Beagle 2
bleibt stumm
Redaktion
astronews.com
8. Januar 2004
Größer könnten
die Unterschiede wohl derzeit kaum sein. Während man bei der NASA ausgelassen
die Landung des Rovers Spirit feiert, sieht man aus dem europäischen
Weltraumkontrollzentrum ESOC in Darmstadt überwiegend lange Gesichter: Vom
kleinen Lander Beagle 2 fehlt nämlich immer noch jede Spur. Die Sonde Mars Express
hingegen funktioniert wie vorgesehen und versuchte gestern den europäischen
Lander zu kontaktieren - erfolglos.
Blick ins europäische Raumfahrt-Kontrollzentrum am gestrigen
Mittwoch. Foto:
ESA |
Der Mars Express-Orbiter der ESA unternahm gestern seinen ersten
Versuch nach der Abtrennung des Landegeräts am 19. Dezember 2003, mit Beagle
2 Kontakt aufzunehmen. Er überflog um 13.13 Uhr MEZ zum ersten Mal das
Landegebiet von Beagle 2, konnte jedoch kein Signal des winzigen
Landegeräts empfangen. Weitere Versuche zur Kontaktaufnahme mit Beagle 2 sind in
den kommenden Tagen geplant.
Beagle 2 war am 19. Dezember von Mars Express - seiner
Muttersonde auf der 400 Millionen Kilometer langen interplanetaren Reise - auf
einem Kollisionskurs mit dem Roten Planeten ausgesetzt worden. Er trat sechs
Tage später in die Marsatmosphäre ein und sollte in der äquatornahen Region
Isidis Planitia landen. Die seitdem unternommenen Versuche, über den
NASA-Orbiter Mars Odyssey und über Radioteleskope auf der Erde mit
Beagle 2 zu kommunizieren, waren erfolglos.
Mars Express war etwa zeitgleich mit der Landung von Beagle 2
erfolgreich in eine Marsumlaufbahn eingeschwenkt. Anfang Januar führte er dann
eine Reihe geplanter Manöver zur Änderung seiner äquatorialen Umlaufbahn in eine
polare Umlaufbahn durch, um sich auf seine wissenschaftliche Mission
vorzubereiten und Kontakt mit Beagle 2 herzustellen.
Im Gegensatz zu Mars Odyssey und den Radioteleskopen verfügt Mars
Express über ein auf die Kontaktaufnahme mit Beagle 2
zugeschnittenes, voll erprobtes Kommunikationssystem, was der ESA mehr
Zuversicht verleiht, in den nächsten Tagen ein Signal aufzufangen: "Wir haben
noch nicht die Hoffnung aufgegeben, mit Beagle 2 in Kontakt zu treten,
aber wir wissen auch, dass die Sonde auf einem gnadenlosen Planeten gelandet
ist", sagt David Southwood, der Wissenschaftsdirektor der ESA. "In den kommenden
Tagen bieten sich weitere Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme mit Beagle 2,
und wir werden unser Bestes geben. Unser Mars Express-Orbiter hat
jedenfalls nun seine Einsatzbahn erreicht und funktioniert ordnungsgemäß. Ich
weiß, dass die Wissenschaftler seine ersten Ergebnisse mit Spannung erwarten."
Obwohl offiziell noch niemand Beagle 2 abschreiben will, wäre das
Auffangen eines Signals in den nächsten Tagen doch für die meisten eine große
Überraschung. So bleibt für die ESA zumindest ein Erfolg: Sie hat erstmals eine
Sonde in den Orbit um einen anderen Planeten geschickt - ein Unterfangen, das
der NASA oder etwa den Japanern auch nicht immer gelungen ist.
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