Werke, die die Welt veränderten
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Deutschen Museums astronews.com
4. April 2017
Mit den Namen Kopernikus und Kepler ist eine der wohl
bedeutendsten Veränderungen unseres Weltbilds verbunden. Nach langer Arbeit
wurde nun in München der Abschluss eines Jahrhundertprojekts gefeiert: Die
Gesamtausgabe der Werke beider Astronomen liegt nun erstmals komplett vor - eine
Fundgrube nicht nur für Wissenschaftshistoriker.

Ein Faksimile der Originalausgabe des
Hauptwerks von Nikolaus Kopernikus: De
revolutionibus orbium coelestium. Auf der linken
Seite seine Darstellung des Sonnensystems mit der
Sonne im Mittelpunkt.
Bild: Deutsches Museum [Großansicht] |
Mit einem Festkolloquium feierten die Bayerische Akademie der Wissenschaften
und das Deutsche Museum am 30. März den Abschluss eines Jahrhundertprojektes: An
der Akademie entstand die Gesamtausgabe der Werke des Astronomen Johannes Kepler
und parallel dazu wurden an der Ludwig-Maximilians-Universität München bzw. seit
2012 am Deutschen Museum die Schriften von Nikolaus Kopernikus erforscht und
ediert.
Nach jahrzehntelanger Grundlagenforschung legten die Projektmitarbeiter von
Akademie und Deutschem Museum nun 26 Bände der Kepler-Edition und zehn Bände des
Kopernikus-Gesamtwerkes vor. Die Editionen liefern völlig neue Einblicke in das
Schaffen der beiden Astronomen, die unsere Sicht der Welt grundlegend verändert
haben.
Die Kopernikus-Gesamtausgabe, die weltweit einzige vollständige Ausgabe, die
alle Schriften, Briefe, Akten und Lebenszeugnisse von Nicolaus Kopernikus
enthält, wurde anlässlich seines 500. Geburtstags im Jahr 1973 ins Leben
gerufen. Begründet von dem kürzlich verstorbenen Wissenschaftshistoriker
Heribert M. Nobis wird die Kopernikus-Edition heute von Menso Folkerts, Stefan
Kirschner und Andreas Kühne herausgegeben. Die jetzigen Herausgeber sind
gleichzeitig die Bearbeiter der textkritischen Editionen, der deutschen
Übersetzungen und der Kommentare. Der letzte Band der elfbändigen
Kopernikus-Edition, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde
und seit 2012 ein Projekt am Forschungsinstitut des Deutschen Museums ist, wird
Anfang 2018 erscheinen.
Für die Herausgabe der Schriften Johannes Keplers hatte sich schon 1840 der
damalige Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften eingesetzt: "Wenn
ein Mensch je den nach aller Herabwürdigung erhaben gebliebenen Namen Genie
verdient, so ist es Kepler", so Friedrich Wilhelm Schelling damals. Fast hundert
Jahre später richtete die Akademie die "Kommission für die Herausgabe der Werke
von Johannes Kepler" ein. Ziel war es, eine historisch-kritische und
kommentierte Edition der Schriften und Briefe von Johannes Kepler zu erarbeiten.
Die 26 Bände umfassenden Werke, Briefe und Manuskripte, ein Register- sowie ein
Abschlussband runden die historisch-kritische Edition ab. Die Ausgabe der
Akademie ist für Philosophen und Naturforscherinnen und –forscher ebenso
interessant wie für Wissenschaftshistorikerinnen und –historiker. Das
Kepler-Projekt wurde bis 2008 vom Akademienprogramm gefördert, die Publikation
hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt. Der Projektabschluss mit
der Digitalisierung der Ausgabe und der Erstellung des Registerbandes wurde von
der Bayerischen Akademie der Wissenschaften realisiert.
Nikolaus Kopernikus (1473-1543) hat das heliozentrische Weltbild begründet,
das heißt, die Vorstellung, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im
Mittelpunkt der Welt steht und dass sich die Erde, wie die übrigen Planeten, um
die Sonne bewegt. Sein Hauptwerk, De Revolutionibus, ist 1543, im Jahr
seines Todes, erschienen. Es war ein Meilenstein in der Geschichte der
Astronomie: nicht zu Unrecht spricht man seit Immanuel Kant von der
"kopernikanischen Revolution" oder "Wende". Neben seinem grundlegenden
astronomischen Schaffen wirkte Kopernikus als Arzt, Pharmazeut und
Verwaltungsfachmann des Bistums, in dem er fast sein ganzes Leben als Domherr
tätig war.
Johannes Kepler (1571-1630), Astronom, Mathematiker und Naturwissenschaftler,
revolutionierte auf der Grundlage der heliozentrischen Astronomie von Kopernikus
das Weltbild seiner Zeit: Er entdeckte die Gesetze, nach denen sich die Planeten
auf elliptischen Umlaufbahnen um die Sonne bewegen. Seine Astronomia Nova
brach mit dem lange gültigen Axiom der gleichförmigen Kreisbewegung der
Himmelskörper. Von der Formulierung der Keplerschen Gesetze führt ein direkter
Weg zur Begründung der klassischen Physik durch Isaac Newton. Neben seinem
revolutionären Schaffen in der Astronomie – die auch die Astrologie umfasste –
beschäftigte sich Kepler über viele Jahre hinweg mit optischen und
mathematischen Themen: unter anderem ist er ein Wegbereiter der Differential-
und Integralrechnung.
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