Drei Studierenden-Experimente für AstroAlex
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
9. Mai 2017
Im kommenden Jahr wird der deutsche ESA-Astronaut Alexander
Gerst erneut für ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS leben
und arbeiten.
Im Rahmen eines Wettbewerbs hat das DLR Experimente gesucht, die der Astronaut
während seines Aufenthalts durchführen kann. Jetzt wurden drei Experimente von
Studierenden ausgewählt.
Bei seiner zweiten Mission auf der
Internationalen Raumstation ISS im Jahr 2018 wird
der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst die
drei Experimente der Gewinner des Studentenwettbewerbs "Überflieger" betreuen. Das
Foto stammt von der Blue-Dot-Mission, bei der
Gerst unter anderem Experimente an der
Biolab-Anlage durchführte.
Foto: ESA/NASA[Großansicht] |
Die drei Gewinnerteams des Wettbewerbs "Überflieger" stehen nun fest:
Studierende der Universitäten Frankfurt, Stuttgart und Duisburg-Essen werden
ihre Experimente während der kommenden Mission des deutschen ESA-Astronauten
Alexander Gerst (nach seinem Twitter-Namen auch "AstroAlex" genannt) im Sommer 2018 zur Internationalen Raumstation ISS senden
dürfen. Die Versuche zur Planetenentstehung und Raumfahrttechnologie werden dort
persönlich von Gerst betreut werden.
Acht Studententeams von Hochschulen aus ganz Deutschland hatten sich mit
ihren Experiment-Ideen für die Endrunde des Wettbewerbs des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt (DLR) qualifiziert. Während eines zweitätigen
Auswahlworkshops, der am 4. und 5. Mai 2017 beim DLR Raumfahrtmanagement in Bonn
stattfand, hatten die Studierenden Gelegenheit, ihre Experimentvorschläge vor
einer Fachjury zu präsentieren und sich den Fragen der Experten zu stellen.
"Unter den Experiment-Ideen waren spannende Vorschläge zur
Raumfahrttechnologie, Biologie und Astrophysik", sagt Johannes Weppler,
Projektleiter für den Wettbewerb beim DLR Raumfahrtmanagement. "Es war daher
nicht einfach, eine Auswahl zu treffen. Die Siegerteams haben jetzt rund ein
Jahr lang Zeit, ihre Experimentanlagen zu entwerfen, zu bauen und zu testen."
Neben Experten des DLR und der Deutschen Physikalische Gesellschaft (DPG)
nahm auch der deutsche Astronaut Gerhard Thiele an dem Auswahlgremium teil.
Geprüft wurden die Experimentvorschläge vor allem auf ihren wissenschaftlichen
Gehalt, ihre technische Ausgereiftheit und ihre praktische Umsetzbarkeit.
Zu den Gewinnern zählt das Studententeam der Universität Frankfurt am Main
mit ihrem Experiment EXCISS (Experimental Chondrule Formation at the ISS). Die
Studierenden wollen damit die Entstehung von sogenannten Chondren untersuchen.
Dabei handelt es sich um kleine Klumpen aus mineralischen Komponenten, die den
Grundstein für spezielle Meteoriten, die Chondriten, bilden. Diese Meteoriten
stammen aus der frühesten Phase der Planetenentstehung.
Im Versuchsablauf beobachtet das Team eine Sandstaubwolke, die kontinuierlich
elektrischen Blitzen ausgesetzt wird. Durch die Energie der Blitze kommt es zu
Zusammenstößen und zur Verschmelzung der mineralischen Partikel. Die Ergebnisse
des Experiments sollen helfen, die Prozesse zu Beginn der Planetenentstehung
besser zu verstehen.
Mit ARISE (Planet formation due to charge induced clustering on ISS) von
Studierenden der Universität Duisburg-Essen fliegt ein weiteres Experiment zur
Planetenentstehung zur ISS. Dabei wird untersucht, welche Rolle elektrische
Aufladungen bei der Geburt von neuen Himmelskörpern spielen. Bislang ist
bekannt, dass Partikel bis zu einer Größe von mehreren Zentimetern Durchmesser
bei Zusammenstößen aneinander haften bleiben. Dies funktioniert jedoch nur bis
zu einer bestimmten Größe der Ansammlung. Eine neue Theorie besagt, dass größere
Zusammenballungen durch elektrische Zwischenwirkungen entstehen. Um diese
Annahme zu überprüfen, wollen die Studierenden die Zusammenstöße von Glasperlen,
welche die kosmischen Partikel simulieren, unter Schwerelosigkeit beobachten.
PAPELL (Pump Application using Pulsed Electromagnets for Liquid relocation)
lautet der Name des Technologie-Experiments vom Studententeam der Universität
Stuttgart. Untersucht wird dabei eine neuartige Pumpentechnologie, die zum
Beispiel für die Treibstoffversorgung auf Raumfahrtmissionen zum Einsatz kommen
könnte. Die Pumpe bewegt ein so genanntes Ferrofluid, also eine Flüssigkeit mit
kleinsten magnetischen Partikeln, mit der Hilfe von Elektromagneten. Damit kommt
diese Pumpe ohne mechanische Bauteile aus. Dies soll die Fehleranfälligkeit der
Technik minimieren und auch die Geräuschentwicklung während des Betriebs dämmen,
was den Astronauten innerhalb des Raumfahrzeugs zu Gute kommen würde. In zwei
Teilexperimenten werden der Transport der Flüssigkeit sowie von kleinen
Feststoffkügelchen untersucht.
Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst soll - so die aktuellen Planungen
- von Mai bis November des kommenden Jahres ein zweites Mal auf der ISS arbeiten
und dort für einige Zeit auch das Kommando über die Raumstation übernehmen.
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