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Wissenschaftler haben an einem ungewöhnlichen Ort einen bislang unbekannten Meteoriten entdeckt - nämlich im Meteorkratermuseum in Steinheim am Albuch. Der Fund stellte sich als äußert seltener Brocken heraus und lieferte zudem neue Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte von Steinheimer Becken und Nördlinger Ries.
Ende des Jahres 2016 wurde - vollkommen unerwartet - ein etwa zwei Zentimeter langes Bruchstück des Meteoriten gefunden, der den Meteoritenkrater Steinheimer Becken bei Heidenheim vor knapp 15 Millionen Jahren schlug. Der Fundort war für Meteoritenforscher allerdings eher ungewöhnlich: Entdeckt wurde der Brocken nämlich im Meteorkratermuseum in Steinheim am Albuch. Für den Fund kamen einige Zufälle zusammen: Der Meteorit befand sich nämlich in einem etwa einen Meter großen Kalksteinblock, der den Brocken umschloss. Er ist von sogenannten Strahlenkegeln durchsetzt und konnte von den Museumsbesuchern nicht nur betrachtet, sondern auch angefasst werden. Solche Strahlenkegel sind Folge des Einschlags eines Asteroiden. Durch das wiederholte Anfassen des Kalksteins öffnete sich schließlich ein vorhandener Riss im Gestein und aus Sicherheitsgründen wurde daraufhin ein kleiner Teil des Blocks entfernt. Anschließend war die Überraschung groß: Sowohl auf dem entfernten Stück als auch auf dem verbliebenen Block wurde ein metallisch glänzendes Bruchstück sichtbar, was auf einen Meteoriten hindeutete. Vom Meteorkratermuseum aus fand das abgebrochene Stück Kalkstein, samt dem metallischen Bruchstück, seinen Weg an das Naturkundemuseum Stuttgart. Dort nahm es der Paläontologe Dr. Michael Rasser in Augenschein. Er informierte daraufhin einen weiteren Kollegen, den Meteoriten- und Impaktforscher Dr. Elmar Buchner, der weitere Untersuchungen an der Universität Stuttgart durchführte.
Weitere Untersuchungsergebnisse von Wissenschaftlern aus Houston und Kiel wiesen alle in dieselbe Richtung: Bei dem metallischen Bruchstück, das in einer Spalte des Kalksteinblocks steckte, handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Bruchstück des Meteoriten, der im Gebiet des heutigen Steinheim am Albuch einschlug und das Steinheimer Becken schuf. "Interessant in dem Zusammenhang ist vor allem, dass obwohl wir mit dem Steinheimer Becken den am besten erhaltenen Meteoritenkrater Deutschlands besitzen, Baden-Württemberg bislang das einzige Bundesland ohne einen erhaltenen Meteoriten war. Man hatte immer angenommen, dieser wäre beim Einschlag vollständig verdampft. Auch wenn es sich bei dem jetzigen Fund nur um ein wenige Zentimeter großes Metallfragment handelt, können wir sagen, dass es einer der seltensten Meteoritentypen überhaupt ist", freut sich Rasser. Der neue Fund lässt auch deshalb aufhorchen, da eine Frage, die die Wissenschaftler seit längerem beschäftigte, nun geklärt werden konnte: Sind das Steinheimer Becken und das Nördlinger Ries durch einen einzelnen Meteoriten, der in zwei Teile zerbrochen war, entstanden? Oder war der kleinere Steinheimer Meteorit beispielsweise ein "Mond" des größeren Nördlinger Meteoriten? Der Fund deutet darauf hin, dass der Nördlinger und der Steinheimer Meteorit wohl zwei verschiedene astronomische Objekte waren. Während der Nördlinger Meteorit vermutlich ein Steinmeteorit war, handelte es sich bei dem Steinheimer Meteoriten um einen deutlich kleineren aber sehr schweren Eisenmeteoriten. Diese Art von Stein-Eisen-Meteorit (Pallasit) ist einer der seltensten Meteoritentypen überhaupt.
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