Suche nach neuer Strategie für Mars-Maulwurf
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
12. April 2019
Noch immer steckt das Experiment
Heat Flow and Physical Properties Package an Bord des NASA-Marslanders
InSight, der sogenannte
Mars-Maulwurf, in einer Tiefe von nur 30 Zentimetern im Marsboden fest. Auf der
Erde laufen nun Experimente, mit deren Hilfe man rekonstruieren möchte, was auf
dem Mars vorgefallen ist und wie man den Maulwurf aus seine Lage befreien
könnte.
Testaufbau des HP3-Experiments am DLR in
Bremen: Das Experiment steht auf einer mit Sand
gefüllten Box. Oben am Gehäuse ist ein Stück des
Maulwurfs zu erkennen, der sich mit einem
Schlagmechanismus allein in den Untergrund
hämmern kann.
Bild: DLR (CC-BY 3.0) [Großansicht] |
Eine blaue Box, ein Kubikmeter marsähnlicher Sand, ein Stein, ein Modell des
Marsmaulwurfs und ein Seismometer - das sind die Hauptbestandteile, mit denen
das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) derzeit die Lage auf dem Mars
simuliert. Nachdem das DLR-Instrument HP³ (Heat Flow and Physical Properties
Package), der Mars-Maulwurf, nach seinem ersten Hämmern am 28. Februar 2019 nur
etwa 30 Zentimeter in den Marsboden vordringen konnte, analysieren die
Planetenforscher und Ingenieure des DLR, wie es dazu kommen konnte und welche
Maßnahmen Abhilfe schaffen könnten.
"Wir untersuchen und testen verschiedene denkbare Szenarien, um so die
Konstellation herauszufinden, die auf dem Mars zum Stoppen unseres Maulwurfs
geführt hat", erläutert Testleiter Torben Wippermann vom DLR-Institut für
Raumfahrtsysteme in Bremen. Die Basis für die Arbeit der Wissenschaftler: Einige
Fotos, Temperaturdaten, Daten des Radiometers sowie Aufzeichnungen des
französischen Seismometers während eines kurzen Probehämmerns am 26. März 2019.
Eigentlich hatte nach dem Aufsetzen des Landers InSight der
amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA alles besser ausgesehen als erwartet: Die
Kamera des Landers zeigte zwar in einiger Entfernung zahlreiche Steine, die
direkte Umgebung war allerdings erfreulich frei von Steinen und Geröll. Warum
der Maulwurf nach seinem Aussetzen auf die Marsoberfläche sich zunächst zügig in
den Untergrund hämmerte und sich dann nicht mehr weiter vorarbeiten konnte, wird
nun per Ferndiagnose geklärt. "Es gibt verschiedene mögliche Erklärungen, auf
die wir unterschiedlich reagieren müssen", sagt Dr. Matthias Grott,
Planetenforscher und HP³-Projektwissenschaftler.
Eine der Erklärungen: Der Marsmaulwurf befindet sich in einem selbst
geschaffenen Hohlraum und hat an den Seiten die erforderliche Reibung mit dem
Sand verloren. In Bremen wird daher nun mit einer weiteren Sorte Sand
experimentiert: "Bisher haben wir mit einer marsähnlichen Sandsorte getestet,
die nicht sehr kohäsiv ist", erläutert Wippermann. Dieser Sand stammt noch von
früheren Tests, bei denen sich der Maulwurf in Vorbereitung auf die Mission in
einer Fünf-Meter-Säule in die Tiefe hämmerte. Nun soll das Ersatzmodell des
Maulwurfs in einer Box auf Sand treffen, der sich schnell verfestigt und in dem
durch das Hämmern Hohlräume entstehen können.
Im Sand deponieren die Wissenschaftler bei einigen ihrer Testläufe auch einen
Stein mit einem Durchmesser von circa zehn Zentimetern - ein solches Hindernis
im Marsgrund könnte schließlich ebenfalls ein Grund dafür sein, dass das
HP³-Instrument auf dem Roten Planeten ausgebremst wurde. Bei allen Versuchen
lauscht ein Seismometer auf die Tätigkeit des irdischen Maulwurfs.
Bei einem "diagnostischen" kurzen Hämmern auf dem Mars hatte das französische
Instrument SEIS ebenfalls die Erschütterungen aufgezeichnet, um mehr über den
Schlagmechanismus des Maulwurfs zu erfahren und Rückschlüsse ziehen zu können.
Der Vergleich der Daten hilft, sich der realen Situation anzunähern. "Im
Idealfall können wir möglichst exakt die bisherigen Abläufe auf dem Mars
rekonstruieren."
Haben die Wissenschaftler herausgefunden, was am 28. Februar 2019 in über 228
Millionen Kilometer Entfernung den Maulwurf aus dem Rhythmus gebracht hat, folgt
der nächste Schritt: Mögliche Maßnahmen, wie man das Instrument weiter in den
Boden vordringen lassen kann, müssen dann ebenso akribisch auf der Erde getestet
und analysiert werden. Daher wurde auch bereits ein weiteres DLR-Modell des
Maulwurfs zum Jet Propulsion Laboratory der NASA in die USA geschickt.
Dort kann mit den Erkenntnissen der DLR-Forscher im Zusammenspiel von Maulwurf,
HP³-Gehäuse und robotischen Arm geprobt werden, ob beispielsweise ein Anheben
oder Verschieben der Außenstruktur zielführend ist. "Ich schätze, dass wir erst
in einigen Wochen eine Aktion auf dem Mars ausführen werden", meint Grott. Erst
wenn für die irdischen Maulwürfe eine Lösung gefunden wurde, wird die Pause für
den Maulwurf im All enden.
|