Erstmals Positionsbestimmung mit Galileo
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
12. März 2013
Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo
hat in den letzten Jahren überwiegend für negative Schlagzeilen gesorgt. Umso
glücklicher ist man jetzt bei der ESA, auch einmal positive Nachrichten
vermelden zu können: So gelang heute Morgen erstmals eine dreidimensionale
Positionsbestimmung mithilfe der ersten vier Galileo-Satelliten .

Bislang kreisen
vier Galileo-Satelliten um die Erde.
Bild: ESA / Carril / DLR |
Die europäische Weltraumagentur ESA freut sich über einen, von ihr selbst als
historisch bezeichneten Meilenstein auf dem Weg zu einem eigenständigen
europäischen Satellitennavigationssystem: Erstmals wurde eine
Positionsbestimmung auf der Erde mittels der vier in der Umlaufbahn befindlichen
Galileo-Satelliten und ihrer Bodenanlagen vorgenommen. Dieser
grundlegende Schritt bestätigt, dass das Galileo-System planmäßig
arbeitet.
Für eine dreidimensionale Positionsbestimmung sind mindestens vier Satelliten
notwendig. Die beiden ersten Galileo-Satelliten wurden im Oktober 2011
gestartet, die Satelliten 3 und 4 folgten ein Jahr später. "Nachdem die
Erprobung des zweiten Satellitenpaares abgeschlossen war, standen in den letzten
Wochen die Erzeugung von Navigationssignalen und ihre Sendung an Empfänger am
Boden im Mittelpunkt", erklärt Marco Falcone, der Galileo-Systemleiter
der ESA.
Gelungen ist diese erste Längen-, Breiten- und Höhenbestimmung am frühen
Morgen des 12. März im Navigationslabor im ESTEC, dem technischen Herzstück der
ESA im niederländischen Noordwijk. Die erreichte Genauigkeit von 10 bis 15
Metern entsprach angesichts der noch begrenzten Infrastruktur den Erwartungen.
Positionsbestimmung beruht auf einer völlig neuen europäischen
Infrastruktur: von den Satelliten im Weltraum über die beiden Kontrollzentren in
Italien und Deutschland bis zu dem weltweiten Netz von Bodenstationen auf
europäischem Hoheitsgebiet. "Der heutige Test ist in doppelter Hinsicht, nämlich
historisch und technisch, von Bedeutung", stellt Javier Benedicto, der
Galileo-Projektleiter der ESA, fest. "Historisch, weil Europa erstmals
ausschließlich mit seinem eigenen, unabhängigen Navigationssystem, Galileo,
eine Positionsbestimmung am Boden vornehmen konnte. Und technisch, weil die
Erzeugung von Galileo-Navigationssignalen einen wesentlichen Schritt
hin zur vollen Validierung vor der Inangriffnahme der Errichtung des
Gesamtsystems spätestens Ende dieses Jahres darstellt."
Mit vorerst nur vier Satelliten ist die gegenwärtige Galileo-Konstellation
maximal zwei bis drei Stunden pro Tag vollständig "sichtbar". Dies wird sich
ändern, sobald weitere Satelliten gestartet und weitere Bodenstationen in
Betrieb genommen werden. Erste Dienste von Galileo sollen ab Ende 2014
erbracht werden. Aufgrund der im Zuge der Validierung laufenden Testaktivitäten
kann es bei den Navigationssignalen zu Unterbrechungen kommen. In den kommenden
Monaten sollen diese Signale weiter angepasst werden, um den Abstand zwischen
der Galileo-Systemzeit und der koordinierten Weltzeit einerseits und
der GPS-Zeit andererseits zu bestimmen und so zum einen Galileo für
präzise Zeitgebungsanwendungen verlässlich zu machen und zum anderen seine
Interoperabilität mit dem GPS zu gewährleisten.
Die Definitionsphase und die Phase der Entwicklung und orbitalen Validierung
des Galileo-Programms wurden von der ESA durchgeführt und von ihr und
der Europäischen Kommission gemeinsam finanziert. Die Phase der Herstellung der
vollen Einsatzkapazität wird von der Europäischen Kommission geleitet und in
vollem Umfang von ihr finanziert. Die Kommission und die ESA haben eine
Übertragungsvereinbarung unterzeichnet, nach der die ESA als Entwurfs- und
Beschaffungsstelle im Auftrag der Kommission handelt.
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