Adam und Anastasia sind im All
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
28. März 2015
Am Freitagabend ist die Flotte der europäischen Galileo-Navigationssatelliten
auf acht Satelliten angewachsen. Eine Trägerrakete vom Typ Sojus
brachte zwei weitere Galileo-Satelliten ins All und diesmal lief alles
nach Plan: Adam und Anastasia wurden genau im vorgesehenen Orbit ausgesetzt. Im August
des vergangenen Jahres war das nicht gelungen.
Start von zwei weiteren Galileo-Satelliten am
Freitagabend.
Foto: ESA /CNES / ARIANESPACE-Service
Optique CSG, S. Martin [Großansicht] |
Am 27. März 2015 sind um 22.46 Uhr MEZ die neuen Galileo-Satelliten
"Adam" und "Anastasia" mit einer russischen Sojus-Rakete vom
Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana ins All gestartet. Nach einem drei
Stunden und 48 Minuten dauernden Flug wurden sie auf ihrem Zielorbit in der
mittleren Erdumlaufbahn ausgesetzt. Damit ist die Flotte des europäischen
Satellitennavigationssystems, an dem auch das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) beteiligt ist, von sechs auf acht Satelliten angewachsen.
Nachdem "Adam" und "Anastasia" ihren Zielorbit erreicht hatten, entfalteten
sich planmäßig die Solarpaneele, die die Satelliten mit Energie versorgen. In
23.222 Kilometern Höhe kreisen "Adam" und "Anastasia" nun um die Erde, die sie
in etwa 14 Stunden einmal umrunden. Dabei senden sie hochpräzise
Navigationssignale aus, die weltweit empfangen werden können. Benannt wurden
auch diese Satelliten nach den Kindern, die im Jahr 2011 den Galileo-Malwettbewerb
der Europäischen Kommission gewonnen hatten.
"Nach dem Fehleinschuss der beiden Galileo-Satelliten im letzten
Jahr ist der erfolgreiche Start der Satelliten sieben und acht ein wichtiges
Signal für den weiteren Aufbau von Galileo", betont René Kleeßen,
Galileo-Programm-Manager beim Raumfahrtmanagement des DLR. "In der weiteren
Planung für 2015 sind noch zwei weitere Starts im September und Dezember
vorgesehen. Setzt sich der Aufbau des Systems so fort, plant die Europäische
Kommission im Jahr 2016, eine offizielle Erklärung zu den ersten Galileo-Diensten
abzugeben."
Insgesamt 30 Satelliten soll die Flotte des europäischen Navigationssystems
bei Erreichen der vollen Funktionsfähigkeit im Jahr 2020 umfassen. Galileo
wird dann Ortungs- und Navigationsdienstleistungen in bisher nicht erreichter
Präzision ermöglichen. Mindestens vier Satelliten decken dann rund um die Uhr
jeden Punkt der Erde mit Signalen ab.
Das Satellitensystem soll insgesamt vier Dienste anbieten: Einen offenen
Dienst mit einer Genauigkeit bis zu vier Metern, einen kommerziellen Dienst mit
höherer Genauigkeit von bis zu einem Meter, einen Dienst mit verschlüsselten und
zuverlässigen Signalen - beispielsweise für Behörden - sowie einen Such- und
Rettungsdienst. Galileo macht Europa aber auch unabhängig von den
militärisch genutzten Diensten GPS (USA), GLONASS (Russland) sowie Beidou
(China) und garantiert damit, dass die Navigationsdaten jederzeit zur Verfügung
stehen.
Mit "Milena" und "Doresa" waren im August 2014 die ersten beiden Satelliten
aus der so genannten Aufbauphase von Galileo gestartet. Aufgrund eines
technischen Defektes an der Oberstufe (Fregat) der Sojus-Trägerrakete
wurden sie jedoch in einer Umlaufbahn ausgesetzt, die außerhalb des Zielorbits
lag. Dies hat dazu geführt, dass die Satelliten nicht in der geplanten
kreisförmigen, sondern in einer elliptischen Umlaufbahn um die Erde fliegen.
Das Galileo-Kontrollzentrum Oberpfaffenhofen hat im Auftrag der
Europäischen Weltraumorganisation ESA und mit deren Unterstützung inzwischen
eine Bahnkorrektur durchführen können, um den Orbit zu optimieren. Sollen die
Satelliten vollständig in den Galileo-Betrieb integriert werden, so
wäre eine Anpassung des Bodensegments notwendig.
"In Zusammenarbeit mit mehreren an Galileo beteiligten europäischen
Kontrollzentren ist es unserem Betriebsteam gelungen, die Satelliten mit dem
bordeigenen Antriebssystem und dem begrenzten Treibstoff in eine bessere
Ausgangssituation zu bringen" , erläutert Walter Päffgen, Geschäftsführer der
DLR GfR mbH, die das Galileo-Kontrollzentrum beim DLR in
Oberpfaffenhofen betreibt.
In der ersten Phase von Galileo, der so genannten Entwicklungsphase, wurden
2011 und 2012 insgesamt vier Satelliten zur Erprobung des Systems ins Weltall
gestartet. Im März 2013 konnte mit ihrer Hilfe die erste autonome Position mit
Galileo-Signalen ermittelt werden. Diese Satelliten wurden von
Airbus Defense and Space in Ottobrunn bei München gebaut. Die Gesamtkosten
für die Entwicklung und den Aufbau von Galileo liegen bei zirka sechs
Milliarden Euro. Daran ist Deutschland mit rund 20 Prozent beteiligt.
Die Aufbauphase wird von der Europäischen Kommission beauftragt, finanziert
und durchgeführt. In ihrem Auftrag verhandelt die ESA die Industrieverträge für
Entwicklung und Bau des Systems. 22 Satelliten der Aufbauphase werden von der
OHB AG in Bremen gebaut. Die Ausschreibung für die restlichen Satelliten soll
voraussichtlich noch in diesem Jahr durch die Europäische Kommission erfolgen.
Am DLR-Standort in Oberpfaffenhofen ist eines von zwei Galileo-Kontrollzentren
stationiert. Für den Aufbau der deutschlandweiten Galileo-Testgebiete,
der GATEs, ist das DLR Raumfahrtmanagement in Bonn verantwortlich.
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