Wüstentest für Weltraumroboter
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche
Intelligenz (DFKI) GmbH astronews.com
9. November 2018
Forscher schicken ihren hybriden Schreit- und Fahrrover
SherpaTT in die Wüste: In der kommenden Woche beginnt das Team einen
großangelegten Test, in dessen Rahmen neu entwickelte Software für autonome
Weltraumroboter ausprobiert werden soll. Der Rover wird dazu eine Wüste in
Marokko durchqueren und seinen Weg eigenständig planen.
Der Rover simulierte bereits 2016 zusammen
mit weiteren Robotern erfolgreich eine
Weltraummission in der Halbwüste Utahs.
Foto: DFKI GmbH [Großansicht] |
Bevor Weltraumtechnologien tatsächlich im Orbit oder auf fremden Planeten zum
Einsatz kommen, müssen sie auf der Erde getestet werden. Im Rahmen des
Strategic Research Clusters (SRC) on Space Robotics Technologies
der Europäischen Union entwickelt ein Konsortium europäischer Partner
Kerntechnologien für eine neue Generation von Weltraumrobotern. Unter
Koordination des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI)
soll die im Cluster entwickelte Software nun auch außerhalb des Labors auf die
Probe gestellt werden – im Rahmen einer vierwöchigen Feldtestkampagne am
nördlichen Rand der Sahara.
Der SRC hat zum Ziel, die europäische Forschung und Entwicklung im Bereich
der Weltraumrobotik voranzutreiben. Unter Beteiligung der europäischen
Weltraumagentur ESA, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der
nationalen Weltraumagenturen Frankreichs, Spaniens, Italiens und Großbritanniens
plant das Projekt PERASPERA die Ziele des Strategic Research Clusters und
überwacht die Umsetzung in aktuell sechs Teilprojekten.
Wichtiger Bestandteil des Clusters sind umfangreiche Tests und
Evaluierungsmaßnahmen für die darin entwickelten Technologien. Dazu gehört die
vom Robotics Innovation Center des DFKI im Rahmen des Teilprojekts
FACILITATORS – das von der spanischen Firma GMV geleitet wird – koordinierte
Feldtestkampagne in Marokko. Dabei stellen DFKI, GMV und weitere europäische
Partner vom 15. November bis 15. Dezember 2018 die in den Teilprojekten ERGO und
INFUSE entwickelten Softwaretechnologien erstmals außerhalb des Labors unter
realitätsnahen Bedingungen auf die Probe.
Im PERASPERA-Teilprojekt ERGO erarbeitete ein Team europäischer Partner ein
Softwareframework, das den robusten und autonomen Betrieb von Robotern im Rahmen
von Weltraummissionen ermöglicht. Dies wurde mithilfe der im Teilprojekt ESROCOS
erarbeiteten Softwareentwicklungsumgebung für Weltraumroboter umgesetzt, an der
auch das Robotics Innovation Center des DFKI mitgewirkt hat. Das
Konsortium des INFUSE-Projekts, zu dem ebenfalls das DFKI gehört, realisierte
ein umfassendes Framework zur Fusion heterogener Sensordaten, um eine möglichst
präzise Bewegungsplanung und Navigation von Weltraumrobotern zu erreichen.
Als robotische Testplattform für die innovativen Softwaretechnologien dient
in Marokko der hybride Schreit- und Fahrrover SherpaTT des DFKI, der bereits
2016 zusammen mit weiteren Robotersystemen erfolgreich eine Weltraummission in
der Halbwüste des US-Bundestaates Utah simulierte.
Die geplante Feldtestkampagne ist von planetaren Erkundungsszenarien wie der
NASA Mars Sample Return Mission inspiriert. Mithilfe der neuen
Softwaretechnologien soll SherpaTT eine autonome Langstreckenmission
absolvieren. Um eine Bodenprobe am Zielort zu entnehmen, legt der Rover eine
kilometerlange Strecke in der von weiten Ebenen, aber auch steilen Hängen und
Schluchten geprägten marokkanischen Wüstenlandschaft zurück. Dabei muss er
seinen Weg selbstständig planen und auf Unvorhergesehenes reagieren, z.B. sich
auf sich ändernde Untergrundbedingungen einstellen und Hindernisse überwinden.
Während der Feldtests sind die beteiligten Wissenschaftler in einem Hotel
außerhalb der Wüste untergebracht. Die erste Phase der Testkampagne dient der
Vorbereitung: Integrations- und Reparaturarbeiten werden in einer Werkstatt
durchgeführt, erste Tests auf einem nahliegenden Testgelände mit natürlichen
Sanddünen. Anschließend begibt sich das Forscherteam für die finalen Tests in
die Sahara, um dort die Langstreckenmission mit SherpaTT zu absolvieren. Ein
temporäres Zeltlager dient währenddessen als Basis- und Kontrollstation.
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