Mars-Exkursion in Marokko beendet
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche
Intelligenz (DFKI) GmbH astronews.com
14. Januar 2019
Die fast vegetationslosen Steinwüsten Marokkos mit
ihren rötlichen Bergrücken haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Mars. Sie
sind daher ideal zur Erprobung von Software und Technologien, die einmal bei der
Erforschung des Roten Planeten zum Einsatz kommen könnten. Genau solche Tests
führten europäische Wissenschaftler im Dezember erfolgreich durch.

SherpaTT durchquerte dank der neuen Software
autonom die Wüste und legte dabei eine Strecke
von über 1,3 Kilometern zurück.
Foto: DFKI GmbH / Florian Cordes [Großansicht] |
Rechtzeitig vor Weihnachten wurde die vom Robotics Innovation Center
des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) im EU-Projekt
FACILITATORS koordinierte Mars-analoge Mission in Marokko erfolgreich beendet.
Ein Team von mehr als 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus elf
Ländern erprobte im Rahmen des Strategic Research Clusters on Space Robotics
Technologies der Europäischen Union von Mitte November bis Mitte Dezember
2018 in der Wüste des Maghreb-Staates Technologien, die zukünftig für die
Erkundung von Mars und Mond eingesetzt werden sollen.
Die Region Erfoud nahe der Grenze zu Algerien – bei Touristen auch für ihre
eindrucksvollen Sanddünen bekannt – bot für die vierwöchige Feldtestkampagne
ideale Bedingungen. Mit ihren fast vegetationslosen Steinwüsten und rötlichen
Bergrücken ist die Landschaft der Topographie des Mars erstaunlich ähnlich. Hier
konnte das europäische Forscherteam Roboter, Sensoren und Software unter
Bedingungen erproben, die den realen Einsatzbedingungen zukünftiger
Weltraumroboter wesentlich näherkommen als die üblichen Labore und künstlichen
Testumgebungen.
"Nur durch solche Feldtests können wir sicher sein, dass die von uns
entwickelte Software und Hardware unter den rauen Umgebungsbedingungen auf Mars
und Mond wie geplant funktioniert", erläutert Gianfranco Visentin, Leiter der
Abteilung für Automatisierung und Robotik bei der europäischen Weltraumagentur
ESA und Koordinator des EU-Projekts PERASPERA. "Normalerweise testen wir die
neuen Technologien in Laboren und am Computer. Dabei wird simuliert, was wir uns
vorstellen, aber die Realität sorgt für unvorhergesehene Situationen. Die
Variabilität, die die Natur mit sich bringt – von den Lichtverhältnissen über
die Landschaftsformen bis hin zu den Strukturen von Sand und Felsen – kann nur
in Feldtests zuverlässig simuliert werden."
Im Projekt PERASPERA arbeiten die ESA, das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt e.V. und die nationalen Weltraumagenturen Frankreichs, Spaniens,
Italiens und Großbritanniens zusammen, um die Forschungs-Roadmap des
Strategic Research Clusters on Space Robotics Technologies zu erarbeiten
und deren Umsetzung in mehreren Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu
überwachen. Wichtiger Bestandteil des Clusters sind umfangreiche Tests und
Evaluierungsmaßnahmen für die darin entwickelten Technologien.
Dazu gehört die vom Robotics Innovation Center des DFKI im Rahmen
des Teilprojekts FACILITATORS – das von der spanischen Firma GMV geleitet wird –
koordinierte Feldtestkampagne in der marokkanischen Wüste. Die ersten zwei
Wochen ihres Aufenthalts in Marokko nutzte das PERASPERA-Forscherteam, um in
einer Werkstatt nahe des Hotels in Erfoud die Hardware- und Softwaresysteme der
Projektpartner für den Einsatz im Gelände vorzubereiten. Die für die Mission in
der Sahara benötigte detaillierte digitale Höhenkarte des Testareals konnte
mithilfe einer Flugdrohne der ESA bis zu einer Auflösung von vier Zentimeter
angefertigt werden.
Ende November schlugen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
schließlich ihr Basislager in der Wüste bei Rissani, etwa 30 Kilometer
südwestlich von Erfoud, auf. Dort testeten sie die im Rahmen der
PERASPERA-Teilprojekte ERGO und InFUSE entwickelten Softwaretechnologien für
Autonomie und Datenfusion. Als robotische Testplattform diente der hybride
Schreit- und Fahrrover SherpaTT des DFKI, der eine neue Generation von
Weltraumrobotern verkörpert. Zusätzlich kamen noch zwei "klassische"
Vierrad-Rover zum Einsatz sowie die Handheld Central Rover Unit (HCRU), ein
Sensormodul des DLR in Oberpfaffenhofen.
Inspiriert von planetaren Erkundungsszenarien wie der NASA Mars Sample Return
Mission gelang es z. B. SherpaTT mithilfe der neuen Software eine autonome
Langstreckenmission zu absolvieren. Um eine Bodenprobe am Zielort zu entnehmen,
legte der Rover eine Strecke von über 1,3 km in der von weiten Ebenen, aber auch
steilen Hängen und Schluchten geprägten marokkanischen Wüstenlandschaft zurück.
Zusammen mit der detaillierten Höhenkarte stellen die durch die Rover in Marokko
gesammelten Daten einen umfangreichen analogen Testdatensatz dar.
Somit konnten die Projektpartner im Rahmen der Feldtestkampagne nicht nur
zeigen, dass die entwickelten Softwaremodule unter marsähnlichen Bedingungen
funktionieren, sondern auch eine vielversprechende Datenbasis für die weitere
Forschungsarbeit liefern. Die erfolgreich getesteten "Space Robotics
Technologies" sollen nun als Kernkomponenten für komplexere Robotik-Anwendungen
dienen, deren Entwicklung von 2019 bis 2021 im Rahmen einer zweiten Serie von
EU-geförderten Projekten geplant ist.
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