Neue Mannschaft auf dem Weg
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
16. Dezember 2010
Am Mittwochabend startete von Baikonur aus ein Sojus-Raumschiff zur
Internationalen Raumstation ISS. Zur dreiköpfigen Besatzung gehört auch der
ESA-Astronaut Paolo Nespoli, der im Rahmen der dritten europäischen
Langzeitmission MagISStra sechs Monate an Bord der ISS bleiben soll. Ein
Schwerpunkt seiner Mission wird die Bildung sein.
Start der Sojus TMA-20 gestern von Baikonur in
Kasachstan aus.
Foto: NASA/Carla Cioffi |
Der ESA-Astronaut Paolo Nespoli ist zusammen mit seinen
Mannschaftskollegen Dmitri Kondratjew und Catherine Coleman an Bord
einer Sojus-Kapsel auf dem Weg zur Internationale Raumstation
(ISS). Der Start war gestern Abend planmäßig um 20.09 Uhr MEZ vom
Kosmodrom Baikonur in Kasachstan erfolgt. Etwa neun Minuten später
erreichte die Sojus TMA-20 mit ihren drei Passagieren den
Weltraum, fuhr Antennen und Solarpaneele aus und umkreist jetzt alle 90
Minuten die Erde. Damit ist der Startschuss für MagISStra, Europas
dritte ISS-Langzeitmission, gefallen.
Nespoli wird während seines sechsmonatigen Aufenthalts im Weltraum als
Flugingenieur tätig sein. Er und seine Kollegen Kondratjew und Coleman,
Mitglieder der Bordmannschaften Expedition 26 und
Expedition 27, werden erst im kommenden Mai wieder zur Erde
zurückkehren.
Im Anschluss an den Start bereitet die Mannschaft zunächst die
verschiedenen orbitalen Manöver ihres Raumfahrzeugs vor, das auf seinem
zweitägigen Flug allmählich an Höhe gewinnt, damit es Freitagabend, den
17. Dezember an der ISS andocken kann. Auf ihrer Reise dorthin werden
die Astronauten 35 Mal die Erde umkreisen. Ferner werden drei größere
Triebwerkszündungen erforderlich sein, die die Sojus jedoch
automatisch unter Aufsicht des Missionskontrollzentrums in Koroljow bei
Moskau ausführt, so dass die Bordmannschaft nur im Bedarfsfall
einzugreifen braucht.
Währenddessen wird die Mannschaft mit Haushaltstätigkeiten an Bord, der
Flugüberwachung, der Überprüfung der Systeme und den Vorbereitungen für
das zur ISS zu befördernde Gerät beschäftigt sein. Bei dieser ruhigeren
Anlaufphase der Mission können sich die Astronauten außerdem körperlich
an die Bedingungen in der Schwerelosigkeit anpassen. Der Anflug und das
Andocken werden ebenfalls automatisch gesteuert. Sobald sich die Sojus
der ISS auf 150 Meter nähert, werden die Flugbahn und alle Systeme eng
von der Missionskontrolle am Boden überwacht, wobei die Bordmannschaft
auch hier jederzeit manuell das Kommando übernehmen kann. Das Andocken
ist für kurz nach 21 Uhr MEZ geplant.
Die ESA-Direktorin für bemannte Raumfahrt, Simonetta Di Pippo, wird
diese Begegnung vom Missionskontrollzentrum in Russland aus
mitverfolgen: "Mit Nespolis Mission wird nun 10 Jahre nach den ersten
Flügen zur ISS eine neue Ära auf diesem als Weltraumlabor genutzten
ständigen Außenposten der Menschheit eingeläutet. Die Montage der ISS
ist dank der enormen Fortschritte der letzten beiden Jahre praktisch
abgeschlossen, so dass wir jetzt am Beginn eines Forschungsjahrzehnts
auf der ISS stehen. Ich wünsche Paolo und seiner Explorationsmannschaft
einen sicheren Flug an Bord der Sojus und freue mich schon auf
ihre Ankunft auf der ISS".
Nespoli wird im Laufe seiner Mission mehr als 30 Experimente
durchführen, und zwar nicht nur für europäische Wissenschaftler, sondern
auch im Auftrag der Raumfahrtagenturen der USA, Japans und Kanadas. Sein
Bildungsprogramm umfasst zwei Hauptprojekte: zum einen die
internationale Initiative "Mission X: Trainieren wie ein Astronaut" rund
um die Themen Gesundheit, Wohlergehen und Ernährung, zum anderen das
"Treibhaus im Weltraum", wobei auf der ISS Pflanzen zum Wachstum
gebracht und die Lebenszyklen von Blütenpflanzen untersucht werden
sollen, während gleichzeitig Schulkinder in einem ähnlichen Treibhaus
dieselbe Pflanzenart auf der Erde wachsen lassen. Außerdem wird Nespoli
mit der innovativen 3D-Kamera der ESA Filme machen, um uns die ISS mit
seinen Augen zu zeigen.
|