Kleinster Planet vor der Sonne
von
Stefan Deiters astronews.com
10. November 2019
Manche Ereignisse in der Astronomie lassen sich in einem
Menschenleben nur wenige Male verfolgen. Dazu zählen auch die Transits des
sonnennächsten Planeten Merkur vor der Sonne. Rund 13 bis 14 Mal pro Jahrhundert
ist der kleine Planet für einige Stunden als winziger schwarzer Punkt vor der
Sonne zu erkennen - das nächste Mal am 11. November 2019. Mit bloßem Auge ist er
allerdings nicht auszumachen.
Der Merkurtransit vom 9. Mai 2016 beobachtet vom Solar
Dynamics Observatory der NASA.
Bild: NASA Goddard
Space Flight Center [Großansicht] |
Die Planeten des Sonnensystems sind alle aus einer rotierenden Scheibe aus
Gas und Staub entstanden. Sie umkreisen die Sonne daher alle ungefähr in einer
Ebene. Die Bahnen variieren allerdings so deutlich, dass die beiden inneren
Planeten für einen irdischen Beobachter nur sehr selten direkt vor der Sonne zu
sehen sind - meist befinden sie sich etwas "oberhalb" oder "unterhalb" der
Sonne. Einen sogenannten Merkurtransit kann man daher nur 13 bis 14 Mal pro
Jahrhundert beobachten, einen Venustransit gibt es innerhalb von rund 243 Jahren
sogar nur vier Mal zu sehen.
Am morgigen Montag ist es wieder soweit: Am
Nachmittag deutscher Zeit wird der sonnennächste Planet Merkur für einige
Stunden vor der Sonnenscheibe vorüberziehen. Er ist dann als kleiner dunkler
Punkt vor der gleißend hellen Sonne zu erkennen. Dieser Punkt ist allerdings so
klein, dass man mit bloßem Auge keine Chance hat, den Planeten auszumachen. Ein
Blick zur Sonne mit einer Sonnenfinsternisbrille muss man also erst gar nicht
versuchen. Auf keinen Fall sollte man mit einem Fernglas oder Teleskop zur Sonne
schauen, solange dies nicht mit entsprechenden Schutzfolien oder Filtern
ausgerüstet ist. Sonst drohen schwere Schäden für Augen und auch für die
Instrumente.
Von Mitteleuropa ist nur der erste Teil des Transits bis zum Untergang der
Sonne zu verfolgen: Um 13:35:29 Uhr MEZ tritt Merkur vor die Sonnenscheibe,
knapp zwei Minuten später steht er vollständig vor der Sonne. Um 16:19:39 Uhr
MEZ hat Merkur die Hälfte seines Wegs über die Sonnenscheibe absolviert, der
Transit endet kurz nach 19 Uhr MEZ. Je nach Beobachtungsort können die Zeiten um
einige Sekunden abweichen.
Im deutschsprachigen Raum geht die Sonne am Montag allerdings bereits
zwischen 16 und 17 Uhr unter. Glück haben Besucher der kanarischen Inseln. Hier
lässt sich der Transit fast bis zu seinem Ende verfolgen. Und auch die Chance,
überhaupt einen Blick auf die Sonne werfen zu können, dürften in Spanien besser
sein, als im herbstlichen Mitteleuropa. Für viele Regionen ist für morgen
nämlich eher wolkiges Wetter angesagt.
Wer den Transit beobachten möchte, aber nicht über eigene Erfahrung verfügt,
sollte nach öffentlichen Beobachtungsnachmittagen Ausschau halten, die in
zahlreichen Orten von Vereinen, Volkssternwarten und Planetarien angeboten
werden. Alternativ lässt sich der Transit auch im Internet verfolgen.
Der nächste Merkurtransit wird dann erst 2032 zu beobachten sein.
|