Bahnänderung für spektakuläres Missionsfinale
von Stefan Deiters astronews.com
27. Januar 2016
Für die Saturnsonde Cassini haben die
Vorbereitungen auf die letzte und wohl spektakulärste Phase der Mission
begonnen: Durch insgesamt fünf Manöver soll die Bahn der Sonde so verändert
werden, dass sie schließlich über die Pole des Ringplaneten führt. Zum Abschluss
wird Cassini dann mehrfach zwischen Ringen und Planet hindurchfliegen.
Cassini erforscht seit 2004 das Saturnsystem.
Diese künstlerische Darstellung zeigt die Sonde
beim Erreichen des Ringplaneten und Einschwenken
in einen Orbit.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Die Mission der Saturnsonde Cassini geht langsam zu Ende. Mehr als
elf Jahre lang hat Cassini bereits den Gasriesen, seine Ringe und die vielfältigen Monde erforscht
und immer wieder spektakuläre Bilder und Daten zur Erde gefunkt. Im
Herbst 2017 soll damit endgültig Schluss sein. Doch zuvor hat das Missionsteam noch ein
spektakuläres Finale geplant, für das in diesen Wochen die Vorbereitungen begonnen
haben.
Insgesamt sind fünf große Kurskorrekturmanöver vorgesehen, bei denen der Antrieb
der Sonde jeweils für einige Zeit gezündet wird. Das zweite dieser Manöver hat
am vergangenen Sonnabend stattgefunden. Dabei wurde der Kurs
der Sonde so geändert, das diese auf einer bestimmten und präzise
vorausberechneten
Bahn den massereichen Saturnmond Titan passiert. Durch dieses
Vorbeischwungmanöver verändern sich Kurs und
Geschwindigkeit von Cassini dann deutlich stärker, als durch das vorherige
Aktivieren
des Antriebs.
So wurde am Sonnabend der Antrieb von Cassini für 35 Sekunden
angeschaltet, wodurch
sich die Bahngeschwindigkeit der Sonde um 6,8 Meter pro Sekunde veränderte. Der
am kommenden Montag vorgesehene Vorüberflug von Cassini an Titan wird die
Geschwindigkeit der Sonde um 774 Meter pro Sekunde verändern.
"Titan macht die gesamte schwere Arbeit", so Cassini-Projektmanager Earl Maize vom
Jet Propulsion Laboratory der NASA. "Unsere Aufgabe ist es nur, die
Sonde an die richtige Position über Titan zu bekommen und diese umfangreichen
Manöver mit dem Antrieb haben genau diesen Zweck."
Durch die Bahnkorrekturmanöver wird Cassini die Äquatorebene des Planeten und
damit die Ebene der Ringe und Monde verlassen, wo sie sich seit Frühjahr
2015 befand. Im Laufe der nächsten Monate wird sich die Neigung des Orbits von
Cassini in Bezug auf die Ringebene immer weiter vergrößern. Ende November wird
sich die Sonde schließlich auf einer Bahn befinden, auf der sie die Pole des
Planeten überfliegt und sich dabei gerade außerhalb der Hauptringe des Planeten
befindet. Diese Missionsphase hat das Team die "F-Ring-Orbits" getauft.
Nach 20 Umrundungen beginnt dann das spektakuläre Finale der Mission: Cassini
soll 22 Mal zwischen dem inneren Rand des Ringsystems und der oberen
Wolkenschicht des Planeten hindurchfliegen. Am 15. September 2017 wird die Sonde
schließlich in die Atmosphäre des Saturn fliegen und die Mission dadurch beendet
werden. Auf diese Weise soll
verhindert werden, dass die Sonde durch einen Defekt oder durch Treibstoffmangel
irgendwann nicht mehr zu manövrieren ist und eventuell auf einem Mond
zerschellt. Die Sonde könnte so Bakterien von der Erde auf den Mond einschleppen
- etwas, was man auf alle Fälle verhindern möchte.
Das erste Manöver im Rahmen dieser umfangreichen Bahnänderungen fand am 30.
Dezember statt, mit einem anschließenden Titan-Vorüberflug am 15. Januar. Das nächste
Zünden des Antriebs ist dann für den 25. März geplant, mit einer Titanpassage am
4. April.
"Wir haben ein tolles Jahr mit wissenschaftlichen Untersuchungen am Saturn vor
uns, während wir uns auf den Weg zum neuen Orbit befinden", so Linda Spilker,
Cassini-Projektwissenschaftlerin am Jet Propulsion Laboratory. "Und die Bilder, die
wir dabei machen
können, dürften spektakulär werden."
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Cassini, Seite
des NASA Jet Propulsion Laboratory
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