Etwa 200 Asteroideneinschläge pro Jahr
von Stefan Deiters astronews.com
16. Mai 2013
In jedem Jahr wird der Mars von rund 200 kleinen
Asteroiden getroffen, die Krater mit einem Durchmesser von mindestens 3,9 Metern
entstehen lassen. Dies ergab eine Auswertung von Bildmaterial der
NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter. Insgesamt entdeckten die
Astronomen auf den Aufnahmen 248 Krater, die innerhalb des vergangenen Jahrzehnts entstanden
sein müssen.
Neuer Krater:
Die beiden Bilder oben zeigen die Region am 24.
Mai 2011 (rechts) und am 15. August 2010 (links).
Der Einschlag (unten eine Detailaufnahme von
HiRISE) muss sich also zwischen diesen beiden
Tagen ereignet haben.
Bild: NASA / JPL-Caltech / MSSS / Univ.
of Arizona [Großansicht] |
Insgesamt 248 Einschlagkrater, die alle innerhalb der letzten zehn Jahre
entstanden sind, haben Wissenschaftler durch die Auswertung von Bildmaterial der
NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter auf der Oberfläche des Mars
entdeckt. Die detaillierten Aufnahmen des High Resolution Imaging Science
Experiment (HiRISE) an Bord der Sonde zeigten die frischen Krater; der Vergleich
mit Bildmaterial anderer Kameras erlaubte dann, ihre Entstehungszeit genauer
einzugrenzen.
Ziel dieser Untersuchung war es, die Einschlagrate von Objekten aus dem All auf
dem Mars neu zu berechnen. Dies ist unter anderem für die Bestimmung des Alters
von Oberflächen und Strukturen von Bedeutung. Ein gängiges Verfahren, um auf Planeten und Monden
das Alter von Strukturen abzuschätzen, ist es nämlich, die Zahl der Krater zu
zählen, die sich hier finden lassen. Unter Annahme von bestimmten Einschlagraten
kann man dann das ungefähre Alter einer Struktur oder Oberfläche errechnen.
"Es ist faszinierend, diese jungen Krater gleich nach ihrer Entstehung zu
sehen", meint Ingrid Daubar von der University of Arizona, die auch Erstautorin
eines Fachartikels ist, der in diesem Monat in der Zeitschrift Icarus erscheint.
"Das erinnert einen daran, dass der Mars ein aktiver Planet ist und wir dort
Prozesse untersuchen können, die heute passieren."
Die Asteroiden, die auf dem Mars einschlagen, sind in der Regel kaum größer als
ein bis zwei Meter. Brocken dieser Größe könnten nie die Erdoberfläche
erreichen, sondern würden in der Atmosphäre unseres Heimatplaneten verglühen.
Die Marsatmosphäre aber ist deutlich dünner, so dass auch relativ kleine Brocken
für Krater auf der Oberfläche sorgen können.
Mit HiRISE wurden nun Bereiche auf der Marsoberfläche anvisiert, in denen in den
letzten Jahren dunkle Punkte erschienen waren. Insgesamt haben Daubar und ihr
Team so 248 neue Krater entdeckt. Die Einschlagrate wurde allerdings
nur auf Grundlage von Daten aus einer besonderes staubigen Region des
Planeten errechnet, in der seit 2006 systematisch Beobachtungen gemacht wurden.
Durch den Staub sollten Einschläge hier besonders deutliche Spuren hinterlassen.
In der Region wurden 44 neue Einschlagkrater entdeckt.
Die so bestimmte Einschlagrate von rund 200 Einschlägen pro Jahr, bei denen
Krater mit einem Durchmesser von mindestens 3,9 Metern entstehen, entspricht
etwa einem Einschlag jährlich in jeweils einem Bereich der Marsoberfläche, der grob der
Größe Frankreichs entspricht. Frühere Schätzungen waren von einer drei- bis
zehnmal höheren Rate ausgegangen. Diese basierte auf Untersuchungen von Kratern
auf dem Mond und der Analyse von Mondgestein, das durch die Astronauten der
Apollo-Mondmissionen zur Erde gebracht wurde.
"Für den Mars haben wir nun die am genausten bestimmte aktuelle
Kraterbildungs-Rate im Sonnensystem", freut sich Alfred McEwen von der University of
Arizona, der verantwortliche Wissenschaftler für HiRISE. Der Mars Reconnaissance
Orbiter umkreist den Mars seit 2006. "Die Langlebigkeit dieser Mission gibt uns
die wundervolle Möglichkeit, Veränderungen auf dem Mars zu untersuchen", ergänzt
Leslie Tamppari von Jet Propulsion Laboratory der NASA, der stellvertretende
Projektwissenschaftler der Mission.
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