1.284 neue extrasolare Planeten
von Stefan Deiters astronews.com
10. Mai 2016
Die Zahl der bekannten extrasolaren Planeten ist heute mit
einen Schlag um 1.284 Planeten gewachsen. Auf einer Pressekonferenz stellten
Astronomen der Kepler-Mission heute diese neuen Welten vor. Die Anzahl der von
dem Weltraumteleskop entdeckten Planeten hat sich damit mehr als verdoppelt. Zur
Bestätigung der Planeten setzten die Forscher auf ein neues
statistisches Verfahren.
Unzählige neue Welten: In den Daten des Weltraumteleskops Kepler
haben Astrononen 1.284
extrasolare Planeten bestätigt. Wie sie wirklich
aussehen, weiß natürlich niemand.
Bild: NASA Ames / W. Stenzel [Großansicht] |
Das Weltraumteleskop Kepler setzt bei der Suche nach Planeten auf
die sogenannte Transitmethode: Während seiner Primärmission hatte Kepler
dazu mehr als vier Jahre lang über 150.000 Sterne anvisiert und nach Transits
von Planeten gesucht. Bei einem Transit, also dem Vorüberziehen eines Planeten
vor seinem Stern, sollte sich die Helligkeit einer fernen Sonne kurzzeitig auf
charakteristische Weise verringern.
Doch mit der Entdeckung eines Transits ist es nicht getan: Damit aus einem
Planetenkandidaten ein bestätigter Planet wird, muss der Fund verifiziert
werden. Und genau dies haben Astronomen jetzt für 1.284 Planetenkandidaten aus
dem Kepler-Datensatz getan. "Mit dieser Ankündigung wird die Anzahl der durch
Kepler entdeckten Planeten mehr als verdoppelt", freute sich Ellen Stofan aus
dem NASA-Hauptquartier in Washington. "Das macht uns Hoffnung, dass wir irgendwo
da draußen um einen Stern, der unserer Sonne recht ähnlich ist, irgendwann eine
zweite Erde finden werden."
Die Astronomen hatten sich einen Katalog mit Kepler-Planetenkandidaten aus
dem Juli 2015 vorgenommen, der insgesamt 4.302 potentielle Planeten enthält. Für
1.284 davon beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Planeten
handelt, mehr als 99 Prozent - das Minimalkriterium, damit ein Objekt den Status
"Planet" erhält. Bei 1.327 Kandidaten ist die Wahrscheinlichkeit, dass es
sich um einen Planeten handelt größer, als die Wahrscheinlichkeit, dass es kein Planet
ist. 707 Beobachtungen
potentieller Planeten dürften eher durch andere astrophysikalische Phänomene zu
erklären sein und nicht durch das Vorüberziehen einer fernen Welt vor seiner
Sonne. Mit dem genutzten Verfahren wurden zudem 984 Planetenkandidaten
bestätigt, die zuvor schon durch andere Methoden verifiziert worden waren.
"Vor dem Start des Weltraumteleskops Kepler wussten wir nicht, ob
extrasolare Planeten in unserer Galaxie eher selten oder häufig sind", so Paul
Hertz, Direktor der Abteilung für Astrophysik am NASA-Hauptquartier in
Washington. "Dank Kepler und der Wissenschaftsgemeinschaft wissen wir nun, dass
es vielleicht sogar mehr Planeten als Sterne gibt."
Lange Zeit waren Planetenkandidaten mühsam einzeln verifiziert worden.
Für die heutige Ankündigung nutzten die Wissenschaftler hingegen ein
statistisches Verfahren, bei dem jeder Kandidat eine prozentuale
"Planetenwahrscheinlichkeit" zugeordnet bekommt. Diese automatisierte
Berechnungsmethode wurde erstmals auf einen großen Satz von Kandidaten
angewandt. Zuvor hatte man sich dabei immer auf Untergruppen beschränkt.
Unter den neu bestätigten Planeten befinden sich knapp 550 Welten, bei denen
es sich um Gesteinsplaneten handeln könnte. Sie könnten also theoretisch eine
Ähnlichkeit mit der Erde, der Venus oder dem Mars haben. Neun von diesen Welten umrunden ihre
Sonne in einem Abstand, durch den Temperaturen auf der Oberfläche möglich wären,
die dort flüssiges Wasser erlauben würden. Sie befinden sich also in der
sogenannten habitablen Zone um ihren Stern. Man kennt - inklusive
dieser neun Planeten - inzwischen 21 Welten in der habitablen Zone.
Insgesamt hat man bislang fast 5.000 Planetenkandidaten um andere Sterne
entdeckt. 3.200 davon haben sich tatsächlich als Planeten erwiesen, 2.325 davon
wurden von Kepler entdeckt. Über ihr statistisches Verfahren und die Ergebnisse
berichten die Astronomen in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift The
Astrophysical Journal erschienen ist.
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