Beagle 2 -
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Redaktion
astronews.com
27. Dezember 2003, aktualisiert 29. Dezember 2003
Die
weihnachtliche Bescherung fiel für die Europäische Weltraumagentur ESA nicht
ganz so aus wie erwartet: Zwar schwenkte die Sonde Mars Express wie
vorgesehen auf eine Umlaufbahn um den roten Planeten ein, doch ist das
Schicksal des Marslanders Beagle 2 bis heute unklar: Sorgten nur widrige
Umstände dafür, dass bislang kein Signal der Sonde empfangen wurde oder ist sie
auf dem Mars zerschellt?
Beagle 2 sollte Weihnachten auf dem Mars landen. Bild:
Beagle 2 / ESA |
Die europäische Sonde Mars Express zündete am 25. Dezember um 03.47
Uhr MEZ nach ihrer 205tägigen Reise, auf der sie 400 Millionen km zurückgelegt
hat, ihr Haupttriebwerk für eine Brenndauer von 37 Minuten, um in eine
Umlaufbahn um den roten Planeten einzutreten. Diese Triebwerkszündung brachte
Mars Express auf eine Beschleunigung, womit sie sich der hohen
Fluggeschwindigkeit des Planeten um die Sonne anpassen und daraufhin von seinem
Schwerefeld erfasst werden konnte, so als wäre sie auf ein sich drehendes
Karussell aufgesprungen. Dieses Bahneinbringungsmanöver war ein voller Erfolg.
Dies ist eine große Errungenschaft für Europa, das damit zum ersten Mal eine
Sonde in eine Umlaufbahn um einen anderen Planeten eingebracht hat.
Ungefähr zeitgleich trat das Landegerät Beagle 2 von einem Hitzeschild
geschützt mit hoher Geschwindigkeit in die Marsatmosphäre ein. Es sollte um etwa
03.52 Uhr MEZ die Oberfläche des roten Planeten erreichen. Beim ersten Versuch,
über den NASA-Orbiter Mars Odyssey mit Beagle 2 zu kommunizieren,
der drei Stunden nach der Landung unternommen wurde, kam jedoch kein Funkkontakt
zustande. Das winzige Landegerät war vor einigen Tagen von der Muttersonde auf
einer Kollisionsbahn mit dem Mars ausgeklinkt worden. Vor seiner Abtrennung
wurde sein Bordcomputer so programmiert, dass er den Betrieb des Landegeräts
nach dem Aufsetzen auf der Oberfläche am späten Nachmittag (Ortszeit auf dem
Mars) übernimmt. Laut Planung müssen die Sonnenzellenpaneele vor Sonnenuntergang
entfaltet werden, um die Bordbatterien aufzuladen. Außerdem soll Beagle 2
ein Signal in einer bestimmten Frequenz aussenden, die das britische
Jodrell-Bank-Teleskop empfangen kann.
In der kommenden Woche wird die Umlaufbahn von Mars Express schrittweise
geändert, um den Orbiter auf seine wissenschaftliche Mission vorzubereiten.
Gegenwärtig befindet er sich auf einer stark elliptischen äquatorialen
Umlaufbahn in einer Entfernung von mehreren tausend Kilometern vom Mars. Am 30.
Dezember wird das Missionskontrollteam der ESA die Befehle zur Zündung der
Triebwerke des Orbiters geben, wodurch er in eine polare, weniger stark
elliptische Umlaufbahn gelenkt wird. Von dort aus wird Mars Express
ausführliche Untersuchungen der Oberfläche, Bodenstrukturen und Atmosphäre des
Planeten durchführen. Die Inbetriebnahme einiger wissenschaftlicher
Bordinstrumente wird Mitte Januar beginnen. Die ersten wissenschaftlichen
Ergebnisse werden in der zweiten Monatshälfte erwartet.
"Die Ankunft von Mars Express ist ein großer Erfolg für Europa und die
internationale Wissenschaftsgemeinde. Wir warten nun nur noch auf ein Signal von
Beagle 2, damit unser Traum an diesem Weihnachtsfest in Erfüllung gehen
kann", sagt David Southwood, der Wissenschaftsdirektor der ESA am 1.
