Zwei lebensfreundliche Eismonde?
von Stefan Deiters astronews.com
14. April 2017
Seit die NASA-Sonde Cassini eigentümliche Fontänen entdeckt
hat, die von der Oberfläche von Enceladus ins All schießen und auf einen Ozean
unter der Eisschicht hindeuten, gilt der Saturnmond
als Kandidat für möglicherweise
lebensfreundliche Bedingungen. Neue Beobachtungen unterstützen jetzt diese Vermutung.
Und auch zum Jupitermond Europa gibt es Neues.
So könnte es unter der Oberfläche des
Saturnmonds Enceladus aussehen.
Bild: NASA/JPL-Caltech / Southwest Research
Institute [Großansicht] |
Die Eismonde der Gasriesen Jupiter und Saturn gehören schon seit einigen
Jahren zu den interessantesten Objekten im Sonnensystem - insbesondere dann,
wenn man sich für Orte interessiert, an denen sich eventuell auch Leben
entwickelt haben könnte. Der Saturnmond Enceladus galt dabei lange Zeit als
vergleichsweise langweilig, bis die NASA-Sonde Cassini eigentümliche
Wasserfontänen entdeckte, die aus der Südpolarregion des Mondes ins All
schießen.
Weitere Untersuchungen haben dann ergeben, dass diese Fontänen vermutlich auf
einen Ozean aus Wasser hindeuten, den es unter der Eisdecke von Enceladus geben
sollte. Nun hat die Auswertung von Cassini-Daten gezeigt, dass es wohl nicht nur
einen unterirdischen Ozean aus Wasser gibt, sondern auch eine Möglichkeit, wie
sich potentielles Leben dort mit Energie versorgen könnte. "Einen besseren Ort,
an dem es einige der Zutaten gibt, die man für eine lebensfreundliche Umgebung
benötigt, haben wir bislang nicht gefunden", meinte Thomas Zerbuchen von der
Wissenschaftsabteilung der NASA nach der Vorstellung der Ergebnisse gestern
Abend.
In ihrer Studie haben die Forscher die Existenz von Wasserstoff in dem
Material der Fontänen nachgewiesen, das es somit auch in dem Ozean unter der Eisdecke geben sollte. Das
Vorhandensein von Wasserstoff in seiner molekularen Form könnte dort lebenden
Mikroben eine Möglichkeit zur Energieversorgung liefern - wenn sie nämlich den
Wasserstoff zusammen mit im Wasser gelösten Kohlendioxid in Methan umwandeln.
Dieser Stoffwechselvorgang ist als Methanogenese bekannt und dürfte bei der Entwicklung
des frühen Lebens auf der Erde eine wichtige, vielleicht auch eine entscheidende
Rolle gespielt haben.
Mit dem Nachweis von Wasserstoff und der damit verbundenen Möglichkeit des
Stoffwechsels für Leben ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es auf dem
kleinen Saturnmond prinzipiell alle die Zutaten gibt, die Wissenschaftler für
die Entstehung von Leben für notwendig halten - zumindest, wenn man Leben
betrachtet, wie wir es von der Erde her kennen. "Die Bestätigung, dass es eine
chemische Energiequelle für Leben in dem Ozean auf diesem kleinen Mond des
Saturn gibt, ist ein wichtiger Meilenstein bei unserer Suche nach Orten des
Lebens jenseits der Erde", so Linda Spilker vom Jet Propulsion Laboratory der
NASA, Projektwissenschaftlerin der Cassini-Mission.
Der Wasserstoff wurde in einer Wolke aus Gas und Eispartikeln entdeckt, durch
die Cassini am 28. Oktober 2015 geflogen war. Die Analyse ergab, dass es sich
bei dem von der Oberfläche ins All ausgestoßenen Gas zu fast 98 Prozent um
Wasser und etwa einem Prozent um Wasserstoff handelt. Der Rest sind andere
Moleküle wie Kohlendioxid, Methan und Ammoniak. Der Fund stellt einen weiteren
unabhängigen Hinweis darauf da, dass es auf dem Boden des Ozeans zu
hydrothermaler Aktivität kommt. Durch die Reaktion von Wasser mit dem Gestein
des Bodens kann hier Wasserstoff entstehen.
Ein weiteres, auch gestern vorgestellte Ergebnis betrifft den Jupitermond
Europa. Hier hatte man schon länger die Existenz eines Ozeans unter der
Oberfläche vermutet. Auf Bildern des Weltraumteleskops Hubble von vor
wenigen Jahren
glaubten Wissenschaftler Spuren eines fontänenartigen Ausbruchs gesehen zu
haben, der von der Oberfläche des Monds ins All schießt. Neue Beobachtungen aus
dem Jahr 2016 zeigen an der gleichen Stelle erneut eine solche wolkenartige
Fontäne, die sich bis zu 100 Kilometer über die Mondoberfläche erhebt.
Auf Temperaturkarten, die die Sonde Galileo von Europa aufgenommen hatte,
ist
zu erkennen, dass die Fontänen offenbar aus einer Region stammen, die wärmer ist
als die Umgebung. Ob hier Wasser aus dem Untergrund aufsteigt und die Oberfläche
dadurch aufheizt oder aber die Fontänen und das sich wieder niederschlagende
Material für veränderte Oberflächeneigenschaften sorgen und dadurch hier Wärme länger
gespeichert werden kann, ist noch unklar.
Ob sich in dem Ozean von Enceladus tatsächlich Leben entwickelt hat und wie
lebensfreundlich die Ozeane von Enceladus und Europa
wirklich sind, werden nur Vorort-Untersuchungen zeigen
können. Über die Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in zwei Fachartikeln,
die in Science und den Astrophysical Journal Letters erschienen sind.
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