Neues Teleskop für Exoplaneten und Kometen
von Stefan Deiters astronews.com
8. Juni 2010
Ein neues 0,6 Meter-Teleskop hat am La Silla-Observatorium
der europäischen Südsternwarte ESO in Chile seinen Betrieb aufgenommen. Das
kleine Instrument soll nach extrasolaren Planeten suchen und Kometen in unserem
Sonnensystem beobachten. Gesteuert wird das Teleskop aus 12.000 Kilometer
Entfernung - aus einem Kontrollraum im belgischen Liège.
Das neue Teleskop TRAPPIST in La Silla.
Foto: E. Jehin / ESO |
Der wohl wichtigste Meilenstein beim Bau eines neuen Teleskops ist
das sogenannte "First Light", also die ersten astronomischen Beobachtungen mit
dem neuen Instrument. Dieses "First Light" hat das Teleskop TRAPPIST (TRAnsiting
Planets and PlanetesImals Small Telescope) nun erfolgreich hinter sich
gebracht. Das kleine 60-Zentimeter-Teleskop ist Teil des La Silla-Observatoriums
der europäischen Südsternwarte ESO in Chile, entstand aber als
Gemeinschaftsprojekt der Universität im belgischen Liège und der Sternwarte in
Genf. Es soll mit Hilfe der Transitmethode nach extrasolaren Planeten suchen
sowie Kometen in unserem Sonnensystem beobachten.
"Die beiden Themen, die mit TRAPPIST behandelt werden, sind ein wichtiger
Teil des immer bedeutenderen Forschungsgebiets der Astrobiologie, die die
Entstehung und die Ausbreitung von Leben im Universum untersucht", erläutert
Michaël Gillon von der Universität im belgischen Liège, der für den Exoplaneten-Teil
des Projektes verantwortlich ist. "Der Erde ähnliche Gesteinsplaneten sind die
natürlichen Ziele für die Suche nach Leben außerhalb des Sonnensystems, von
Kometen wiederum glaubt man, dass sie eine wichtige Rolle bei der Entstehung des
Lebens auf der Erde gespielt haben", ergänzt sein Kollege Emmanuël Jehin, Leiter
des Kometen-Teils von TRAPPIST.
Das kleine Teleskop soll extrasolare Planeten mit Hilfe der Transitmethode
aufspüren. Dabei wird nach winzigen Helligkeitsschwankungen von Sternen
gefahndet, die entstehen, wenn ein Planet - von der Erde aus gesehen - auf
seiner Bahn direkt vor seiner Sonne entlangläuft. Je größer der Planet, desto
mehr Licht des Sterns wird verdeckt.
"Das La Silla Observatorium der ESO am Rande der Atacama-Wüste gehört mit zu
den besten astronomischen Standorten auf der Welt", so Gillon. "Außerdem gibt es
hier schon zwei ausgezeichnete Planetenjäger, wir konnten uns also keinen
besseren Standort für unser Teleskop wünschen." Damit sind die Instrumente HARPS
am 3,6-Meter Teleskop und CORALIE am Schweizer 1,2-Meter Leonhard Euler-Teleskop
gemeint, mit denen eine enge Zusammenarbeit geplant ist.
Die Instrumente werden von den Planetenjägern der Sternwarte in Genf für ihre
Arbeit verwendet und Genfer Astronomen sind auch am TRAPPIST-Projekt beteiligt.
Das neue Teleskop ist daher auch in der Kuppel des alten Schweizer T70-Teleskops
untergebracht. Durch diese Zusammenarbeit konnte das Projekt äußerst schnell
realisiert werden - von der Planung bis zum "First Light" vergingen nur zwei
Jahre.
Mit TRAPPIST sollen auch von der Südhalbkugel sichtbare Kometen untersucht
werden. Dazu ist das Teleskop mit speziellen Filtern ausgestattet, durch die
Rückschlüsse auf Moleküle möglich sind, die von Kometen auf ihrer Bahn um die
Sonne ins All geblasen werden. "Dank Dutzender von Kometen, die jedes Jahr
beobachtet werden können, sollten wir einzigartiges Datenmaterial erhalten, das
uns mehr über ihre Natur verrät", so Jehin.
TRAPPIST ist ein 0,6 Meter-Teleskop, das Beobachtungen vollkommen automatisch
durchführen kann. Das Programm wird jeweils zuvor festgelegt, so dass das
Teleskop eine Beobachtungsnacht vollkommen autonom durchführen kann. Eine
Wetterstation überwacht dabei ständig das Wetter und kann, falls nötig, die
Kuppel schließen.
Nachtrag: Das "First Light"-Bild von 30 Doradus ist am 9.
Juni 2010 als unser Bild des Tages zu sehen (9. Juni 2010).
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