Astronomen beobachteten Rekordeinschlag
von Stefan Deiters astronews.com
27. Mai 2013
Schon seit mehreren Jahren überwachen Astronomen der NASA
den Mond, um Hinweise auf Einschläge von Meteoroiden auf dem Erdtrabanten zu
entdecken. Unzählige Lichtblitze, die durch lunare Meteorschauer verursacht
wurden, haben die Forscher seitdem registriert. Am 17. März beobachteten sie
einen Lichtblitz, der alle bisherigen Einschläge in den Schatten stellte.
Karte der bisher
von der NASA auf dem Mond registrierten
Lichtblitze. In Rot der Ort des Blitzes vom 17.
März.
Bild: NASA [Großansicht] |
"Am 17. März 2013 ist ein Objekt mit der Größe eines kleinen Felsbrockens auf
der Mondoberfläche im Mare Imbrium eingeschlagen", erklärt Bill Cooke von der
NASA Meteoroid Environment Office auf der Webseite Science@NASA.
"Die Explosion führte zu einem Lichtblitz, der fast zehn Mal stärker war als
alles, was wir bislang gesehen hatten."
Jeder, der am 17. März im richtigen Moment zum Mond geschaut hat, hätte den
Blitz sehen können - sogar mit bloßem Auge: Rund eine Sekunde lang, leuchtete er
auf der Oberfläche des Mondes mit der Helligkeit eines Sterns vierter
Größenklasse. Der erste, der den Einschlag auf einem Video einer
Beobachtungskamera des Programms bemerkte, war Ron Suggs vom Marshall Space
Flight Center: "Er ist mir sofort aufgefallen, weil er so hell war,"
erinnert er sich.
Die Wissenschaftler vermuten, dass es sich um einen Brocken mit einer Masse von
rund 40 Kilogramm und einem Durchmesser von 30 bis 40 Zentimetern handelte, der
mit einer Geschwindigkeit von knapp 90.000 Kilometern pro Stunde auf der
Mondoberfläche eingeschlagen ist. Die Explosion hatte eine Stärke, die
vergleichbar ist mit einer Explosion von 5 Tonnen TNT. Dies liegt etwa im
Sprengkraftbereich von konventionellen militärischen Bomben.
Cooke vermutet, dass der Einschlag am 17. März auf dem Mond Teil eines größeren
Meteorschauers war: "In der Nacht des 17. März haben Kameras der NASA und der
University of Western Ontario eine ungewöhnlich hohe Anzahl von
Meteoren auf der Erde registriert", so Cooke. "Diese Feuerbälle bewegten sich
auf nahezu gleichen Bahnen zwischen der Erde und dem Asteroidengürtel."
Erde und Mond müssen von diesen Meteoroiden in etwa zur gleichen Zeit getroffen
worden sein. "Meine Hypothese ist, dass diese beiden Ereignisse miteinander zu
tun haben und hier für einen kurzen Zeitraum eine Wolke aus Material in das
System aus Erde und Mond eingedrungen ist", so Cooke. Damit könnte den
Wissenschaftlern eine wichtige Entdeckung gelungen sein, ist es doch eines der
Ziele ihres Beobachtungsprogramms, bislang unbekannte Ströme von Meteoroiden
aufzuspüren, die eventuell für das Erde-Mond-System gefährlich werden könnten.
Bei dem Einschlag des Brockens am 17. März sollte ein Krater mit einem
Durchmesser von bis zu 20 Metern entstanden sein. Ein Trichter dieser Größe wäre
von der NASA-Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter aus dem Mondorbit
leicht zu entdecken. Das Team der Sonde wurde bereits informiert, um beim
nächsten Überflug dieser Region entsprechende Aufnahmen zu machen. Mit einem
Bild des Kraters und genauen Daten über seine Größe, ließe sich dann eine
Beziehung zur beobachteten Helligkeit des Einschlags herstellen und
entsprechende Modelle überprüfen.
Einschläge auf dem Mond sind relativ häufig, da der Erdtrabant nicht durch eine
Atmosphäre geschützt ist. Seit Beginn des Beobachtungsprogramms der NASA im Jahr
2005 wurden mehr als 300 Einschläge registriert, deren Blitze allerdings meist
eine deutlich geringere Helligkeit hatten als der Einschlag am 17. März. Mehr
als die Hälfte der Einschläge auf dem Mond lassen sich mit bekannten
Sternschnuppenströmen wie den Perseiden oder den Leoniden in Verbindung bringen.
Das Team ist nun gespannt, ob es Mitte März des kommenden Jahres wieder zu einer
erhöhten Sternschnuppenaktivität kommt. Ist dies der Fall, sollten sich künftige
Astronauten auf dem Mond in dieser Zeit vielleicht lieber in einem sicheren
Quartier aufhalten.
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