Wieder Kontakt zu Wissenschaftssatellit
von Stefan Deiters astronews.com
28. Juli 2014
Der Kontakt zum russischen Wissenschaftssatelliten FOTON-M4
ist offenbar wiederhergestellt. Nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde
Roskosmos läuft die Kommunikation mit dem Satelliten normal und auch das
Flugprogramm konnte zum Bordcomputer übermittelt werden. Es bleiben allerdings
noch Fragen offen.

Die
Sojus-Trägerrakete mit dem Satelliten FOTON-M4
vor dem Start in Baikonur.
Foto: Roskosmos |
Die Situation rund um den russischen Wissenschaftssatelliten
FOTON-M4 hat sich offenbar etwas entspannt: Nach Angaben der russischen
Raumfahrtbehörde Roskosmos besteht seit Sonnabend wieder Kontakt zum
Satelliten FOTON-M4, der vor etwas mehr als einer Woche gestartet
worden war. Alle Systeme an Bord des Satelliten würden normal funktionieren, die
Ursache für die Kommunikationsprobleme würden gesucht.
Wie berichtet, hatte es offenbar unmittelbar
nach dem Start von FOTON-M4 in der Nacht auf Sonnabend vor einer Woche ein Problem mit dem Kommunikationssystem des Satelliten
gegeben. Dadurch ließen sich keine Kommandos mehr an FOTON-M4 übertragen. Eine
entsprechende Meldung der russischen Zeitung Iswestija wurde bald auch
von offizieller Seite bestätigt, zuvor hatte es keine Hinweise auf ein Problem
mit der Mission gegeben.
Trotz der positiven Nachrichten befand sich FOTON-M4 am Wochenende
allerdings noch immer auf der Umlaufbahn, die sie gleich nach dem Start
eingenommen hatte. Dabei schwankt ihre Entfernung von der Erde zwischen 258 und
572 Kilometern. Ein notwendiges Kurskorrekturmanöver in den Tagen nach dem Start
hatte nämlich offenbar wegen der Probleme nicht stattgefunden.
Durch diese Kurskorrektur soll der Satellit auf eine kreisförmige Umlaufbahn
gebracht werden, um so optimale Bedingungen für Experimente in Schwerelosigkeit
zu erreichen. Ob dieser Orbit noch erreicht werden kann, blieb auch am
Wochenende offen. Außerdem ist ein weiteres Zünden der Triebwerke für eine
kontrollierte Rückkehr der Kapsel zur Erde nötig.
Bei FOTON-M4 handelt es sich um eine Weiterentwicklung früherer
FOTON-Kapseln, die mit zwei Monaten deutlich länger im All bleiben kann, als es bei
zurückliegenden FOTON-Missionen möglich war. Die Satelliten bieten Wissenschaftlern eine alternative
Möglichkeit zur Forschung unter Weltraumbedingungen. Auch deutsche Forscher sind
mit vier materialwissenschaftlichen Experimenten an Bord von FOTON-M4 vertreten
und hatten sich auch schon an früheren FOTON-Missionen beteiligt.
Besonderes Interesse erweckten allerdings diesmal die biologischen Experimente
an Bord der Kapsel: An Bord befinden sich nämlich auch einige Geckos, deren
Verhalten in Schwerelosigkeit untersucht werden soll. Dabei sollen sie sich nach
den Plänen der Wissenschaftler in den kommenden zwei Monaten auch fortpflanzen.
Von der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti wurde ein für das
FOTON-Programm verantwortlicher Wissenschaftler nach Bekanntwerden der Probleme
mit den Worten zitiert, dass die Bedingungen an Bord der Kapsel normal wären,
die Geckos also überleben und sich auch fortpflanzen könnten. Er soll zudem
betont haben, dass dies eines der Hauptziele der Mission sei.
Für die Presse war dies natürlich ein gefundenes Fressen: Die zahlreichen
anderen Experimente an Bord von FOTON-M4 wurden ausgeblendet und es gab
- vor allem in englischsprachigen Medien - Ende der vergangenen Woche oft
Schlagzeilen wie "Sex-Geckos umrunden die Erde in einem außer Kontrolle
geratenen Satelliten" oder auch "Lust in Space - Russen verlieren Kontrolle über
Gecko-Sex-Satellit."
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