Organisches Material Hinweis auf Leben?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Technische Universität Berlin astronews.com
13. Juni 2018
Sind die Funde von organischem Material durch den Marsrover
Curiosity, über die die NASA in der vergangenen Woche berichtete, ein
Hinweis auf Leben? Während man sich bei der amerikanischen Raumfahrtbehörde eher
zurückhaltend gab, halten es manche Astrobiologen für wahrscheinlich, dass
es sich bei den organischen Substanzen um Zerfallsprodukte von Mikroorganismen
handelt.
Blick in den Gale-Krater des Mars, den der
Rover Curiosity seit rund sechs Erdjahren
erforscht.
Bild: NASA/JPL-Caltech/MSSS [Großansicht] |
Für einigen Wirbel sorgte vor einigen Tagen die Nachricht, dass der
NASA-Marsrover Curiosity organische Moleküle auf dem Roten Planeten
gefunden hat. "Diese sensationelle Entdeckung wird die Suche nach Leben auf dem
Mars weiter befeuern", ist sich Prof. Dr. Dirk Schulze-Makuch, Astrobiologe von
der TU Berlin und Adjunct Professor an der Arizona State sowie der
Washington State University sicher. Er selbst vermutete solche Vorkommen
auf dem Mars ebenfalls schon länger. Die neuen Entdeckungen bestätigen seine
Vermutungen.
Schulze-Makuch konnte kürzlich in aufwendigen Untersuchungen aktive
Zellverbände in der marsähnlichen Landschaft der Atacama-Wüste nachweisen, die
an einem der trockensten Orte der Erde überleben, bis minimale Wassermengen ihre
Stoffwechselaktivitäten wieder anregen. "Auf dem Mars fällt natürlich kein
Regen", so Schulze-Makuch. "Aber es gibt auch dort flüssiges Wasser in Form von
Wasserfilmen auf Mineralen, Nebel, Grundwasser und sogar ab und zu durch
nächtlichen Schneefall. Insofern kann die hyper-aride Kernzone der
Atacama-Wüste, in der wir ein vorübergehend bewohnbares Habitat mit kurzzeitig
aktiven Mikroben entdeckt haben, als Arbeitsmodell für den Mars gelten."
Seine Kollegin Jen Eigenbrode vom Goddard Space Flight Center und
sein Kollege Christopher Webster vom California Institute of Technology
hatten mithilfe der SAM-Instrumente (Sample Analysis at Mars) auf Curiosity
erstmalig viele verschiedene organische Stoffe ebenso wie Methan nachgewiesen.
Der Rover hatte die Proben im Gale-Krater eingesammelt, in dem er bereits seit
sechs Jahren arbeitet. Die Untersuchungen hatten sich auf einen alten See
konzentriert, der vor rund 3,5 Milliarden Jahren existiert hatte und der damit
eine Art geologisches "Gedächtnis" darstellt.
"Natürlich können organische Moleküle auch durch inorganische Prozesse auf
den Mars geraten sein, also zum Beispiel durch einen Meteoriteneinschlag", so
Schulze-Makuch. Aber die Diversität und Anzahl der Moleküle spreche eher dafür,
dass sie Zerfallsprodukte von Mikroorganismen seien. "An der Oberfläche würden
biologische Moleküle wie Proteinverbindungen vor allem durch die Strahlung
schnell zerfallen. Doch es wurden auch Sulfat-Verbindungen gefunden, die bei der
Konservierung von organischen Molekülen unter diesen unwirtlichen Bedingungen
helfen. Man kann sich also vorstellen, was man in noch tieferen Bodenschichten
finden könnte."
Frühere Arbeiten hätten, so Schulze-Makuch, festgestellt, dass der ehemalige
Marssee eine habitable, also bewohnbare Zone gewesen sei. "Wenn man also dort
jetzt organisches Material findet, können wir die wissenschaftliche Vermutung
formulieren, dass der Mars irgendwann einmal ein frühes Ökosystem gehabt hat."
Schulze-Makuch gilt als einer der führenden Wissenschaftler im Bereich der
Astrobiologie und hat fast 200 Arbeiten veröffentlicht, die sich mit
Astrobiologie und der Bewohnbarkeit von Planeten beschäftigen. Sein jüngstes
Buch, "The Cosmic Zoo: Complex Life on Many Worlds" erschien Ende 2017. Zur
aktuellen Entdeckung der organischen Stoffe durch Curiosity
veröffentlichte er einen Beitrag im Blog des Wissenschaftsmagazins Air &
Space Smithsonian.
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