Neue Edition der Werke von Ptolemäus
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften astronews.com
3. Dezember 2012
Das Ptolemäische Weltbild und die Schriften von Claudius
Ptolemäus bestimmten Astronomie und Wissenschaft in Europa über viele
Jahrhunderte. Seine wichtigsten Werke sollen nun im Rahmen eines über 25 Jahre
laufenden Projektes neu erschlossen werden. Das Vorhaben wird durch das
Akademienprogramm der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften mit mehr
als zehn Millionen Euro gefördert.

Ptolemäus beobachtet mit einem Sextanten den
Himmel; hinter ihm die personifizierte
Astronomie. Die Darstellung stammt aus dem Jahr
1517.
Bild: idw / BAdW / Wikipedia |
Das "Ptolemäische Weltbild" prägte fast 1500 Jahre lang die Vorstellung der
Menschen vom Kosmos. Grundlage der geozentrischen Sicht waren die astronomischen
und astrologischen Werke des Claudius Ptolemäus aus dem 2. Jahrhundert nach
Christus. Ptolemäus verortete die Erde im Zentrum des Universums und ließ die
Sonne und Planeten auf exakt kreisförmigen Bahnen um die Erde kreisen. Erst mit
dem heliozentrischen Weltmodell des Kopernikus änderte sich diese Sichtweise.
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) hat Mitte
November beschlossen, die Edition der Hauptwerke von Ptolemäus in arabischer und
lateinischer Übersetzung ab 2013 mit über 10 Millionen Euro im Akademienprogramm
zu fördern. Das Projekt wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
betreut und unter der Leitung von Dag Nikolaus Hasse von der Universität
Würzburg durchgeführt.
Die Werke des Claudius Ptolemäus waren Jahrhunderte lang zentrale
Quellentexte für das wissenschaftliche Weltverständnis der arabisch-islamischen
und lateinisch-christlichen Kulturen. Die Erschließung der ptolemäischen
Tradition, so die Hoffnung der beteiligten Forscher, lässt daher neue
Erkenntnisse über die gemeinsamen Grundlagen islamischer und europäischer Kultur
im Mittelalter erwarten, aber auch über die eng verzahnte Geschichte von
Astronomie und Astrologie, über die Leistungen und ständigen Reformanstrengungen
mittelalterlicher Wissenschaftler sowie schließlich über die Voraussetzungen und
Errungenschaften der kopernikanischen Revolution im 16. Jahrhundert.
Das Editionsprojekt wird die arabischen und lateinischen Versionen der
Hauptwerke "Almagest" und "Tetrabiblos", der Nebenwerke sowie der Pseudo-Ptolemaica
erschließen, ferner die umfangreiche Kommentar-, Glossen- und Kritik-Literatur.
Die Ergebnisse werden in Editionen, Handschriftenkatalogen, technischen Analysen
und historischen Studien veröffentlicht. Besonderes Augenmerk gilt der digitalen
Veröffentlichung der Quellen und Ergebnisse des Projektes.
Das Projekt mit einer Laufzeit von 25 Jahren und einem Gesamtvolumen von mehr
als zehn Millionen Euro wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
betreut und in München und Würzburg durchgeführt. Projektleiter ist der
Philosoph, Historiker und Philologe Dag Nikolaus Hasse von der Universität
Würzburg, ein Spezialist für die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte der
griechisch-arabisch-lateinischen Tradition.
Das Ptolemaeus-Projekt ist am 16. November 2012 im Rahmen des
Akademienprogramms bewilligt worden. Dieses Programm dient der Erschließung,
Sicherung und Vergegenwärtigung unseres kulturellen Erbes. Es ist eines der
größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik
Deutschland und wird von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
koordiniert.
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