Wachsende Sorge um Opportunity
von Stefan Deiters astronews.com
1. August 2007
Techniker der NASA machen sich inzwischen ernsthaft Sorgen
um das Schicksal des Marsrovers Opportunity. Seit über einem Monat ist
das Gefährt einer Serie von Staubstürmen ausgesetzt, die die Stromversorgung
durch Sonnenergie erheblich beeinträchtigen. Doch auch der Ruhezustand, in den
die NASA-Experten den Rover zur Verringerung des Energieverbrauchs versetzten,
birgt Gefahren.
Blick des Mars
Reconnaissance Orbiters auf die Position von Opportunity
Mitte Juli. Zu erkennen ist außer dem Staub in
der Atmosphäre nichts.
Bild:
NASA / JPL / MSSS |
Nicht nur die staubige Atmosphäre gefährdet die Stromversorgung
der beiden Marsrover, sondern zunehmend auch eine Staubschicht, die sich auf den
Solarzellen der Rover niedergeschlagen hat. Besonders hart hat es den Rover Opportunity
getroffen, der eigentlich schon
längst den Victoria-Krater erkunden sollte. Anfang des Monats war der Abstieg in
den Krater aber wegen des Staubsturms verschoben worden (astronews.com
berichtete).
Der jüngsten Nachricht vom Opportunity vom 30. Juli zufolge hat sich
die Situation im Vergleich zu den schlimmsten Tagen Mitte Juli nur unwesentlich
verbessert: Immer noch erreicht nur ein kleiner Bruchteil des Sonnenlichts die
Sonnensegel des Rovers und mit jedem Tag sammelt sich mehr Staub auf den
Solarzellen an. So produziert Opportunity gerade einmal genug Strom um
in einem absoluten Stromsparmodus überleben zu können und seine Batterien nicht
antasten zu müssen. In diesem Zustand befindet sich Opportunity seit
dem 18. Juli.
Doch gerade der Stromsparmodus sorgt kurioserweise nun für weiteres
Kopfzerbrechen bei der NASA: Seit 18. Juli gelangt nämlich dadurch deutlich
weniger Energie in den Kern der Elektronik des Rovers, wodurch weniger Wärme als
im Normalbetrieb von den Komponenten abgestrahlt wird. "Die Minimaltemperaturen
der Elektronikmodule von Opportunity während der Nacht sind merklich
zurückgegangen seit wir das Energiespar-Programm eingeführt haben, obwohl es
durch den Sturm draußen wärmer ist", erläutert John Callas, Rover-Projektmanager
am NASA Jet Propulsion Laboratory. Die Temperatur der Komponenten liegt in der Nacht inzwischen
bei minus 37 Grad Celsius.
Doch genau das ist das Problem: Minus 37 Grad Celsius sind nur zwei Grad
mehr als die fest verdrahtete Mindesttemperatur. Fällt das Temperatur unter die
kritische Marke schalten sich automatisch Notheizungen ein, um die Elektronik zu
wärmen. Doch dies würde den Gesamtstromverbrauch des Rovers so stark erhöhen,
dass er auf den Strom der Batterien zurückgreifen müsste. "Die zur Heizung
nötige Energie hat Opportunity nicht übrig."
Um ein weiteres Fallen der Temperatur in der Nacht zu verhindern, versuchen
die Techniker die Elektronik des Rovers jeden Tag etwas länger angeschaltet zu
lassen, doch auch die könnte dazu führen, dass die Batterien irgendwann
angegriffen werden. "All das bedeutet, dass die reale Gefahr besteht, dass es zu
einem sogenannten Low Power-Fehler kommt", so Callas. "Wenn das passiert,
werden die Batterien abgeschaltet und der Rover in einen Schlafmodus versetzt.
Einmal am Tag überprüft er, ob genug Energie vorhanden ist, um sich zu
reaktivieren und
eine tägliche Fehlermeldung abzusetzen. Wenn nicht genug Energie vorhanden ist,
wird er weiter schlafen. Je nach Wetterlage könnte Opportunity dann für
Tage, Wochen oder Monate schlafen und dabei immer versuchen, die Batterien
wieder aufzuladen."
Auch auf Spirits Solarzellen hat sich im Laufe der letzten Wochen
mehr und mehr Staub angesammelt. Die Situation rund um den Gusev-Krater
hat sich nicht entscheidend verbessert. Allerdings war Spirit weniger schlimm
von den Staubstürmen betroffen als Opportunity. "Wir beobachten die
Situation weiter und tun alles was in unserer Macht steht, um die Rover bei
ihrem Kampf gegen die Elemente des roten Planeten zu unterstützen", so Callas.
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