Planet mit Mond und ohne Sonne?
von Stefan Deiters astronews.com
11. April 2014
Astronomen glauben, dass sie eventuell den ersten Hinweis
auf einen Mond entdeckt haben könnten, der um einen Planeten außerhalb unseres
Sonnensystems kreist. Einziges Problem: Der Fund lässt sich nicht bestätigen,
die Beobachtung nicht wiederholen. Das verräterische Signal könnte auch von
einem lichtschwachen Stern stammen, um den ein Planet kreist.
Haben Astronomen
den ersten extrasolaren Planeten mit Mond
entdeckt?
Bild: NASA/JPL-Caltech |
Allein um den größten Planeten im Sonnensystem, den Gasriesen Jupiter,
kreisen über 60 Monde. Da erscheint es unwahrscheinlich, dass extrasolare
Planeten, also Welten, die andere Sonnen umrunden, mondlos sind. Nur gefunden
hat man bislang noch keinen dieser sogenannten Exomonde. Oft ist man schließlich
bereits froh, wenn man überhaupt die schwachen Signale der fernen Planeten
sicher identifizieren kann.
Jetzt allerdings könnten Astronomen einen ersten Hinweis auf einen Exomond
gefunden haben. Das Verfahren, mit dem die potentielle Entdeckung gelang,
erlaubt allerdings keine erneuten Beobachtungen, so dass eine Bestätigung des
Fundes nicht möglich ist.
"Es gibt keine Chance, diesen Exomond-Kandidaten noch einmal zu beobachten",
erklärt David Bennett von der University of Notre Dame. "Wir hoffen
aber auf weitere ähnliche unerwartete Funde." Sollte es dazu kommen, könnte man
eventuell gewisse statistische Aussagen über solche Begleiter von extrasolaren
Planeten machen.
Welten um andere Sonnen werden in der Regel mithilfe von zwei Verfahren
aufgespürt: Entweder hält man nach einem Transit des fernen Planeten vor seiner
Sonne Ausschau oder man sucht nach einem verräterischen Wackeln eines Sterns,
das durch einen umlaufenden Planeten verursacht wird. Es gibt allerdings,
abgesehen von den äußerst seltenen direkten Beobachtungen, noch eine weitere
Methode, die man zur Suche nach extrasolaren Planeten verwenden kann: den
sogenannten Microlensing-Effekt.
Dabei beobachtet man die Helligkeit eines weit entfernten Sterns. Läuft ein
anderer Stern durch die Sichtlinie, wird das Licht des Hintergrundsterns
aufgrund des Gravitationslinsen-Effektes auf typische Weise verstärkt. Ein
solches "Aufleuchten" dauert typischerweise einige Wochen. Wird der Stern, der
durch die Sichtlinie wandert, von einem Planeten umrundet, wird diese
Verstärkung auf charakteristische Weise gestört. Durch eine genaue Auswertung
des Aufleuchtens lässt sich die relative Masse von Stern und Planet bestimmen.
Es könnte natürlich auch vorkommen, dass nicht etwa ein Stern die Sichtlinie
durchläuft, sondern ein Planet ohne Sonne. Dann würde sich, wenn dieser von
einem Mond umkreist wird, die Masse des Mondes relativ zu dem Planeten messen
lassen.
Bei dem jetzt untersuchten Microlensing-Ereignis ist allerdings nicht klar,
um was genau es sich handelt: Das Verhältnis der Masse von Objekt und Begleiter
ist 1 zu 2.000. Damit könnte es also ein kleiner lichtschwacher Stern sein, der
von einem Planeten mit etwa der 18-fachen Masse der Erde umkreist wird oder aber
ein Planet, der massereicher ist als Jupiter und von einem Mond umrundet wird,
der eine geringere Masse als die Erde hat. Die Astronomen haben keine
Möglichkeit herauszufinden, welche dieser beiden Alternativen zutreffend ist.
"Die Variante, dass es sich um einen Planeten mit Mond handelt, wäre eine
spektakuläre Entdeckung, weil es eine komplett neue Art von System darstellen
würde", so Wes Traub, der Chefwissenschaftler der Exoplanet Exploration
Program Office der NASA, der nicht an der Studie beteiligt war. "Das Modell
der Forscher spricht eher für die Mond-Variante, doch wenn man sich anschaut,
welches Szenario in der Natur wohl wahrscheinlicher ist, dürfte die Lösung mit
dem Stern gewinnen."
Das Problem ist, dass man die Entfernung zu dem Paar, das für das
Microlensing-Ereignis verantwortlich ist, nicht kennt: Ein nähergelegenes,
massearmes Paar würde für den gleichen Effekt sorgen wie ein massereicheres
entfernteres Paar. Es ist aber kaum möglich, nach Ende eines Microlensing-Ereignisses
noch weitere Daten zu bestimmen, so dass wohl nie geklärt werden wird, um was es
sich bei dem System mit der Bezeichnung MOA-2011-BLG-262 handelt.
Die Beobachtungen wurden im Rahmen der Projekte Microlensing Observations
in Astrophysics (MOA) und Probing Lensing Anomalies NETwork
(PLANET) durchgeführt, die Teleskope auf Neuseeland und Tasmanien nutzen. Über
die Entdeckung berichten die Astronomen in einem Fachartikel in der Zeitschrift
Astrophysical Journal.
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