Einmal Weltall und zurück
von Stefan Deiters astronews.com
25. November 2015
Der private Raumfahrtsektor in den USA ist geprägt von
einigen Milliardären, die Teile ihres Vermögens in die Entwicklung von Raketen
und Raumfahrzeugen stecken. Auch der Amazon-Gründer Jeff Bezos ist mit seiner
Firma Blue Origin dabei und konnte am Montag einen beachtlichen Erfolg
verbuchen: Die Rakete New Shepard brachte eine Kapsel an die Grenze zum All und
landete dann wieder auf der Erde.
Die New Shepard nach dem Kurztrip ins All und
der erfolgreichen Landung am Montag in Texas.
Foto: Blue Origin [Großansicht] |
In den Vereinigten Staaten gibt es einen sehr aktiven privaten Raumfahrtsektor,
der inzwischen nicht nur für die NASA Versorgungsflüge zur Internationalen
Raumstation ISS durchführt, sondern auch beginnt, in den Bereich des Weltraumtourismus
vorzudringen. Unter den Investoren befinden sich einige der reichsten Unternehmer
der USA, die allerdings nicht durch die Raumfahrt, sondern oft durch
erfolgreiche Software- und Internet-Unternehmen zu ihren Milliarden gekommen sind.
Während das Unternehmen SpaceX des Paypal-Gründers Elon Musk mit seinen
Dragon-Raumkapseln bereits regelmäßig die ISS anfliegt und gegenwärtig an der
Fertigstellung eines Raumschiffs zum Transport von Astronauten in einen Erdorbit
arbeitet, hat man bei Blue Origin zunächst andere Pläne: Das Unternehmen des
Amazon-Gründers Jeff Bezos hat sich gegenwärtig auf suborbitale Flüge
spezialisiert, die nur eine kurze Stippvisite ins All ermöglichen.
Von solchen Flügen erhofft sich aber nicht nur Bezos einen ganz neuen, bislang
unerschlossenen Markt: Er will "touristische" Kurztrips ins All anbieten, auf
denen die Mitreisenden für einige Minuten Schwerelosigkeit erfahren und den Blick
auf die Erde genießen können. Genau auf solche Flüge ist die einstufige Rakete
vom Typ New Shepard ausgelegt, die am Montag einen bemerkenswerten Flug in eine
Höhe von 100,5 Kilometern absolvierte - 100 Kilometer gilt als Grenze zum
Weltraum.
Dabei brachte die Rakete, die
ganz normal von einer Startrampe gestartet war, eine -
in diesem Fall noch unbemannte - Raumkapsel auf die gewünschte Höhe, koppelte
sie ab und kehrte dann zur Erde zurück. Dabei wurde in einer Höhe von rund 1.500
Metern über der Erdoberfläche das Triebwerk erneut aktiviert und die Rakete so
abgebremst, dass sie sicher vertikal auf den vier ausgefahrenen Beinen landete.
Das Team von Blue Origin feierte die gelungene Rückkehr als großen Erfolg. Bei
einem ersten Test im April war diese Landung noch nicht geglückt. Bezos schrieb
auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zu einem Foto der gelandeten Rakete: "Ein äußerst seltenes Geschöpf - eine
gebrauchte Rakete. Eine kontrollierte Landung ist nicht einfach, aber wenn man
es richtig macht, sieht es einfach aus."
Elon Musk, der SpaceX-Gründer, gratulierte - auch per Twitter - zum Erfolg, wies
aber kurze Zeit später darauf hin, dass es einen entscheidenden Unterschied gibt zwischen
einem Flug ins All und einem Flug in einen Erdorbit. Für letzteren benötigt man
nämlich deutlich mehr Energie und eine sehr viel höhere Geschwindigkeit, so dass
sich der Flug der Blue Shepard auch nicht mit den Flügen von Musks Falcon-9-Trägerrakete vergleichen lässt. Auch Musk versucht dabei, die erste
Stufe dieser Rakete wieder sicher zu landen, um diese dann wiederzuverwenden, scheiterte aber bislang damit immer
knapp.
New Shepard lässt sich eher mit anderen Unternehmen vergleichen, die suborbitale
Flüge anbieten. So gelang dem SpaceShipOne, das unter anderem von
Microsoft-Mitgründer Paul Allen finanziert wurde, 2004 der erste private
bemannte Raumflug ins All. Der Virgin-Gründer Sir Richard Branson
verfolgte
dieses Konzept mit seinem Unternehmen Virgin Galactic weiter. Auch Branson
plant, dann mit dem SpaceShipTwo, kommerzielle Kurztrips ins All anzubieten. Ein Testflug
im vergangenen Jahr endete allerdings mit einem Absturz des Raumschiffs und dem
Tod eines der zwei Piloten.
Die Rakete New Shepard ist nach Alan Shepard benannt, dem ersten Amerikaner im
All. Über den Flug am Montag hat Blue Origin einen kleinen Film erstellt, der
beeindruckende Bilder vom Start und insbesondere von der Landung zeigt. Im
Mittelteil wurde der Film durch einige Trickaufnahmen ergänzt, die etwas
irreführend sind, weil sie den Eindruck vermitteln, dass auch schon bei diesem
Flug Astronauten an Bord waren - was allerdings nicht der Fall war. Der Film lässt sich bei
Youtube ansehen.
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