Lander Beagle 2 nach elf Jahren aufgespürt
von Stefan Deiters astronews.com
16. Januar 2015
Seit Ende 2003 rätselten Astronomen und Raumfahrtexperten in
Großbritannien über das Schicksal ihres Marslanders Beagle 2,
der an Bord der ESA-Sonde Mars Express zum Roten Planeten gereist ist und
eigentlich Weihnachten 2003 dort landen sollte. Seitdem galt der Lander als
vermisst. Jetzt wurde er auf Bildern entdeckt. Er hat die Landung offenbar
überstanden.

Beagle 2 in einer Aufnahme des Mars
Reconnaissance Orbiter. Oben eine vergrößerte und
bearbeitete Ansicht, um Details des Landers
besser sichtbar zu machen.
Bild: HiRISE / NASA / JPL / Parker /
Leicester [Großansicht]

So hätte Beagle 2 nach einer geglückten Landung aussehen
sollen.
Bild: ESA / Denman productions |
Die Mission Mars Express der europäischen Weltraumagentur ESA gilt als großer
Erfolg. Seit mehr als elf Jahren kreist die Sonde um den Roten Planeten und hat
seitdem eindrucksvolle Daten und faszinierende Bilder unseres Nachbarn im
Sonnensystem zur Erde gefunkt. An Bord von Mars Express befand sich allerdings
auch ein kleiner Marslander, der am 19. Dezember 2003 von der Sonde
abkoppelt worden war und sechs Tage später auf der Oberfläche des Planeten
landen sollte.
Doch seitdem hat man nichts mehr von diesem Beagle 2 genannten Landegerät
gehört (astronews.com berichtete). Der Lander war hauptsächlich ein britisches Projekt. Nach dem
offensichtlichen Scheitern der Landung gab es bald Kritik an den beteiligten
Teams. Sogar eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt, doch was genau mit
Beagle 2 geschehen ist, wusste niemand. Trotz intensiver Suche mithilfe der
Sonden Mars Express und 2001 Mars Odyssey fand man nämlich keinerlei Spuren des
Landegeräts.
Mehr als elf Jahre später hat sich dies nun geändert: Auf detaillierten Bildern
der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter glauben Wissenschaftler Beagle 2 entdeckt
zu haben. Und zur Freude der damals beteiligten Teams scheint der Lander nicht
etwa abgestürzt zu sein, sondern steht - ungefähr im vorhergesagten Bereich -
auf der Oberfläche. Lediglich die Inbetriebnahme hat offenbar nicht so geklappt,
wie vorgesehen, da die Aufnahmen darauf schließen lassen, dass sich die
Solarzellenpaneele nicht alle entfaltet haben.
"Wir sind sehr glücklich, dass wir nun wissen, dass Beagle 2 auf dem Mars
gelandet ist", freute sich auch Alvaro Giménez, der bei der ESA verantwortliche
Direktor für Wissenschaft und robotische Exploration. "Die Hingabe, mit der
verschiedene Teams versucht haben, den Lander auf den hochaufgelösten Bildern zu
finden, ist schon beeindruckend."
"Dass man über das Schicksal von Beagle 2 überhaupt nichts wusste, war
doch sehr beunruhigend", ergänzt Rudolf Schmidt von der ESA, der damalige
Projektmanager für Mars Express. "Die Nachricht, dass es Beagle 2 tatsächlich
bis auf die Oberfläche geschafft hat, ist eine exzellente Neuigkeit."
Es war nicht leicht, den Lander auf den Aufnahmen zu finden: Selbst voll
entfaltet hat Beagle 2 gerade einmal einen Durchmesser von knapp zwei Metern, so
dass man bei der Suche in den Grenzbereich des Auflösungsvermögens des
Kamerasystems High Resolution Imaging Science Experiment (HiRISE) an
Bord der Sonde Mars Reconnaissance Orbiter gehen musste.
Als im vermuteten Landebereich Isidis Planitia in der Äquatorregion des Planeten
erste Spuren entdeckt worden waren, wurden weitere Aufnahmen gemacht und von
Teams in Großbritannien und den USA analysiert. Heute wurden die Ergebnisse auf einer Pressekonferenz in London offiziell vorgestellt.
Zu sehen ist
auf den Bildern nach Ansicht des Teams ein Lander, bei dem sich nicht alle
Solarzellenpaneele entfaltet haben. Ganz in der Nähe fanden sich zudem Spuren
des Hauptfallschirms sowie der Schutzabdeckung des Landers. Die Form, Farbe und Entfernung der
einzelnen Komponenten voneinander entspricht dem, was man für die Landung in
etwa erwarten würde.
Die Landestelle ist etwa fünf Kilometer vom Zentrum des erwarteten Landebereichs
entfernt. Man fand auch Hinweise auf die Position der Airbags, die den Aufprall
bei der Landung abfedern sollten, doch müsse man noch weitere Aufnahmen
abwarten, um hier sicher sein zu können, so die Wissenschaftler.
Die Aufnahme erklärt aber schon jetzt, warum es, trotz einer offenbar geglückten
Landung, im Dezember 2003 nicht möglich gewesen war, Kontakt zu Beagle 2 aufzunehmen: Damit die Antenne des Landers
funktioniert, hätten sich alle Solarzellenpaneele entfalten müssen, was aber
offenbar nicht geschehen ist.
Bei den Anwesenden in London herrschte heute überwiegend Freude darüber, dass
die Mission doch nicht so schief gelaufen ist, wie lange Zeit befürchtet
worden war. Man sprach sogar von einem "erfolgreichen Misserfolg". Nur einem, der
als "Gesicht" der Mission galt und sich immer wieder mit viel Enthusiasmus für
Beagle 2 eingesetzt hatte, war es nicht vergönnt, "seinen" Lander noch einmal
wiederzusehen: Colin Pillinger von der Open University, der Leiter des
Beagle-2-Projekts, war im Mai des vergangenen Jahres gestorben.
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