er
ist von sogenannten Strahlenkegeln durchsetzt und konnte von den
Museumsbesuchern nicht nur betrachtet, sondern auch angefasst werden. Solche
Strahlenkegel sind Folge des Einschlags eines Asteroiden.
Durch das wiederholte Anfassen des Kalksteins öffnete sich schließlich ein
vorhandener Riss im Gestein und aus Sicherheitsgründen wurde daraufhin ein
kleiner Teil des Blocks entfernt. Anschließend war die Überraschung groß: Sowohl
auf dem entfernten Stück als auch auf dem verbliebenen Block wurde ein
metallisch glänzendes Bruchstück sichtbar, was auf einen Meteoriten hindeutete.
Vom Meteorkratermuseum aus fand das abgebrochene Stück Kalkstein, samt dem
metallischen Bruchstück, seinen Weg an das Naturkundemuseum Stuttgart. Dort nahm
es der Paläontologe Dr. Michael Rasser in Augenschein. Er informierte daraufhin
einen weiteren Kollegen, den Meteoriten- und Impaktforscher Dr. Elmar Buchner,
der weitere Untersuchungen an der Universität Stuttgart durchführte.
Weitere Untersuchungsergebnisse von Wissenschaftlern aus Houston und Kiel
wiesen alle in dieselbe Richtung: Bei dem metallischen Bruchstück, das in einer
Spalte des Kalksteinblocks steckte, handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein
Bruchstück des Meteoriten, der im Gebiet des heutigen Steinheim am Albuch
einschlug und das Steinheimer Becken schuf.
"Interessant in dem Zusammenhang ist vor allem, dass obwohl wir mit dem
Steinheimer Becken den am besten erhaltenen Meteoritenkrater Deutschlands
besitzen, Baden-Württemberg bislang das einzige Bundesland ohne einen erhaltenen
Meteoriten war. Man hatte immer angenommen, dieser wäre beim Einschlag
vollständig verdampft. Auch wenn es sich bei dem jetzigen Fund nur um ein wenige
Zentimeter großes Metallfragment handelt, können wir sagen, dass es einer der
seltensten Meteoritentypen überhaupt ist", freut sich Rasser.
Der neue Fund lässt auch deshalb aufhorchen, da eine Frage, die die
Wissenschaftler seit längerem beschäftigte, nun geklärt werden konnte: Sind das
Steinheimer Becken und das Nördlinger Ries durch einen einzelnen Meteoriten, der
in zwei Teile zerbrochen war, entstanden? Oder war der kleinere Steinheimer
Meteorit beispielsweise ein "Mond" des größeren Nördlinger Meteoriten?
Der Fund deutet darauf hin, dass der Nördlinger und der Steinheimer Meteorit
wohl zwei verschiedene astronomische Objekte waren. Während der Nördlinger
Meteorit vermutlich ein Steinmeteorit war, handelte es sich bei dem Steinheimer
Meteoriten um einen deutlich kleineren aber sehr schweren Eisenmeteoriten. Diese
Art von Stein-Eisen-Meteorit (Pallasit) ist einer der seltensten Meteoritentypen
überhaupt.
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