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Die europäische Weltraumagentur ESA hat in der vergangenen Woche eine neue Aufnahme ihrer Marssonde Mars Express veröffentlicht. Sie zeigt einen Teil der Region Amenthes Planum des roten Planeten. Schmelzendes Eis im Untergrund hat hier zu einer Reihe von interessanten Strukturen geführt. Auch unterschiedliche Krater sind zu erkennen.
Die jetzt veröffentliche Aufnahme der High Resolution Stereo Camera (HRSC) an Bord der europäischen Sonde Mars Express entstand am 13. Januar 2013 und zeigt den südöstlichen Teil der Region Amenthes Planum des roten Planeten. Der Bereich liegt in der Nähe des Kraters Palos und der Mündung des bekannten, gewundenen Tals Tinto Vallis. Am unteren Rand der Aufnahme ist mittig ein kürzeres und breiteres Tal zu sehen, das von einer Reihe von Zuflüssen gespeist wird und schließlich, wie das Tinto Vallis, im Palos-Krater endet, der sich gerade außerhalb des Bildes befindet. Tinto Vallis hat eine Länge von 190 Kilometern, ist nach dem spanischen Fluss Rio Tinto benannt und entstand vermutlich vor 3,7 Milliarden Jahren in der Frühgeschichte des Mars. Die zahlreichen kürzeren Täler auf der Aufnahme haben sich nach Ansicht der Wissenschaftler durch vulkanische Aktivität gebildet. Diese führte zum Schmelzen von Eis im Untergrund, so dass Wasser durch Quellen und Sickerwasser an die Oberfläche des Planeten gelangte. Geschieht dies allerdings an einem Abhang, wird dadurch der Boden darüber instabil und rutscht ab. Mit der Zeit können so steile U-förmige Täler entstehen. Geologen bezeichnen diese Form von Erosionsstrukturen mit dem englischen Fachbegriff "sapping valleys". Ins Auge fällt auch ein vergleichsweise tiefer und rund 35 Kilometer durchmessender Krater in der linken Bildhälfte der Gesamtansicht. Hier lassen sich eindrucksvolle Hangrutsche erkennen, insbesondere auf der schon etwas zerklüftet erscheinenden linken, südlichen Seite. Dieser Krater überlagert weitere Krater, was zeigt, dass er der jüngste einer ganzen Reihe von Kratern ist.
Der größte dieser älteren Krater hat einen Durchmesser von 100 Kilometern und dominiert die gesamte obere linke Bildhälfte der Gesamtansicht. Sein westlicher Rand reicht sogar aus dem Bild hinaus. Der Boden des großen Kraters erscheint chaotisch. Es sind zahlreiche Strukturen zu erkennen, wie Tafelberge und kleinere Spitzkuppen. Auch sie könnten durch das Verschwinden von Wassereis im Untergrund und den dadurch verursachten Kollaps von nicht so stabilem Material entstanden sein. Nur die heute sichtbaren Restberge aus erosionsbeständigerem Material blieben zurück. Am rechten, nördlichen Rand des Gesamtbilds sind außerdem zahlreiche kleinere Krater mit einem auffällig ebenen Boden auszumachen. Sie dürften mit Sedimenten aufgefüllt worden sein. Bei den dunklen Regionen auf dem Bild, handelt es sich um Bereiche, in denen sich basaltische Sände und Staub abgesetzt haben, die durch Wind dorthin gelangt sind. Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der europäischen Weltraumagentur ESA wird von Prof. Dr. Gerhard Neukum von der Freien Universität Berlin geleitet. Dieser hat auch die technische Konzeption der hochauflösenden Stereokamera entworfen. Insgesamt besteht das Team aus 40 Wissenschaftlern, die aus 33 Instituten aus insgesamt zehn Nationen stammen.
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