Staubsturm macht Marsrover zu schaffen
von Stefan Deiters astronews.com
13. Juni 2018
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA sorgt sich um ihren
Marsrover Opportunity: Das Gefährt befindet sich in einem heftigen
Staubsturm, der die Energieversorgung des auf Sonnenlicht angewiesenen Rovers
beeinträchtigt. Sämtliche wissenschaftlichen Arbeiten sind derzeit auf Eis
gelegt. Es geht gegenwärtig nur noch ums Überleben.
Blick auf den Mars und den Staubsturm am 6.
Juni 2018. Die Position von Opportunity ist mit
einem blauen Punkt markiert.
Bild: NASA/JPL-Caltech/MSSS [Großansicht] |
Der NASA-Marsrover Opportunity hat sein Team am Jet Propulsion Laboratory
der NASA immer wieder durch seine Langlebigkeit begeistert: Der Rover war
Anfang 2004 auf dem Mars gelandet und sollte eigentlich nur rund drei Monate
lang seine unmittelbare Umgebung erforschen. Nun ist der Rover schon seit mehr
als 14 Jahren auf dem Mars unterwegs und hat mehr als 40 Kilometer auf dem
Roten Planeten zurückgelegt.
Seine Energie bezieht Opportunity aus Solarzellen - und genau dies bereitet dem
Team gegenwärtig Sorge: Am 1. Juni beobachtete der Mars Reconnaissance Orbiter
aus seiner Marsumlaufbahn nämlich einen Sturm, was auf dem Mars in der Regel mit dem
Aufwirbeln von gewaltigen Staubmengen verbunden ist - und dieser Sturm befand
sich ganz in der Nähe von Opportunity. Innerhalb weniger Tage hatte sich der
Sturm auf eine Fläche von 18 Millionen Quadratkilometern ausgedehnt. Auch dort,
wo sich Opportunity aufhält, gelangt dadurch nur noch wenig bis gar
kein Sonnenlicht auf die
Oberfläche und auf die Solarzellen des Rovers.
Das machte sich auch an der Strommenge bemerkbar, die von den Solarzellen des
Rovers produziert wird: Sie ging in den letzten Tagen deutlich zurück, so dass das Team bald
sämtliche nicht lebenswichtigen Tätigkeiten des Rovers einstellte. Es ist nicht
der erste Sturm, in den Opportunity geraten ist: Bereits 2007 musste der Rover
wegen eines solchen Wetterphänomens auf dem Mars den Betrieb für rund zwei
Wochen praktisch ganz einstellen, überstand den Sturm aber schließlich ohne
größere Schäden.
Das Problem ist, dass Opportunity eine gewissen Mindestmenge an Energie
benötigt, um seine Batterien zu heizen, die sonst wegen der kalten Temperaturen
auf dem Mars Schaden nehmen könnten. Inzwischen ist die Atmosphäre durch den
Sturm dunkler, als
sie es im Jahr 2007 war. Hoffnungsvoll stimmt das Team ein Kontakt
zu Opportunity am Sonntag. Der Rover verfügt also - trotz der schlechten
Wetterbedingungen - noch über ausreichend Energie, um mit der Erde Kontakt
aufzunehmen.
Weitere von Opportunity übermittelte Daten zeigten, dass die Temperatur von
Opportunity minus 29 Grad Celsius beträgt. Das Team hofft, dass die staubige
Atmosphäre vielleicht nicht nur die Stromversorgung erschwert, sondern umgekehrt auch dafür sorgen könnte, dass die Temperaturschwankungen
in der Umgebung von Opportunity nicht ganz so extrem ausfallen, wie sonst auf
dem Mars üblich. Die nächsten Tage werden für die Zukunft des alten Marsrovers
entscheidend sein.
Update (14. Juni 2018): Ein Kontaktversuch mit
Opportunity am Dienstag ist erfolglos verlaufen, so dass dem Rover aktuell
offenbar nicht mehr ausreichend Energie zur Verfügung steht, um mit der Erde zu
kommunizieren. Auf einer Pressekonferenz der NASA am Mittwochabend zeigte man
sich allerdings zuversichtlich, dass die Temperatur von Opportunity
nicht so weit sinken wird, dass permanente Schäden am Rover entstehen. Auch 2007
hatte es für einige Zeit "Funkstille" gegeben.
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