Staubstürme machen Rovern zu schaffen
von Stefan Deiters astronews.com
23. Juli 2007
Eine Serie von Staubstürmen gefährdet zunehmend die Mission
der beiden NASA-Marsrover. Besonders hat es den Rover Opportunity
getroffen, der eigentlich schon längst den Victoria-Krater erkunden sollte.
Durch die verdunkelte Atmosphäre verbraucht er derzeit mehr Strom als seine
Solarzellen erzeugen können, obwohl nur noch die wichtigsten Systeme aktiviert
sind.
Blick des Mars
Reconnaissance Orbiters auf die Position von Opportunity
auf dem Mars.
Bild:
NASA / JPL / MSSS [Großansicht] |
Schon seit einem Monat müssen die beiden Marsrover Spirit
und Opportunity mit den Folgen einer Serie von Staubstürmen auf dem
Roten Planeten kämpfen.
Besonders betroffen ist der Rover Opportunity, der eigentlich schon
längst den Victoria-Krater erkunden sollte. Anfang des Monats war der Abstieg in
den Krater aber bereits wegen des Staubsturms verschoben worden (astronews.com
berichtete).
Inzwischen hat sich die Situation weiter verschlechtert: Der Staub in der
Marsatmosphäre sorgt dafür, dass 99 Prozent des direkten Sonnenlichts den Rover
nicht mehr erreichen, so dass nur noch diffuses Streulicht zur Energieversorgung
zur Verfügung steht. Und nach Ansicht des Roverteams könnten noch Tage vergehen,
bis Besserung eintritt. "Wir unterstützen unsere Rover so gut es geht, damit sie
diese Stürme überstehen", so Alan Stern von der NASA. "Aber für solche extremen
Bedingungen waren sie nie ausgelegt."
Wenn das direkte Sonnenlicht noch längere Zeit blockiert bleibt, wird nicht
mehr ausreichend Energie zur Verfügung stehen, um überlebenswichtige Systeme zu
heizen und zu betreiben - selbst dann nicht, wenn die Rover in einen
Schlafzustand versetzt werden. Die Rover nutzen elektrische Heizungen, um
Kernkomponenten der Elektronik auf Betriebstemperatur zu halten.
Vor Beginn der Staubstürme haben die Solarzellen von Opportunity
rund 700 Wattstunden Strom pro Tag erzeugt. Als durch die Staubstürme die
tägliche Energieproduktion auf unter 400 Wattstunden reduziert wurde, hat das
Roverteam die meisten Aktivitäten eingestellt: Opportunity ist also nicht mehr
umhergefahren, hat keine Beobachtungen mehr gemacht und den Roboterarm nicht
mehr genutzt. Am vergangenen Dienstag produzierten die Solarzellen nur
noch 148 Wattstunden pro Tag, was einen neuen Negativrekord darstellte. Einen
Tag später war die Produktion sogar noch weiter gesunken - auf 128 Wattstunden.
Die NASA-Techniker versuchen nun Opportunity so gut es geht durch die
Staubstürme zu bringen. Spirit ist weitaus weniger betroffen, hat aber auch die
Aktivitäten eingeschränkt. "Wir haben nun deutlich drastischere Maßnahmen bei
beiden Rovern ergriffen als vorher nötig waren", so John Callas, der
Projektmanager für die Rover am Jet Propulsion Laboratory der NASA. Als
Opportunity nämlich immer noch mehr Energie verbrauchte als erzeugt wurde, ließ
man am Donnerstag und Freitag zwei Kommunikationsfenster mit der Erde ungenutzt
verstreichen um so zusätzlich Strom zu sparen. Auf diese Weise sollte der
Energieverbrauch auf unter 130 Wattstunden pro Tag reduziert werden und
Opportunity damit die Batterievorräte nicht weiter angreifen müssen.
Rechnen tut die NASA inzwischen sogar mit dem Schlimmsten: So könnte
mindestens einer der beiden Rover nach Ende der Stürme dauerhafte Schäden
zurückbehalten oder gar nicht mehr funktionieren. Eine gründliche Prüfung wird
dies nach Wetterbesserung auf dem Mars ergeben.
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