Vier Jahre im All und noch immer in Topform
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Basel astronews.com
24. Februar 2017
Die beiden Nano-Satelliten TUGSAT-1 und UniBRITE sind die
ersten Satelliten Österreichs, seit 2013 im All und dabei äußerst erfolgreich:
Zusammen mit zwei anderen Satelliten erforschen sie die hellsten, heißesten und
massereichsten Sterne in unserer Nachbarschaft. Bislang wurden 350
Sterne beobachtet und die Satelliten sind noch immer im besten Zustand.
TUGSAT-1 und sein Wiener Satellitenzwilling
UniBRITE kreisen seit 25. Februar 2013 in 800
Kilometern um die Erde und beobachten im Rahmen
der Mission BRITE helle, massereiche Sterne.
Bild: TU Graz [Großansicht] |
Seit 25. Februar 2013 kreisen die beiden ersten österreichischen Satelliten
TUGSAT-1 und UniBRITE gemeinsam mit den später gestarteten polnischen und
kanadischen Satelliten der Mission um die Erde. "Die Satelliten gehen jetzt ins
fünfte Betriebsjahr – ausgelegt war die Mission ursprünglich auf zwei Jahre –
und sind nach wie vor in exzellentem Zustand. Wir rechnen noch mindestens zwei
Jahre mit hochwertigen Daten zur Helligkeit ausgewählter Sterne. Wir sind also
mehr als zufrieden", schildert Otto Koudelka, der mit seinem Team vom Institut
für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation der TU Graz den Bau von
TUGSAT-1 und den technischen Betrieb der beiden österreichischen Satelliten
sowie die Grazer Bodenstation der Mission verantwortet.
In über 2,5 Millionen Einzelmessungen haben die Instrumente der
BRITE-Satelliten bis heute 350 einzelne Sterne in 17 Beobachtungszyklen
aufgenommen. Wichtig ist, dass die Helligkeitsschwankungen der ausgewählten
Sterne, beispielsweise jener der Orion-Konstellation, möglichst lückenlos
dokumentiert werden. Möglich wird das durch die Zusammenarbeit der BRITE-Flotte:
Einer der Satelliten hat immer Sichtkontakt zum Sternenfeld.
Die Helligkeitsmessungen werden mit kleinen Weltraumteleskopen und
Digitalkameras an Bord der Satelliten durchgeführt, und zwar jeweils für den
roten und den blauen Wellenlängenbereich. Rainer Kuschnig vom Institut für
Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation präzisiert: "Die beobachteten
Pulsationsfrequenzen erlauben uns mittels angewandter Asteroseismologie einen
Blick ins Innere der Sterne. Wir haben unter anderem auch neue pulsierende
Sterne entdeckt und die komplexe Interaktion zwischen den Sternen und Gas- und
Staubscheiben in ihrer unmittelbaren Umgebung untersucht. Außerdem haben wir
dank der BRITE-Satelliten Sterne mit großflächigen Flecken an der Oberfläche
gefunden und Doppelsternsysteme analysiert".
Aktuell sind die BRITE-Satelliten an einer multinationalen
Beobachtungskampagne des Sterns Beta Pictoris beteiligt. Das Besondere an diesem
Stern: Er ist mit weniger als 30 Millionen Jahren für astronomische Verhältnisse
extrem jung und wird zudem von einem Planeten umkreist. Kenntnisse über seine
Entstehung lassen im Idealfall auch Rückschlüsse über die Entstehung der Erde
zu.
Bis dato wurden aus den gesammelten Daten der Mission und deren Einordnung
zwölf begutachtete Artikel in renommierten Fachzeitschriften publiziert. Die
momentane Publikationsrate liegt bei einem neuen Beitrag im Monat. Nach BRITE
Konferenzen in Gdansk, Polen, und Innsbruck treffen sich die rund 60
Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Mission sowie weitere Interessierte
im August im kanadischen Montréal.
"Die BRITE-Mission zeigt eindrucksvoll, dass mit kleinen, kostengünstigen
Satelliten auch herausfordernde wissenschaftliche Fragestellungen behandelt
werden können", resümiert Otto Koudelka. Die Auswertung der Daten zeigt, dass
die Satelliten noch mindestens zwei weitere Jahre Daten hoher wissenschaftlicher
Qualität liefern können.
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