Der Zwerg und die sieben Planeten
von Stefan Deiters astronews.com
23. Februar 2017
Astronomen haben in 40 Lichtjahren Entfernung einen
Zwergstern mit insgesamt sieben ungefähr erdgroßen Planeten entdeckt. Drei der
Planeten sind schon seit dem letzten Jahr bekannt, weitere Beobachtungen ergaben
dann, dass um TRAPPIST-1 sogar sieben Welten kreisen. Drei davon könnten
Umweltbedingungen bieten, die Leben ermöglichen. Sicher ist dies natürlich
nicht.

So könnte das System um TRAPPIST-1 aussehen.
Bild: ESO / N. Bartmann / spaceengine.org [Großansicht] |
Der Stern TRAPPIST-1 befindet sich rund 40 Lichtjahre von der Erde entfernt
und gilt schon seit dem vergangenen Jahr als etwas Besonderes: Um die lange Zeit nur als 2MASS J23062928-0502285 bekannte Sonne
waren nämlich schon 2016 drei Planeten nachgewiesen worden (astronews.com
berichtete). Diese und auch die
gestern vorgestellten Funde von vier weiteren Planeten gelangen mithilfe der
sogenannten Transitmethode: Die Astronomen beobachteten also den
Helligkeitsabfall des Sterns, zu dem es kommt, wenn ein Planet - aus unserer
Perspektive - vor seiner Sonne entlangwandert.
TRAPPIST-1 ist deutlich lichtschwächer und röter als unsere Sonne und kaum
größer als der Gasriese Jupiter. Solche Zwergsterne sind in der Milchstraße
ausgesprochen häufig und haben eine extrem lange Lebensdauer - je massereicher
ein Stern nämlich ist, desto verschwenderischer geht er mit seinem "Brennstoff"
um. Die masseärmsten Sterne "leben" daher am längsten. TRAPPIST-1 liegt im
Sternbild Wassermann und ist so lichtschwach, dass er - trotz seiner
vergleichsweise geringen Entfernung - weder mit bloßem Auge, noch mit einem Amateurteleskop
beobachtet werden kann.
Alle sieben nun bekannten Planeten in dem System, genannt TRAPPIST-1b, c, d,
e, f, g und h, haben eine vergleichbare Größe wie die Erde. "Dieses
Planetensystem ist faszinierend, nicht nur, weil wir so viele Planeten gefunden
haben, sondern auch, weil ihre Größen der der Erde alle erstaunlich gleichen",
meint Michaël Gillon vom STAR-Institut der Universität Lüttich in Belgien.
Ein zweites Sonnensystem ist TRAPPIST-1 mit seinen Planeten hingegen nicht:
"Die Energieabgabe von Zwergsternen wie TRAPPIST-1 ist deutlich geringer als die
unserer Sonne", erläutert Teammitglied Amaury Triaud vom Institute of Astronomy
der University of Cambridge. "Wenn es auf der Oberfläche Wasser geben soll,
müssten sich Planeten auf deutlich engeren Umlaufbahnen befinden, als wir es von
unserem Sonnensystem her kennen. Zum Glück scheint es, dass bei TRAPPIST-1 genau
eine solch enge Anordnung vorliegt."
Offenbar handelt es sich bei mindestens sechs der sieben Planeten um
Gesteinsplaneten. Von ihrem Zentralstern haben sie alle einen deutlich
geringeren Abstand, als selbst der Merkur in unserem Sonnensystem. Die
Konfiguration gleicht mehr der des Gasriesen Jupiter und seiner großen Monde.
Die Planeten TRAPPIST-1c, d und f dürften etwa so viel Energie von ihrer Sonne
erhalten wie Venus, Erde und Mars.
Theoretisch sei es möglich, so die Astronomen, dass es flüssiges Wasser auf
der Oberfläche aller sieben Planeten gibt, doch dürfte es auf den drei inneren
Planeten TRAPPIST-1b, c und d dafür eventuell schon zu heiß sein. Auf dem
äußersten Planeten TRAPPIST-1h, dessen Umlaufbahn noch nicht bestätigt ist,
sollte es für flüssiges Wasser hingegen zu kalt sein. Die Planeten TRAPPIST-1e,
f und g schließlich befinden sich in der habitablen Zone um den Stern.
Auf ihrer Oberfläche könnte es also einen Ozean aus flüssigem Wasser geben.
Ob dies auch tatsächlich so ist, weiß man natürlich nicht. Wie
unterschiedlich sich Planeten entwickeln können, sieht man in unserem
Sonnensystem etwa am Vergleich der Erde mit der Venus. Neue Details über die
Welten um TRAPPIST-1 könnten sich aber mit einer neuen Teleskopgeneration wie
dem James Webb Space Telescope oder dem European Extremely Large Telescope
gewinnen lassen. Sie könnten etwa nach Hinweisen auf Wasser in den Atmosphären
der Planeten suchen.
Die gestern in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Entdeckungen
basieren auf Beobachtungen mit ganz verschiedenen Teleskopen, darunter das
Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer und das Very Large Telescope der europäischen
Südsternwarte ESO.
|