16 Tage Schwerelosigkeit auf kleinstem Raum
Redaktion / DLR
astronews.com
26. Mai 2005
Experimente
in der Schwerelosigkeit benötigen nicht unbedingt eine Raumstation. Dies beweist
schon seit vielen Jahren das russische FOTON-Programm, in dessen Rahmen am
Dienstag ein weiterer Satellit gestartet werden soll. An Bord sind 39
Experimente, von denen allein 18 von deutschen Wissenschaftlern stammen. Nach 16
Tagen wird die FOTON-Kapsel in der russischen Steppe niedergehen.
Integration des Forschungssatelliten FOTON auf die Spitze der
Spitze der Sojus-Trägerrakete. Foto: ROSKOSMOS
Die gelandete Forschungskapsel FOTON-12. Foto: ROSKOSMOS |
Am Dienstag, 31. Mai 2005, soll um 14.00 Uhr MEZ der Satellit FOTON-M2
vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur mit einer Sojus-Rakete starten.
An Bord werden sich 39 Experimente zur Forschung in der Schwerelosigkeit
befinden. 18 dieser Experimente stammen von deutschen Wissenschaftlern. 16 Tage
lang soll FOTON-M2 um die Erde kreisen, um dann in der russischen Steppe
nahe der Grenze zu Kasachstan zu landen.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) beteiligt sich seit 1989 an den russischen FOTON-Satelliten
für Experimente in Schwerelosigkeit, Restatmosphäre, unter Weltraumstrahlung und
Wiedereintrittsbedingungen. Dies ist bereits der achte Flug, den deutsche
Wissenschaftler zur Forschung nutzen.
Während der Satellit die Erde umkreist, besteht für die 39 Experimente aus
Mitgliedsländern der ESA, Russland und Kanada eine Labor- und
Forschungsumgebung, in der Schwerelosigkeit herrscht. Die Experimente
beschäftigen sich mit der Kristallzüchtung, Messung hochgenauer Stoffdaten,
Flüssigkeitsdynamik, Gravitations- und Strahlenbiologie sowie der
Wiedereintrittstechnologie.
Beteiligt sind das DLR-Institut für Luft- und
Raumfahrtmedizin in Köln und das DLR-Institut für Bauweisen- und
Konstruktionsforschung in Stuttgart, die TU Bergakademie Freiberg, die
Universitäten Freiburg, Karlsruhe, Gießen, Erlangen, Ulm, Saarbrücken, die TU
Berlin und die TU Darmstadt.
2003 hat die Europäische Weltraumorganisation ESA mit der russischen
Raumfahrtagentur Roskosmos einen Vertrag zum Flug von 385 Kilogramm Nutzlast in
der Wiedereintrittskapsel FOTON-M2 unterzeichnet (astronews.com
berichtete). Diese Nutzlast setzt sich zusammen aus 18 von der ESA und den
nationalen Agenturen entwickelten Experimentanlagen unterschiedlichster Größe
und Komplexität.
Alle Experimente, die durch Batteriepakete, Prozessoren, ein Vakuumsystem und
andere Subsysteme ergänzt werden, müssen in der Kapsel mit einem Durchmesser von
nur zwei Meter Platz finden. Hierfür ist die sorgfältige logistische Planung
durch den Entwickler und Betreiber von FOTON, die staatliche russische Firma
ZSKB Progress in Samara, erforderlich. Besondere Aufmerksamkeit muss dabei den
biologischen Experimenten gewidmet werden, da die sehr empfindlichen Proben erst
unmittelbar vor dem Start geliefert und eingebaut werden können und kurz nach
der Landung bereits wieder entnommen werden müssen.
Das Gesamtgewicht von FOTON beträgt rund 6,5 Tonnen, den Experimenten steht mit
zusätzlichen Batterien eine durchschnittliche elektrische Leistung von 800 Watt
zur Verfügung.
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