Tierbeobachtung von der ISS beginnt
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
10. Juli 2019
Mit dem System ICARUS sollen die Zug- und
Wanderbewegungen von Tieren aus dem All erfasst werden. Im vergangenen
Sommer wurde dazu bereits eine Antenne auf der Internationalen Raumstation ISS
installiert. Heute soll das System in Betrieb gehen. Für einige Monate wird ICARUS
nun
ausführlich getestet, dann werden erste Daten der Wissenschaft
zur Verfügung stehen.
Prof. Martin Wikelski, Direktor des
Max-Planck-Instituts für Ornithologie und
wissenschaftlicher Leiter des ICARUS-Projekts,
mit einem Weißstorch, der einen ICARUS-Sender
("Tag") in einer Testversion trägt.
Foto: Max-Planck-Institut für Ornithologie /
MaxCine [Großansicht] |
Das deutsch-russische Beobachtungssystem für Tierbewegungen, ICARUS, soll
heute in Betrieb gehen. ICARUS ist ein Kooperationsprojekt der russischen
Raumfahrtbehörde Roskosmos und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR). Die Projektleitung hat Prof. Dr. Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut
für Verhaltensbiologie in Konstanz.
Mit dem weltraumgestützten Beobachtungssystem wollen Wissenschaftler mehr
über das Leben der Tiere auf der Erde herausfinden: auf welchen Routen sie
wandern, unter welchen Bedingungen sie leben und vor allem wie sie am besten
geschützt werden können. Auf das Einschalten folgt eine Testphase, in der die
ICARUS-Ingenieure und -Wissenschaftler die Systemkomponenten am Boden, an Bord
der Internationalen Raumstation ISS, sowie die Sender überprüfen, die die Daten
der Tiere erfassen. Nach Abschluss aller Tests wird ICARUS der
Wissenschaftsgemeinschaft voraussichtlich im Herbst oder Winter 2019 zur
Verfügung stehen.
Die Forscher rüsten dabei unterschiedliche Tierarten mit Miniatursendern aus,
die ihre Messdaten an eine Empfangsstation im All schicken. Diese übermittelt
sie an eine Bodenstation, von dort gelangen sie zu den jeweiligen Forscherteams.
Die Resultate werden in der für jedermann frei zugänglichen Datenbank Movebank
sowie in einem von RKK Energia und dem Institut für Geographie der Russischen
Akademie der Wissenschaften (IG-RAS) entwickeltem Pendant veröffentlicht.
Die ICARUS-Ausrüstung unterstützt das russische Weltraumforschungsprojekt
Uragan (Hurrikan), welches zur Anpassung von Erdbeobachtungshardware und
-methoden und der Beobachtung potenziell gefährlicher Phänomene entwickelt
wurde. Mithilfe der Uragan-Instrumente wird die Erdoberfläche gleichzeitig
observiert, um die Wanderungen der Tiere und Gründe für deren Änderungen zu
verstehen.
Am 10. Juli 2019 soll das russische Bodenkontrollzentrum die ICARUS-Antenne
und den Bordcomputer auf der ISS aktivieren. Der Bordcomputer befindet sich
bereits auf der Raumstation, die Antenne hatten russische Kosmonauten an der
Außenseite des Swesda-Moduls angebracht. Parallel dazu nimmt eine
Test-Bodenstation der Firma SpaceTech in Immenstaad am Bodensee ihren Betrieb
auf. Die ICARUS-Antenne und der Onboard-Computer wurden von der SpaceTech mit
der Unterstützung des russischen Industriepartners RKK Energia designt und
gebaut.
Über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten testen die
ICARUS-Wissenschaftler zunächst die Datenübertragung von den Sendern über die
ISS zur Bodenstation. Durch die Messung des Hintergrundrauschens im
Frequenzbereich von ICARUS wollen die Forscher herausfinden, wo die
Übertragungen von anderen Signalen gestört werden könnten. Anschließend werden
die Ingenieure den ICARUS-Sender auf der ISS einschalten, mit dem später die
Tiersender programmiert werden können. Die Test-Bodenstation soll dann die
Übertragungszeiten und Signalstärke aufzeichnen.
Als Nächstes bestimmen die Ingenieure von SpaceTech zusammen mit ihren
russischen Kollegen von RKK Energia die Regionen der Erde, die im Überflug der
Antenne von der ISS abgedeckt werden. Die Sender können ihre Daten nur ins All
übertragen, wenn sie sich innerhalb des Signalkegels der Antenne befinden. Für
die weltweite Beobachtung tausender Tiere müssen große Datenmengen reibungslos
und sicher von den Sendern ins All und wieder zurück geschickt werden.
In der Testphase wird ein Simulator künstliche Sendersignale erzeugen, die
während des Vorbeiflugs der ISS an das ICARUS-Modul an Bord übertragen werden.
Mit dem Simulator können die Forscher die Übertragung von Daten einzelner bis
hin zu Hunderten von Sendern prüfen. Schließlich sollen reale Sender ihre Daten
aus Testgebieten in Deutschland und Russland ins All schicken. Dabei wird auch
die Sicherheit der Datenübertragung getestet.
Nach Abschluss der Tests und Auswertung der Ergebnisse wird ICARUS für den
Routinebetrieb freigegeben. Ende 2019 sollen dann Wissenschaftler weltweit mit
ICARUS arbeiten können. Die damit verbundenen Forschungsprojekte werden auf
russischer Seite vom Institut für Geographie der Russischen Akademie der
Wissenschaften (IG-RAS) geleitet.
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