Einst ein lebensfreundlicher Planet?
von
Rainer Kayser
14. Januar 2009
Die Venus gleicht der Erde in vielerlei Hinsicht und zeigt
sich heute doch als krasser Gegensatz zum lebensfreundlichen blauen Planeten.
Doch war das immer so? Astronomen glauben nun in alten Daten der Sonde
Galileo Hinweise darauf gefunden zu haben, dass unser Nachbar im All einst
Kontinente und Ozeane besaß. Die Interpretation der Daten ist allerdings nicht
unumstritten.
Venus in einer
Falschfarbenaufnahme der Sonde Galileo. Die
Farben sollen die Wolkenstrukturen besser
sichtbar machen. Bild:
NSSDC / NASA / JPL |
Die Venus besaß in ihrer Frühzeit möglicherweise Kontinente und Ozeane.
Darauf deutet nach Ansicht eines internationalen Forscherteams die bereits 1990 von der amerikanischen Sonde
Galileo gemessene Infrarotstrahlung der Oberfläche des inneren Nachbarplaneten der Erde hin. Eine im Fachblatt
Journal of Geophysical Research veröffentlichte Neuanalyse der Daten zeige, dass die Hochländer weniger Infrarotstrahlung aussenden als die Tiefebenen. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist dies ein Hinweis auf Granite, Gesteine, die sich nur unter dem Einfluss von Wasser bilden.
"Dies ist der erste direkte Hinweis darauf, dass die Venus in der Frühgeschichte des Sonnensystems ein lebensfreundlicher Planet mit viel Wasser war", kommentiert der an der
Washington State University tätige deutsche Astrobiologe Dirk Schulze-Makuch in der Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins
Nature die neue Analyse. "Die Frage ist, wie lange die Venus
lebensfreundlich geblieben ist."
"Der Nachweis der Infrarotstrahlung der Oberfläche ist ein Durchbruch", freut sich Kevin Baines vom
Jet Propulsion Laboratory im kalifornischen Pasadena, der gemeinsam mit seinen Kollegen aus den USA, Portugal und Japan die
Galileo-Daten analysiert hat. Denn heute liegt die Oberfläche der Venus unter einer dichten Wolkendecke verborgen. Ein Treibhauseffekt hat die Venus zu einer heißen und lebensfeindlichen Hölle gemacht. Die Anwesenheit von Graniten würde jedoch bedeuten, dass der Planet in seiner Frühzeit Kontinente und Ozeane, sowie eine Plattentektonik ganz ähnlich wie die Erde besaß.
Doch die Interpretation der Infrarotdaten ist nicht einfach, muss doch der Einfluss der dichten Venusatmosphäre berücksichtigt werden. Nicht alle Fachkollegen akzeptieren deshalb die weitreichenden Schlussfolgerungen von Baines und seinen Kollegen. Die Planetenforscher wollen ihr Verfahren deshalb nun auf die Daten der europäischen Sonde
Venus Express anwenden und hoffen auf weitere Messungen des japanischen
Venus Climate Orbiters, der im Jahr 2010 starten soll.
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