Suche nach geheimnisvollen Blitzen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Würzburg astronews.com
31. Mai 2019
Auf dem Mond sind immer wieder Blitze und andere rätselhafte
Lichterscheinungen zu beobachten. Über die genaue Ursache, etwa Einschläge von
kleinen Meteoriten, rätselt die Wissenschaft schon lange. Nun möchte ein Team
der Universität Würzburg diesem Phänomen auf den Grund gehen. Sie haben dazu ein
Teleskop in Spanien in Betrieb genommen.
Das private Observatorium in Spanien. In
einem der Container steht das Würzburger
Mondteleskop.
Bild: Hakan Kayal [Großansicht] |
Es passiert mehrere Male in der Woche. Manchmal sind es nur kurze
Lichtblitze, die an der Oberfläche des Mondes aufscheinen. Andere
Leuchtphänomene auf dem Erdtrabanten können länger dauern. Und bisweilen sind
auch Stellen zu beobachten, die sich vorübergehend verdunkeln. Die Wissenschaft
weiß nicht genau, wie diese Phänomene auf dem Mond zustande kommen. Sie hat aber
Erklärungsversuche: Der Aufprall eines Meteors etwa dürfte für ein kurzzeitiges
Aufleuchten sorgen. Solche Blitze könnten auch entstehen, wenn elektrisch
geladene Teilchen des Sonnenwindes mit Partikeln aus Mondstaub reagieren.
"Auf dem Mond wurden auch seismische Aktivitäten beobachtet. Bei Bewegungen
der Oberfläche könnten aus dem Mondinneren Gase austreten, die das Sonnenlicht
reflektieren. Das würde die Leuchterscheinungen erklären, die teils über Stunden
anhalten", sagt Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik an der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Kayal ist an diesen Erscheinungen
höchst interessiert: "Man kennt die sogenannten transienten lunaren Phänomene
schon seit den 1950er-Jahren, aber sie wurden nicht ausreichend systematisch und
langfristig beobachtet."
Das ändert sich zurzeit, und der Wissenschaftler will dazu seinen Beitrag
leisten. Als ersten Schritt hat Kayals Team ein Mondteleskop gebaut und im April
2019 in Betrieb genommen. Es steht in einem privaten Observatorium in Spanien,
etwa 100 Kilometer nördlich von Sevilla in einer ländlichen Gegend. Warum
Spanien? "Dort herrschen einfach bessere Wetterbedingungen für die
Mondbeobachtung als in Deutschland", so Kayal. Das Teleskop wird vom Campus in
Würzburg aus ferngesteuert.
Es besteht aus zwei Kameras, die Nacht für Nacht den Mond im Blick behalten.
Nur wenn beide Kameras gleichzeitig eine Leuchterscheinung registrieren, löst
das Teleskop weitere Aktionen aus. Es speichert dann Fotos und Videosequenzen
von dem Ereignis und schickt via E-Mail eine Nachricht an Kayals Team.
Noch ist das System nicht komplett fertig – an der Software, die Blitze und
andere Leuchtphänomene automatisch und zuverlässig erkennen soll, wird weiter
gefeilt. Kayal will dafür unter anderem Methoden der künstlichen Intelligenz
einsetzen: Neuronale Netzwerke sorgen dafür, dass das System nach und nach
lernt, einen Mondblitz von technischen Störungen oder von Objekten wie Vögeln
und Flugzeugen zu unterscheiden, die vor der Kamera vorbeifliegen.
Bis dahin ist schätzungsweise noch ein Jahr Arbeit nötig. Die Rate der
Fehlalarme möglichst stark zu reduzieren, ist für Kayal nur das erste
Etappenziel in diesem Projekt. Das System, das er auf spanischem Boden
entwickelt, soll später einmal auf einer Satellitenmission zum Einsatz kommen.
Die Kameras könnten dann im Orbit der Erde oder des Mondes arbeiten. Davon
verspricht sich der Professor wesentlich bessere Ergebnisse: "Wir sind dann die
Störungen los, die sich durch die Atmosphäre ergeben."
Wie geht es weiter, sobald das Teleskop eine Leuchterscheinung dokumentiert
hat? Kayals Team würde das Ergebnis dann mit der Europäischen Raumfahrtagentur
ESA abgleichen, die ebenfalls den Mond beobachtet. "Wenn dort das Gleiche
gesehen wurde, kann das Ereignis als bestätigt gelten." Bei Bedarf könne man
dann gemeinsam weitere Forschungen in die Wege leiten.
Das Interesse an den lunaren Leuchterscheinungen ist derzeit groß. Das liegt
auch an einem neuen "Wettlauf zum Mond", der im Gange ist: China hat ein
umfassendes Mondprogramm aufgelegt und Anfang Januar 2019 eine Sonde auf der
erdabgewandten Seite des Mondes abgesetzt. Indien plant eine ähnliche Mission.
Als Reaktion auf diese Initiativen hat US-Präsident Donald Trump im Mai von
einer Rückkehr der USA zum Mond gesprochen und angekündigt, die NASA "zu alter
Größe" zurückführen zu wollen.
Wie in den 1960er Jahren geht es also wieder um Prestige und das Streben nach
der technologischen "Vorherrschaft" im All. So wird auch schon wieder über
bemannte Mondmissionen und einer bewohnbaren Station auf dem Mond diskutiert.
"Wer irgendwann eine Mondbasis bauen will, muss die Gegebenheiten vor Ort
natürlich bestens kennen", sagt Kayal. Und man sollte wissen, was es mit den
geheimnisvollen Blitzen und Leuchterscheinungen auf sich hat.
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