Sorgte Methan einst für Treibhauseffekt?
von Stefan Deiters astronews.com
25. Januar 2017
Über eines sind sich Marsforscher relativ einig: Auf dem
Roten Planeten herrschte vor mehreren Milliarden Jahren ein Klima, das deutlich
angenehmere Umweltbedingungen bot als heute. Doch wie konnte sich der Planet
einst auf so hohe Temperaturen erwärmen? Wissenschaftler fanden nun Hinweise,
dass Methan und Wasserstoff dabei eine wichtige Rolle gespielt haben könnten.
Ein intensiver Treibhauseffekt könnte einst
für lebensfreundliche Bedingungen auf dem Mars
gesorgt haben.
Bild: NASA [Großansicht] |
Die Marsmissionen der letzten Jahre, zuletzt der Marsrover Curiosity,
haben es gezeigt: Die Bedingungen auf dem Roten Planeten waren vor einigen
Milliarden Jahren deutlich angenehmer als heute und könnten vielleicht sogar
lebensfreundlich gewesen sein. Überall finden sich Hinweise auf
fließendes Wasser und sogar Seen.
Doch es gibt ein Problem: Nach Ansicht der Forscher sollte es auf dem Mars
vor drei bis vier Milliarden Jahren zu kalt gewesen sein, um flüssiges Wasser zu
ermöglichen. Vor vier Milliarden Jahren leuchtete die Sonne etwa 30 Prozent
schwächer als heute, weshalb auch weniger Sonnenstrahlung die Marsoberfläche
erreicht hat. Die damals noch vorhandene Atmosphäre muss also durch einen
ausgeprägten Treibhauseffekt für höhere Temperaturen gesorgt haben, als es sie heute gibt.
Der übliche Verdächtige wäre hier natürlich Kohlendioxid. Das Gas macht auch heute noch
etwa 95 Prozent der dünnen Marsatmosphäre aus. Allerdings dürften sich
allein mit diesem Treibhausgas keine Temperaturen erreichen lassen, bei denen
auf der Oberfläche auch flüssiges Wasser existieren kann. Die Wissenschaftler
stehen hier also vor einem Rätsel.
"Der frühe Mars ist in einer Beziehung einzigartig: Es handelt sich, von der
Erde abgesehen, um die einzige planetare Umgebung, bei der wir mit Sicherheit
sagen können, dass es hier einmal - zumindest zeitweise - Bedingungen gab, die
Leben ermöglicht haben könnten", so Robin Wordsworth von der Harvard John A.
Paulson School of Engineering and Applied Sciences. "Wenn wir verstehen, wie der
frühe Mars funktioniert hat, könnte das auch Hinweise für die Suche nach Leben
auf Planeten außerhalb des Sonnensystems geben."
Wie kam es also zu den vergleichsweise hohen Temperaturen auf dem jungen
Mars? "Man kann Klimaberechnungen durchführen, bei denen man so viel
Kohlendioxid zur Atmosphäre hinzufügt, dass der Druck Hunderte Mal höher ist als
heute und man erreicht noch immer nicht Temperaturen, die zumindest in der Nähe
des Schmelzpunkts liegen", so Wordsworth. Zum Treibhauseffekt auf dem jungen
Planeten muss also noch mehr beigetragen haben.
Dabei könnte es sich um leichtere Gase wie Wasserstoff handeln, die
Gesteinsplaneten im Laufe ihrer Entwicklung langsam ins All verlieren. Genau
solche Gase haben sich Wordsworth und sein Team nun genauer angeschaut.
Insbesondere interessierten sie sich für Methan, das heute kaum in der
Marsatmosphäre nachzuweisen ist. Vor mehreren Milliarden Jahren könnten
allerdings geologische Prozesse dafür gesorgt haben, dass es deutlich mehr
Methan in der Atmosphäre gab, das dann zu Wasserstoff und anderen Gasen
aufgespalten wurde.
Die Wissenschaftler befassten sich mit den grundlegenden Eigenschaften der
infrage kommenden Gase. "Wenn man sich exotische Atmosphären ansieht, kann man
die nicht einfach mit der Erdatmosphäre vergleichen", unterstreicht Wordsworth.
"Man muss ganz am Anfang beginnen. Deswegen haben wir uns angesehen, was
passiert, wenn Methan, Wasserstoff und Kohlendioxid kollidieren und wie sie mit
Photonen wechselwirken. Es hat sich gezeigt, dass diese Kombination zu einer
hohen Absorption von Strahlung führt."
Schon der Astrophysiker Carl Sagan hat in den 1970er Jahren darüber
spekuliert, dass Wasserstoff eine wichtige Rolle auf dem jungen Mars gespielt
haben könnte. Das Team um Wordsworth konnte den Treibhauseffekt nun erstmals
genauer berechnen. Sie konnten so auch zeigen, dass Methan auf dem jungen Mars
ein sehr effektives Treibhausgas gewesen sein muss.
"Unsere Studie hat gezeigt, dass der Treibhauseffekt von Wasserstoff und
Methan bislang deutlich unterschätzt wurde", so Wordsworth. "Wir haben entdeckt,
dass Methan und Wasserstoff in Wechselwirkung mit Kohlendioxid den Mars sehr
viel besser aufwärmen konnte als zuvor angenommen." Nach Ansicht der
Wissenschaftler könnten diese frühen Prozesse in der Marsatmosphäre auch genau
für die komplexeren chemischen Substanzen gesorgt haben, die für die Entstehung
von Leben nötig sind.
Über ihre Arbeit berichten die Wissenschaftler in einem Fachartikel, der in
den Geophysical Research Letters erschienen ist.
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Mission Mars, die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten Planeten |
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