Energiewende aus dem All unterstützt
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
14. März 2016
Satellitendaten können nicht nur genutzt werden, um den
Klimawandel und seine Folgen wissenschaftlich zu untersuchen. Sie lassen sich
auch verwenden, um beim Klimaschutz zu helfen. Im Rahmen eines Projekts soll nun
getestet werden, wie sich Daten von unterschiedlichen Satelliten für die
Optimierung von Standorten für Wind- und Solarparks nutzen lassen.
Sentinel-2A und sein baugleicher "Bruder"
Sentinel-2B werden ab Ende 2016 die Erde mit
ihrem multispektralen Radiometer in 13 Kanälen
kontinuierlich abbilden und auf Veränderungen
achten.
Bild: ESA / ATG medialab [Großansicht] |
195 Staaten haben sich im Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet, die
Erderwärmung auf "deutlich unter zwei Grad Celsius bezogen auf vorindustrielle
Werte" - möglichst sogar auf 1,5 Grad zu beschränken. Dafür muss der
Treibhausgasausstoß weiter gesenkt werden - ein völkerrechtliches Plädoyer zum
Ausbau von erneuerbarer Energien. Doch wie kann dieser Ausbau sinnvoll gelingen?
Welche Flächen eignen sich für welche Energieform? Wie können alle Haushalte und
die Industrie flächendeckend mit "sauberem" Strom versorgt werden?
Satellitendaten können hierfür wichtige Daten liefern. Das Projekt COP4EE -
gefördert durch das Raumfahrtmanagement im Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) - entwickelt Methoden und Dienste, bei denen Satellitenbilddaten
so aufbereitet werden, dass sie als Informationen über das Potenzial von Flächen
für die erneuerbaren Energieträger genutzt werden können. Das Pilotprojekt, an
dem sechs Partner beteiligt sind, ist zunächst einmal in Rheinland-Pfalz
gestartet - soll langfristig aber auf das gesamte Bundesgebiet erweitert werden.
Bislang werden Solar- und Windparks in der Regel herkömmlich geplant: Eine
Fläche wird ausgewählt. Das Gelände wird besichtigt. Kartenmaterial aus dem
Katasteramt - und im Idealfall Luftbilder - stehen für die Bauplanung zur
Verfügung. Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Europäischen
Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) werden zu
einer groben Einschätzung der Wind- und Wetterverhältnisse zu Rate gezogen - und
dann wird gebaut.
Doch ist die Anlage wirklich sinnvoll geplant? Ist für diese Fläche die
gewählte Energieform die richtige? Würde sich nicht eine andere Fläche in der
Gegend viel besser eignen? Diese Fragen können nur beantwortet werden, wenn
räumlich hochaufgelöste, aktuelle und Langzeitinformationen über Wind- und
Wetter mit in die Planung miteinfließen.
"Hierfür sind Erdbeobachtungssatelliten ideal geeignet: Sie überblicken
großflächig aus dem Weltraum die geplanten Flächen und andere mögliche Standorte
in der Nähe, liefern mit ihren Instrumenten dank ihrer kontinuierlichen
Überflüge regelmäßig aktuelle Informationen, die bearbeitet und analysiert
werden und in Form von Karten und Vorhersagemodellen als Grundlage für weitere
Planungsentscheidungen genutzt werden können. So lassen sich erneuerbare
Energieanlagen künftig noch besser planen und deren Potenzial voll ausschöpfen",
erklärt Stefanie Schrader, Projektleiterin im DLR Raumfahrtmanagement.
Im Projekt COP4EE können die Nutzer in Zukunft vor allem auf die Daten der
"Wächtersatelliten" im europäischen Copernicus-Programm bauen. Diese
Klimawächter - vor allem Sentinel-1 und -2 - überfliegen die
Planungsgebiete alle sechs Tage und machen dabei hoch aufgelöste Bilder der
Erdoberfläche. Durch ihre häufigen Überflüge und die hohe Genauigkeit liefern
sie wertvolle Informationen über die Windverhältnisse, Forst- und
Landwirtschaftsflächen für den Biomasseanbau - aber auch über mögliche Gefahren
für die Anlagen wie Geländeerosion.
Außerdem können Daten der Deutschen Programme RapidEye und TerraSAR-X
genutzt werden. Die fünf RapidEye-Satelliten nehmen mit ihren
hochauflösenden optischen Kameras täglich vier Millionen Quadratkilometer der
Erdoberfläche auf. Die beiden DLR-Satellitenzwillinge TerraSAR-X und
TanDEM-X beobachten mit ihren "Radaraugen" die Erde dreidimensional mit
einer Auflösung von bis zu einem Meter bei jedem Wetter - denn Radar dringt auch
durch Wolken. Die erstellten 3D-Karten können ideal für die Planung der Anlagen
herangezogen werden.
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