HARPS
Test des
europäischen Planetenjägers erfolgreich
von
Hans Zekl
für
astronews.com
3. April 2003
Zwar
entdecken Astronomen seit einigen Jahren immer mehr extrasolare Planeten um
ferne Sonnen, die zweite Erde aber haben die Forscher bislang noch nicht
aufspüren können. Kein Wunder: Mit den bisherigen Instrumenten war das gar nicht
möglich. Doch nun könnte Bewegung in die Planetenjagd kommen. Im chilenischen La
Silla testete die Europäische Südsternwarte den neuen Spektrographen HARPS mit großem Erfolg.
Der HARPS-Spektrograph. Foto: ESO |
Gibt es eine zweite Erde im Weltall? Dieser Frage beschäftigt die Fantasie
vieler Menschen schon seit langer Zeit. Seit 1995 sind Astronomen der Antwort ein Stück näher gekommen: Damals wurde der erste
extrasolare Planet (oder kurz Exoplanet) entdeckt,
der um einen anderen Stern kreist. Inzwischen sind über 100 dieser fernen
Welten bekannt - allerdings sind es alles große, massereiche Himmelskörper, die
mehr dem Riesenplaneten Jupiter ähneln als unserem Heimatplaneten. Jetzt
wollen Astronomen an der europäischen Südsternwarte mit einem neuen Spektrographen auch wesentlich kleinere Planeten entdecken.
Selbst das Hubble-Weltraumteleskop ist nicht in der Lage, Planeten bei anderen
Sternen zu sehen. Ihr Licht ist viel zu schwach und wird von den Sternen
überstrahlt. Deshalb greifen Astronomen zu einem Trick. Genau genommen läuft ein
Planet nicht um seine Sonne. Vielmehr drehen sich beide um den gemeinsamen
Schwerpunkt des Systems. Damit bewegt sich ein Stern während der einen Hälfte
seines Umlaufs auf den Beobachter zu, auf der anderen Hälfte von ihm weg. Wenn
er sich dem Beobachter nähert, wird sein Spektrum etwas blauer, während es sich
rötet, wenn der Stern sich wieder entfernt. Mit Hilfe dieses Dopplereffekts
misst man die Geschwindigkeit eines Sterns, in dem das Licht des Sterns mit
einem Spektrographen in ein farbiges Band ähnlich einem Regenbogen auseinander
gezogen wird.
Aus dieser Sternbewegung kann man auf die Bahn und die Masse des
Planeten schließen. HARPS (High Accuracy Radial Velocity Planet Searcher) ist ein neuer
Spektrograph, den das Genfer Observatorium, das Observatorium Haute-Provence in
Frankreich, das Physikalischen Institut der Universität Bern, der Service d'Aeronomie
in Frankreich und die europäische Südsternwarte ESO in Garching bei München zusammen
konstruiert und gebaut haben. Optimiert um Exoplaneten zu entdecken, ist er in
der Lage, Geschwindigkeiten mit der bislang noch nicht erreichten Genauigkeit
von einem Meter pro Sekunde zu messen. Mit der bisherigen Technik konnten bei
sonnenähnlichen Sternen nur Planeten nachgewiesen werden, deren Masse größer als
die des Saturn ist, dem zweitgrößten Planeten im Sonnensystem. HARPS wird es nun
ermöglichen, auch Planeten bei sonnenähnlichen Sternen zu entdecken, deren
Massen etwa denen von Uranus oder Neptun entsprechen.
Bei massearmen Sternen
können sogar auch erdähnliche Planeten aufgespürt werden, deren Massen nur einige
Erdmassen betragen.
Erste Tests des neuen Instrumentes begannen am 11. Februar und schon nach wenigen Tagen wurde
das geplante Leistungsvermögen erreicht. HARPS steht in einem Vakuumtank, der
sich in einem klimatisierten Raum befindet. Dadurch sollen störende Einflüsse
durch den Luftdruck und Temperaturschwankungen auf ein Minimum beschränkt
werden. Über einen Lichtleiter ist es mit dem 3,6m-Teleskop der ESO
auf La Silla in den chilenischen Anden verbunden.
Nach einer zweiten Testphase im Juni soll HARPS ab dem 1. Oktober den Astronomen
zur Verfügung stehen.
Neben vielen neuen Planeten, möchte man auch Programme zur
Astroseismologie durchführen. Dabei sollen Schwingungen auf den Sternoberflächen
untersucht werden. Wie schon bei ähnlichen Messungen an unserer Sonne, werden
diese Beobachtungen Aufschlüsse über den inneren Aufbau der Sterne liefern.
Michel Mayor, Direktor des Genfer Observatoriums und Mitentdecker des ersten Exoplaneten ist zuversichtlich:
"Weil HARPS schon in den ersten Testnächten so
hervorragend funktionierte, gibt guten Grund zu der Annahme, dass wir auch bald
auf diesem Gebiet einen Durchbruch erleben werden".
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