Für kurze Zeit lebensfreundlich?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der TU Berlin astronews.com
24. Juli 2018
Für die Suche nach Leben auf anderen Himmelskörpern im
Sonnensystem dürfte unser Mond wohl den wenigsten Forschern als lohnenswertes
Ziel erscheinen. Doch ein näherer Blick könnte sich lohnen - zumindest, wenn
sich die These zweier Astrobiologen bestätigen sollte. Die Wissenschaftler
glauben nämlich, dass auch auf dem Erdtrabanten einmal lebensfreundliche
Bedingungen geherrscht haben könnten.
Aufnahme der NASA-Sonde Galileo von der
erdabgewandten Seite des Mondes.
Bild: NASA/JPL [Großansicht] |
Unser Mond ist heute leblos und unbewohnbar. Es gibt keine nennenswerte
Atmosphäre, kein flüssiges Wasser auf der Oberfläche, keine Magnetosphäre zum
Schutz vor Sonnenwinden und kosmischer Strahlung sowie große
Temperaturschwankungen. Diesen Mond mit Bewohnbarkeit in Zusammenhang zu
bringen, scheint gewagt und stellt bisherige Hypothesen auf den Kopf.
Prof. Dr. Dirk Schulze-Makuch, Astrobiologe an der TU Berlin, und sein
Kollege Ian A. Crawford von der Universität London haben neueste Forschungen zur
Untersuchung von Boden- und Gesteinsproben zusammengetragen und verglichen. Sie
kommen zu dem Schluss, dass es vor mehr als drei Milliarden Jahren ein
Zeitfenster gegeben haben könnte, in dem Leben auf dem Erdtrabanten möglich war.
"Es geht nicht darum, "grüne Männchen" zu finden. Bakterien und Mikroben sind
ebenfalls biologisches Leben und vor allem: diese primitiven Lebensformen sind
die Grundlage für die Entwicklung höherer, intelligenter, auch techniknutzender
Lebensformen", sagt Dirk Schulze-Makuch vom TU-Zentrum für Astronomie und
Astrophysik, der bereits seit mehreren Jahren an der TU Berlin zum Thema "Leben
auf extraterrestrischen Planeten" forscht und immer wieder durch sehr
optimistische Thesen auffällt, was etwa das Leben auf dem Mars und anderen
Planeten angeht (astronews.com berichtete).
"Wir gehen davon aus, dass der Mond als Resultat einer gigantischen Kollision
der Erde mit einem anderen Himmelskörper vor 4,5 Milliarden Jahren entstand", so
Schulze-Makuch. Flüchtige Stoffe und Flüssigkeiten könnten sich aber in Teilen
des frisch entstandenen Mondes erhalten haben oder durch Meteoriteneinschläge –
von deren Häufigkeit die Mondoberfläche heute noch zeugt – eingetragen wurden.
Andere Wissenschaftler hatten ebenfalls bereits vermutet, dass in dieser frühen
Zeit auch Kratereruptionen und die Freisetzung von Lava sowie dadurch große
Mengen an Gasen, eine schützende Atmosphäre geformt haben könnten, die etwa 70
Millionen Jahre Bestand gehabt haben könnte.
"Die Mondatmosphäre vor etwa 3,5 Milliarden Jahren war wahrscheinlich dichter
als die heutige Atmosphäre des Mars. Insgesamt ergibt sich daraus ein
beachtliches Zeitfenster, in dem nicht nur flüssiges Wasser auf der Oberfläche
des Mondes existiert haben könnte, sondern auch Leben", so Schulze-Makuch.
Vor etwa vier Milliarden Jahren, als das erste Leben auf der Erde entstand,
kollidierten viele Asteroiden und Meteoriten mit der Erde. Bakterien könnten von
der Erde den Mond erreicht haben, den Impakt und Flug überlebt haben, und zwar
genau in dem Zeitfenster, als das Leben auf dem Mond möglich war, als Wasser in
einer frühen Atmosphäre auf der Oberfläche vorhanden war, ebenso ein Magnetfeld.
In den Gesteinsproben von der Mondoberfläche jedenfalls, die während der
Mondmissionen gesammelt wurden, gibt es Hinweise auf Oxidationsvorgänge und
hydrothermale Prozesse. Um diese ersten Ergebnisse und die daraus resultierenden
hochspekulativen Hypothesen weiter zu erhärten, so die Wissenschaftler
abschließend, sei es notwendig, entsprechende Forschungsprogramme weltweit
voranzutreiben. Sie empfehlen, diese Untersuchungen in neuen
(Mond-)Simulationskammern durchzuführen, ebenso wie auf der Internationalen
Raumstation ISS. Nur so könne man testen, ob es ein frühes Zeitfenster für Leben
auf dem Mond gegeben haben könnte.
Über ihre These berichten die Astronomen in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astrobiology erschienen ist.
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