Weihnachtstag. "Mit Mars Express haben wir ein äußerst leistungsfähiges
Observatorium auf einer Umlaufbahn um den Mars, und wir warten schon mit
Spannung auf seine ersten Ergebnisse. Mit seinen Instrumenten können wir den
Planeten von seiner oberen Atmosphäre bis auf wenige Kilometer unter seiner
Oberfläche erforschen, wo wir entscheidende Hinweise über die Voraussetzungen
für Leben, insbesondere Spuren von Wasser zu finden hoffen. Diese Mission wird
uns ein besseres Verständnis der Gegenwart und Vergangenheit unseres
Nachbarplaneten vermitteln, viele Fragen der Wissenschaftler beantworten und
wahrscheinlich eine noch größere Anzahl neuer faszinierender Fragen aufwerfen.
Sie wird sicherlich eine neue Ära der europäischen Exploration des Weltraums
einleiten."
Mit Spannung schaute man dann nach England, wo die Trägerfrequenz von
Beagle 2 in den Nachtstunden vom 25. auf den 26. Dezember 2003 zu empfangen
sein müsste. Zur großen Enttäuschung hörte allerdings auch das Radioteleskop in
Jodrell Bank nichts von Beagle 2. Damit musste sich die ESA für den
ersten Tag der Ankunft am roten Planeten mit einem Teilerfolg, dem Einschwenken
des Orbiters in die Mars-Umlaufbahn, zufrieden geben. Die nächste
Kontaktmöglichkeit bestand gestern abend, als die amerikanische Raumsonde
Mars Odyssey erneut den Landeplatz von Beagle 2 überflog. Allerdings
konnte die amerikanische Sonde wieder kein Signal des Landers auffangen.
Bei der ESA will man die Hoffnung allerdings nicht aufgeben und hofft, später
noch einen Kontakt herstellen zu können. Für den externen Beobachter erinnert
die Situation allerdings fatal an die Ereignisse Ende 1999 als die NASA mehrere
Wochen lang medienwirksam noch auf ein Signal ihres Polar Landers wartete
- eine Mission, die schließlich zum Totalverlust erklärt wurde und das
Mars-Programm der Amerikaner erheblich durcheinander brachte. Bleibt zu hoffen,
dass Beagle 2 dieses Schicksal erspart bleibt.
Nach Angaben des Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Darmstadt,
kann die erste Nachricht von Beagle 2 sogar bis zu einer Woche nach der Landung
auf sich warten lassen: "Die Ursache für die zeitverzögerte Kenntnis von der
Landung ist die Tatsache, dass wir niemals einen direkten Kontakt zu unserem
Beagle 2 haben, sondern diesen immer nur über Relaisstationen wie den
amerikanischen Mars Odyssey Orbiter oder den europäischen Mars Express
Orbiter erreichen", erklärte Lutz Richter vom DLR, der zum wissenschaftlichen
Team des Beagle 2-Landegeräts gehört.
Aktualisierung 29. Dezember 2003: Auch am Wochenende konnte vom
Lovell-Radioteleskop des Jodrell Bank Observatoriums in Cheshire,
Großbritannien, kein Signal empfangen werden. Der erneute Kontaktversuch seitens
des Mars Odyssey Orbiters am Sonntag morgen schlug ebenfalls fehl. In den
nächsten Tagen werden weitere Kontaktversuche über Mars Odyssey folgen.
Sowohl Colin Pillinger, Beagle 2 Chef-Wissenschaftler der Open
University in Großbritannien, als auch David Southwood,
Wissenschaftsdirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, äußerten sich
in der Zwischenzeit optimistisch in Hinblick auf eine mögliche Kontaktaufnahme
über den Mars Express Orbiter. Dieser wird momentan in seine endgültige
Umlaufbahn um den Mars gebracht und wird voraussichtlich ab 04. Januar 2004 in
Reichweite des Beagle 2 Landegeräts sein.
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