Privates
Raumschiff gewinnt den X-Preis
von Stefan
Deiters
astronews.com
5. Oktober 2004
Zweimal muss
nach den Statuten des X-Preises ein privat finanziertes bemanntes Raumschiff
innerhalb von 14 Tagen die Grenze zum Weltall überschreiten, um den mit 10
Millionen Dollar dotierten Preis zu gewinnen. Nach dem ersten X-Preis-Flug am
29. September gelang
SpaceShipOne gestern der zweiten Flug. Beginnt nun die kommerzielle Eroberung des Alls?
Das Raumschiff SpaceShipOne. Foto: Scaled Composites |
SpaceShipOne, das erste privat finanzierte bemannte Raumschiff, dürfte
sich nunmehr endgültig seinen Platz in der Raumfahrtsgeschichte gesichert haben.
Schon im Juni erreichte das von Burt Rutan entwickelte Raketenflugzeug als
erstes privat-finanziertes bemanntes Raumschiff die offizielle Grenze zum
Weltraum. Der 63-jährige Pilot Mike Melville steuerte das Raumschiff und brachte
es - trotz einiger Probleme - sicher auf den Boden zurück. Mit diesem ersten
erfolgreichen Testflug, war der Weg frei, um sich um den X-Preis zu bewerben.
Nach den Kriterien muss danach innerhalb von 14 Tagen zwei Mal die Grenze zum
Weltall erreicht werden - und zwar mit einem bemannten und wieder verwendbaren
Raumschiff. Diese Grenze liegt bei 100 Kilometern Höhe über der Erde.
Nach einem ersten - wiederum nicht problemlos verlaufenden - Flug über die
Grenze des Weltalls hinaus in der vergangenen Woche, fand gestern der
entscheidende zweite Flug statt: Um 15.47 Uhr MESZ startet SpaceShipOne,
diesmal mit dem Testpiloten Brian Binnie an Bord, zündete eine Stunde später den
Raketenantrieb und landete um 17.14 Uhr MESZ wieder sicher in der kalifornischen Mojave-Wüste. Radarmessungen zu Folge erreiche SpaceShipOne eine Höhe von 112 Kilometern. Der X-Preis war damit gewonnen.
Das SpaceShipOne-Projekt um den Raketeningenieur Burt Rutan galt schon
seit einiger Zeit als das erfolgsversprechendste Team beim Kampf um den X-Preis.
Der Gewinn des Preises macht deutlich, dass zur Raumfahrt nicht unbedingt finanzstarke
Weltraumbehörden nötig sind. Allerdings hatte das SpaceShipOne-Projekt
mit dem Microsoft-Mitbegründer Paul Allen einen finanzkräftigen Förderer.
Eines der Ziele des X-Preises, nämlich den privat finanzierten Raumflug zu
fördern, schien schon vor dem zweiten erfolgreichen Flug von SpaceShipOne
erreicht zu sein: Richard Branson, Chef der Virgin-Gruppe, lizenzierte die
Technologie von SpaceShipOne für eine neue Generation von Raumschiffen, die dann
auch Weltraumtouristen mitnehmen können. Fünf solcher "Virgin
Galactic"-Raumschiffe sollen gebaut werden und erste Flüge könnten schon in rund
drei Jahren stattfinden. Billig ist das Vergnügen allerdings auf absehbare Zeit
nicht: Für die dreistündigen Flüge, die allerdings nur drei Minuten
Schwerelosigkeit bieten sollen, werden Ticket-Preise von rund 150.000 Euro
erwartet.
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