Paolo Nespoli zurück auf der Erde
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
13. Dezember 2017
Der ESA-Astronaut Paolo Nespoli ist zurück auf der Erde:
Gemeinsam mit zwei Kollegen landete er am Morgen in der kasachischen Steppe.
Nespoli hatte insgesamt fünf Monate an Bord der Internationalen Raumstation
verbracht und dort zahlreiche Experimente durchgeführt. Ein Schwerpunkt dabei
war die Wirkung der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper.
Der italienische ESA-Astronaut Paolo Nespoli
ist heute Morgen sicher wieder zur Erde
zurückgekehrt.
Foto: NASA TV [Großansicht] |
Der ESA-Astronaut Paolo Nespoli ist heute früh nach 139 Tagen im All wieder
zur Erde zurückgekehrt. Die Raumkapsel musste dabei auf ihrem Rückflug von der
Internationalen Raumstation (ISS) innerhalb von gerade einmal drei Stunden von
28.800 Kilometern pro Stunde auf null abbremsen. Die Landung von Nespoli und
seinen Mannschaftmitgliedern Randy Bresnik von der NASA und Sergej Rjasanski von
Roskosmos in der kasachischen Steppe erfolgte um 9.37 Uhr MEZ.
Die Sojus-Kapsel überstand die Belastungen des Wiedereintritts und
der Landung wie gewohnt: Der Hitzeschild der Raumkapsel erwärmte sich beim
Wiedereintritt in die Atmosphäre auf 1600 Grad Celsius, während die Astronauten
das Vierfache ihres Körpergewichts aushalten mussten. In zehn Kilometern Höhe
wurden dann die Fallschirme geöffnet, bevor auf den letzten Metern vor dem
Aufprall noch zusätzlich die Bremsraketen gezündet wurden.
"Diese sogenannte 'weiche' Landung fühlt sich in Wirklichkeit wie eine
Frontalkollision zwischen einem Lkw und einem Kleinwagen an – wobei man selbst
wohlgemerkt im Kleinwagen sitzt…", erinnert sich Nespoli an seine letzte Landung
2011. Während seiner fünfmonatigen Mission umrundete Nespoli 2224 mal die Erde,
durchflog 35.000 Sonnenauf- und -untergänge und legte 94 Millionen Kilometer
zurück. Es war bereits Nespolis dritte ISS-Mission. Von allen ESA-Astronauten
steht er nun mit insgesamt 313 Tagen im Weltraum hinter Thomas Reiter an zweiter
Stelle.
Während seiner Mission Vita, deren Name sich aus den
Anfangsbuchstaben der Wörter Vitality, Innovation, Technology und Ability
zusammensetzt, führte Nespoli mehr als 60 Experimente durch, wobei auch sein
eigener Körper zum Forschungsobjekt mutierte: So wurden seine Augen,
Kopfschmerzen, Schlafmuster und Essgewohnheiten beobachtet, um mehr über die
Anpassung des menschlichen Körpers an das Leben in der Schwerelosigkeit zu
erfahren. Auch die Aufzeichnungen der Körpertemperatur, das Muskeltraining sowie
die vielen Blut- und Speichelproben werden das ihrige zum Gesamtbild beitragen,
um Menschen besser auf erdferne Missionen vorbereiten zu können.
Außerdem steuerte Nespoli von seiner Warte in 400 Kilometern über der Erde
einen in Deutschland befindlichen humanoiden Roboter, dessen Aufgabe es war,
drei beschädigte Solarpaneele in einer simulierten Mars-Umgebung zu reparieren,
um zu demonstrieren, wie Astronauten und Roboter bei künftigen Planetenmissionen
zusammenarbeiten können. Tablets und Smartphones könnten das Leben im Weltraum
einfacher machen, weswegen Nespoli bei komplexen Aufgaben ein freihändiges
System mit Befehlsanzeigen testete.
Während Nespolis Aufenthalt auf der Raumstation herrschte ein reges Kommen
und Gehen: Im Missionszeitraum dockten insgesamt vier Raumfahrzeuge an der ISS
an und drei ab. Nespoli war durch die Steuerung des Roboterarms der Raumstation
an zwei Andockmanövern beteiligt und wirkte an vier Außenbordeinsätzen mit. Nun
wird Nespoli noch zahlreiche Tests und Nachuntersuchungen durchmachen.
Im Weltraum erleben Astronauten nämlich eine Form des raschen Alterns und
müssen sich erst wieder an das Leben unter den Bedingungen der Schwerkraft
gewöhnen. Wissenschaftlern dienen die Reaktionen seines Körpers somit als
Fallstudie. Als nächster ESA-Astronaut wird im kommenden Sommer der Deutsche
Alexander Gerst zur Internationalen Raumstation fliegen.
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