Raumfrachterfang mit dem Greifarm
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
15. Juli 2014
Morgen Mittag wird der Raumfrachter Cygnus, der am Sonntag
zur Internationalen Raumstation ISS gestartet ist, die Station erreichen. Für
den deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst und seinen amerikanischen Kollegen
Steve Swanson wird es dann Ernst: Sie müssen Cygnus mit dem Greifarm der Station
einfangen.
Der Roboterarm
"Canadarm-2" an der Außenseite der
Internationalen Raumstation ISS ist fast 17 Meter
lang und ist mit sieben Gelenken versehen.
Bild: NASA/ESA [Großansicht] |
Bis auf zwölf Meter nähert sich morgen - am 16. Juli 2014 um 12.39 Uhr MESZ
- der Raumfrachter Cygnus der Internationalen Raumstation ISS - und dann
muss Astronaut Alexander Gerst gemeinsam mit seinem Kollegen Steve Swanson dafür
sorgen, dass das Raumschiff sicher eingefangen und an die Raumstation angedockt
wird.
Während Swanson den Roboterarm bedient, wird Gerst unter anderem die Kameras
am Roboterarm steuern. Trainiert hat der deutsche ESA-Astronaut dieses Manöver
bereits vor seinem Start ins All sowie in der vergangenen Woche an Bord der ISS.
"Da gibt es eine ausgeklügelte Choreographie, der das Team folgt", sagt
Astronautentrainer Norbert Illmer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR).
"Wie eine Kobra vor ihrer Beute", beschreibt Alexander Gerst den über 17
Meter langen Roboterarm "Canadarm-2", der sich mit sieben Gelenken an der
Außenseite der ISS entlangbewegen kann. Wenn der Raumfrachter, der am 13. Juli
2014 um 18.52 Uhr MESZ im Rahmen der Mission Orbital 2 zur ISS
startete, ankommt, werden Alexander Gerst und Steve Swanson in der
Aussichtskuppel Cupola bereit sein.
"Alexander Gerst wird bei diesem Einfangmanöver die Assistentenrolle
einnehmen und dem Operator Swanson den Rücken frei halten", sagt
Astronautentrainer Illmer. Trainiert sind beide Astronauten für beide Funktionen
- und könnten bei Bedarf jederzeit die Rollen tauschen. Bevor der Roboterarm
zugreifen kann, muss Gerst kontrollieren, dass sowohl die Raumstation als auch
der Transporter frei und ohne Antriebsstöße schweben. Erst dann kann Swanson den
Roboterarm steuern und das Raumschiff greifen. Damit er dabei die beste Sicht
auf das Geschehen außerhalb der ISS hat, wird sein Assistent Alexander Gerst
beispielsweise Blickwinkel und Zoom der Kameras an die jeweilige Situation
anpassen.
"Swanson konzentriert sich auf die Steuerung, Alexander muss das Gesamtbild
im Auge haben", erläutert Illmer. "Ohne diese Teamarbeit kann dieses Manöver
nicht durchgeführt werden." 20 Minuten dauert diese "heiße" Phase, in der der
Transporter mit dem Roboterarm erfasst wird. Nach einem anschließenden Check in
den nächsten ein, zwei Stunden wird Cygnus dann an dem amerikanischen
Verbindungsknoten Harmony der ISS angebracht.
Die Verbindungsluke zwischen Raumstation und Transporter wird einen Tag
später geöffnet. Fast 1.500 Kilogramm Fracht bringt der Transporter zur ISS mit.
Dazu gehören neben einem Schwarm kleiner Satelliten, sogenannten CubeSats,
auch verschiedene amerikanische Studentenexperimente, Material für die
Raumstation sowie Ausrüstung für Weltraumausstiege. Die Astronauten dürften sich
vor allem auf die 764,2 Kilogramm Essen, Versorgung und Crew-Pakete freuen, die
ebenfalls mit Cygnus ankommen.
Seinen Rückflug tritt der Transporter in etwa einem Monat an, um dann gefüllt
mit Abfällen über dem Südpazifik wieder in die Atmosphäre einzutreten. Beteiligt
ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst auch bei der Ankunft des europäischen
Raumtransporters ATV-5 voraussichtlich am 12. August 2014, wenn er das
automatische Andocken überwachen und gegebenenfalls stoppen muss. Dann werden
6.500 Kilogramm Fracht - darunter auch ein Schmelzofen für
materialwissenschaftliche Untersuchungen - die ISS erreichen.
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